Ein Koffer voller Tiere
Schwierigkeiten begriff. Dann nahm er Jacquie in den Arm und fort waren sie. Es war köstlich anzusehen, wie der Fon Jacquie fest an sich zog, so daß sie fast vollständig in seinen fließenden Gewändern verschwand. Manchmal konnte man sie überhaupt nicht mehr sehen. Dann meinte man, der Fon, dem auf mysteriöse Weise ein zweites Paar Beine gewachsen war, tanze mit sich selbst. Noch etwas kam mir an dem Tanz komisch vor. Zuerst erkannte ich es nicht, dann sah ich, daß Jacquie den Fon führte. Sie walzten lachend an mir vorbei und amüsierten sich beide großartig.
»Du tanzt fein, mein Freund. Du hast gut gelernt von meiner Frau!« schrie ich.
»Ja, ja!« brüllte der Fon über Jacquies Kopf hinweg. »Feiner Tanz. Deine Frau gute Frau für mich.« Nach einer Viertelstunde kamen sie endlich erhitzt und atemlos an ihre Plätze zurück. Der Fon nahm einen riesigen Schluck reinen Gin zur Wiederbelebung und beugte sich dann zu mir. »Deine Frau fein«, teilte er mir in einem rauhen Flüstern mit. Vermutlich meinte er, das Lob könne Jacquie den Kopf verdrehen. »Sie tanzt fein. Sie feine Lehrer. Sie bekommt jetzt Mimbo... Extramimbo werde ich ihr geben.«
Ich drehte mich zu Jacquie um, die sich ahnungslos fächelte. »Du hast großen Eindruck auf unseren Gastgeber gemacht«, sagte ich.
»Er ist ein guter, alter Bursche, und er tanzt außergewöhnlich gut. Hast du gesehen, wie er im Handumdrehen die Sambà begriffen hat?«
»Ja«, antwortete ich, »er war von dir als Lehrerin so begeistert, daß er dich belohnen will.«
Jacquie sah mich argwöhnisch an. «Er will mich belohnen?«
»Du bekommst eine Kalebasse mit Extramimbo — Palmwein.«
»Du liebe Güte, ich kann das Zeug nicht ausstehen.« Jacquie war entsetzt.
»Sei vernünftig, nimm das Glas, probier es und dann frag’ ihn, ob du es mit seinen Frauen teilen darfst.«
Fünf Kalebassen wurden hereingebracht, jede mit grünen Blättern verstöpselt. Der Fon probierte alle, bevor er entschied, welcher Wein der beste sei. Dann wurde ein Glas gefüllt und Jacquie gereicht. Sie dachte an ihre gute Erziehung, nahm einen Schluck, rollte ihn im Munde umher und schluckte; dann erschien ein Ausdruck intensiver Zufriedenheit auf ihrem Gesicht.
»Der Mimbo ist großartig«, rief sie, als habe man ihr eben einen Napoleon angeboten. Der Fon strahlte. Da er sie genau beobachtete, nahm Jacquie einen zweiten Schluck.
Noch größer schien ihr Entzücken.
»Dies ist der beste Mimbo, den ich je getrunken habe«, sagte sie.
»Ha, gut! Feiner Mimbo. Neuer Mimbo.«
»Erlaubst du, daß deine Frauen ihn mit mir trinken?« fragte Jacquie.
»Aber ja.« Auf eine großartige Handbewegung hin, raschelten die Frauen heran. Sie grinsten schüchtern, und Jacquie goß ihnen rasch den Rest des Mimbo in die rosa Handflächen.
In diesem Augenblick — der Stand der Ginflasche war alarmierend gesunken — sah ich auf meine Uhr und mit Entsetzen stellte ich fest, daß es in zweieinhalb Stunden dämmern würde. Da ich am Morgen viel zu tun hatte, entschuldigte ich uns, und wir brachen auf. Der Fon bestand darauf, uns mit der Kapelle bis zur Treppe des Gästehauses zu bringen. Hier umarmte er uns liebevoll.
»Gute Nacht, mein Freund.« Er schüttelte meine Hand. »Gute Nacht. Vielen Dank. Es war sehr schön.«
»Ja, vielen, vielen Dank«, stimmte Jacquie ein.
»Wah«, sagte der Fon und tätschelte Jacquie den Kopf, »wir haben fein getanzt. Du bist gute Frau für mich, eh?«
Wir sahen ihm nach, wie er über den weiten Hof davonging, groß und elegant in seinen Gewändern. Der Bursche mit der Lampe, die einen Teich von goldenem Licht um ihn warf, trottete neben ihm her. Sie verschwanden in dem Gewirr von Hütten. Da Zwitschern der Flöten und das Dröhnen der Trommeln wurde schwächer und erstarb schließlich. Dann hörten wir nur noch die Rufe der Grillen und Laubfrösche und die schwachen, tutenden Schreie der Fledermäuse.
Als wir endlich unter unsere Moskitonetze krochen, krähte irgendwo in der Ferne heiser und verschlafen der erste Hahn.
DURCH BOTEN
Mein guter Freund,
allseits guten Morgen! Deine Nachricht habe ich erhalten und den Inhalt gut verstanden. Mein Husten ist etwas besser, aber nicht viel.
Ich bin einverstanden, daß Du meinen Jeep gegen wöchentliche Abrechnung mietest. Ich bitte aber, ihn mir zu überlassen, wenn ich zu einer Versammlung nach N’dop, Bemenda oder sonstwohin fahren muß oder ihn für irgendeine andere dringende Sache brauche.
Außerdem möchte
Weitere Kostenlose Bücher