Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
Vom Netzwerk:
keine Frauen hast, hast du keine Babies... Männer haben keine Babies«, war Jacquies realistische Antwort. Diese Bemerkung setzte den Fon in solches Entzücken, daß ich fürchtete, ihn würde der Schlag treffen. In seinen Sessel zurückgelehnt lachte er, bis ihm die Tränen kamen.
    Plötzlich setzte er sich auf. Er wischte sich die Augen, noch von Lachen geschüttelt. »Deine Frau hat Verstand«, bemerkte er vergnügt und goß Jacquie ein großes Glas Whisky ein, als Anerkennung für ihre Intelligenz. »Du wärst eine, gute Frau für mich«, sagte er und strich ihr zärtlich über den Kopf. »Chirri-ho.«
    Die Kapelle kam zurück. Die Männer wischten sich den Mund von einer Mahlzeit außerhalb des Tanzhauses. Offensichtlich gut gestärkt, intonierten sie eine meiner Lieblingsmelodien aus dem Repertoire von Bafut, den Schmetterlingstanz. Es war eine fröhliche kleine Melodie. Die Frauen stellten sich zu diesem entzückenden Tanz im Saal auf. Sie tanzten in einer Reihe mit minutiösen, komplizierten Bewegungen der Hände und Füße. Dann faßten sich die beiden ersten der Reihe an den Händen, die letzte Tänzerin am anderen Ende wirbelte nach vorn, fiel dann zurück, um von den beiden mit verschränkten Händen aufgefangen und hochgeschleudert zu werden. Je schneller der Tanz und die Musik wurden, desto ungestümer wirbelte sich der Schmetterling herum und desto ekstatischer schossen die beiden anderen ihn wieder hoch. Als der Tanz auf dem Höhepunkt war, erhob sich der Fon majestätisch und schloß sich unter dem Jubel der Zuschauer der Reihe der tanzenden Frauen an. Laut singend wirbelte er die Reihe hinunter; dabei wehte sein rot-gelbes Gewand wie eine bunte Fahne. »Ich tanze, ich tanze, und niemand kann mich anhalten«, jubilierte er, »doch muß ich aufpassen, daß ich nicht wie ein Schmetterling auf den Boden falle.« Wie ein Kreisel wirbelte er umher und übertönte mit seiner Stimme den Gesang der Frauen.
    »Ich hoffe inständig, daß sie ihn nicht fallenlassen«, sagte ich zu Jacquie, und beobachtete die beiden kurzen, fetten Frauen, die am Ende der Reihe mit verschränkten Händen etwas nervös auf ihren Herrn und Meister warteten.
    Nach einer letzten raschen Drehung ließ sich der Fon rückwärts auf seine Frauen fallen, die ihn zwar hielten, aber unter dem Aufprall schwankten. Bei der »Landung« breitete er die Arme weit aus, so daß die Frauen für einen Augenblick hinter den fliegenden Ärmeln verschwanden, und man nur diesen riesigen bunten »Schmetterling« sah. Hingestreckt auf den Armen der Frauen strahlte er zu uns herüber. Sein Käppchen saß etwas schief. Dann schleuderten ihn die Frauen mit aller Kraft auf den Boden. Lachend und keuchend kam er zu uns zurück und warf sich in seinen Sessel.
    »Mein Freund, welch feiner Tanz«, sagte ich voller Bewunderung, »du bist mächtig stark.«
    Jacquie, die ebenfalls von dieser Darbietung beeindruckt war, stimmte zu. »Ja, du hast viel Kraft.«
    »Schöner Tanz, feiner Tanz«, sagte der Fon. Er lachte und füllte automatisch die drei Gläser.
    »Ihr habt einen anderen Tanz hier in Bafut, den ich sehr liebe, ihr tanzt ihn mit Pferdeschwänzen«, sagte ich.
    »Ah, ja, ja, ich weiß schon, den Pferdeschwanztanz.«
    »Richtig, mein Freund, wirst du ihn meiner Frau einmal zeigen?«
    »Aber ja, mein Freund.« Der Fon lehnte sich vor und gab einen Befehl. Eine der Frauen eilte aus dem Saal. Der Fon drehte sich um und lächelte Jacquie zu.
    »Bald bringen sie Pferdeschwänze, und dann tanzen wir.«
    Kurz darauf kam die Frau mit einem Bündel weißer, seidiger Pferdeschwänze zurück; sie waren 60 und mehr Zentimeter lang und steckten in kunstvollen Haltern, die aus Leder geflochten waren. Der Fon hatte einen besonders langen und prächtigen. Die Riemen für die Halter waren blau, rot und gold gefärbt. Mit einer eleganten, langsamen Bewegung schwang er den Schwanz durch die Luft. Das Haar rieselte und flutete wie eine Rauchwolke vor ihm her. Zwanzig Frauen mit Pferdeschwänzen bildeten auf der Tanzfläche einen Kreis. Der Fon stellte sich in die Mitte. Auf ein Zeichen mit dem Pferdeschwanz setzte die Kapelle ein, und der Tanz begann.
    Dieser Pferdeschwanztanz ist zweifellos der sinnenfreudigste und schönste aller Bafuttänze. Der Rhythmus ist ungewöhnlich; kleine Trommeln führen mit hartem Stakkatoschlag, unter dem die großen Trommeln rumpeln und brummen. Die Bambusflöten piepsen und zirpen so hell, daß sie mit den Trommeln nichts gemeinsam zu haben

Weitere Kostenlose Bücher