Ein Koffer voller Tiere
(genauso wie ein wildes Eichhörnchen). Dann schwingen sie das Hinterteil herum, um der Gefahr ins Auge zu sehen und rascheln mit dem Stachelbündel am Schwanzende. Das Geräusch erinnerte an eine Klapperschlange.
5. April: Habe herausgefunden, wie man das Geschlecht der Ottos-Affen leichter bestimmen kann. Heute schönes Pottos-Männchen erhalten. Die Merkmale sind bei beiden Geschlechtern erstaunlich ähnlich; die einfachste Art ist, sie zu beriechen. Die Hoden des Männchens erzeugen einen zarten, süßlichen Geruch wie Birnensaft, wenn das Tier befühlt wird.
Wir waren nicht die einzigen, die sich für unsere Tiere interessierten. Die meisten Einheimischen hatten sie nie gesehen und baten, die Sammlung besuchen zu dürfen. Eines Tages fragte der Leiter der Missionsschule an, ob er mit der ganzen Schule, mit mehr als zweihundert Buben, kommen dürfe. Ich stimmte gern zu; ich meine nämlich, daß es gut ist, das Interesse der Eingeborenen für ihre heimatliche Tierwelt und deren Erhaltung zu wecken. Am verabredeten Tag kamen also die Buben in Doppelreihe den Weg heruntermarschiert, geführt von fünf Lehrern. Auf dem Weg unterhalb des Gästehauses wurde die Schar in Gruppen von zwanzig aufgeteilt und von je einem Lehrer heraufgebracht. Jacquie, Sophie, Bob und ich postierten uns in Reichweite, um Fragen zu beantworten. Die Jungen benahmen sich mustergültig. Es gab kein Stoßen, Drängen oder Herumtollen. Sie wanderten von Käfig zu Käfig, gefesselt und begeistert. Bei jedem für sie neuen Wunder stießen sie erstaunte »Wah«-Rufe aus und schnippten vor Vergnügen mit den Fingern. Als schließlich die letzte Gruppe durch die Tierschau geführt war, versammelte der Schulleiter alle Jungen am Fuß der Treppe und wandte sich dann strahlend mir zu.
»Sir, wir sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie uns erlaubt haben, Ihre zoologische Sammlung anzusehen. Würden Sie wohl so liebenswürdig sein und einige Fragen der Jungen beantworten?«
»Aber ja, mit Vergnügen.« Ich stellte mich auf die Treppe oberhalb meiner Gäste.
»Jungen!« brüllte er, »Mister Durrell will freundlich einige Fragen beantworten. Also, wer hat eine Frage?«
Das Meer schwarzer Gesichter unter mir wandte sich nachdenkend zu mir empor. Die Zungen schoben sich zwischen die Lippen, die Zehen bohrten sich in den Sand. Zuerst zögernd, dann aber mit schwindender Verlegenheit, immer schneller, schossen sie Fragen auf mich ab, die von erstaunlicher Intelligenz und Einfühlungsgabe zeugten. Mir fiel in der vordersten Reihe ein Junge auf, der mich schon bei der Besichtigung mit einem Basiliskenblick durchbohrt hatte. Seine Stirn war von Konzentration gefurcht, steif stand er in Hab-acht-Stellung. Als schließlich der Vorrat an Fragen versickerte, nahm er plötzlich allen Mut zusammen und schnellte den Zeigefinger hoch.
»Nun, Uano, was willst du wissen?« fragte der Schulleiter und sah stolz lächelnd zu ihm hinunter.
Uano holte tief Luft und schleuderte mir seine Frage entgegen.
»Bitte, Sah, kann uns Mr. Durrell sagen, warum er machen so viele Fotos von den Frauen des Fon?«
Das Lächeln auf dem Gesicht des Meisters verschwand und er warf mir einen Blick des Bedauerns zu.
»Das ist keine Frage, die zur Sache gehört, Uano«, sagte er streng.
»Aber bitte Sah, warum?« wiederholte Uano eigensinnig. Der Direktor schaute wütend drein. »Das ist keine zoologische Frage!« donnerte er. »Mr. Durrell wollte uns nur zoologische Fragen beantworten. Deine Frage nach den Frauen des Fon ist nicht zoologisch.«
»Wenn man großzügig ist, Direktor, ist es dann nicht vielleicht eine biologische Frage?« ich wollte dem Jungen helfen. »Nein, Sir, solche Fragen sollten die Jungen Ihnen nicht stellen.«
Der Boß wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
»Nun, ich beantworte die Frage gern. In meiner Heimat möchten die Menschen wissen, wie man in anderen Ländern lebt und aussieht. Ich kann es ihnen natürlich erzählen, aber das ist nicht das gleiche, als wenn ich ihnen Fotografien zeige. Von einem Foto wissen sie ganz genau, wie alles aussieht.«
»Siehst du, Mr. Durrell hat deine Frage beantwortet«, der Direktor fuhr sich mit der Hand in den Kragen. »Mr. Durrell hat aber sehr viel zu tun und keine Zeit für weitere Fragen. Bitte, ordnet euch ein.«
Die Jungen stellten sich in zwei tadellosen Reihen auf, der Direktor schüttelte mir die Hand und versicherte noch einmal, wie dankbar sie mir alle waren. Dann wandte er sich wieder an die Jungen.
»Jetzt
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