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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte sich äußerlich verändert. Wer sich sechs Tage nicht rasiert und dann noch eine Brille trägt, sieht so verändert aus, daß die eigene Frau ›Sie‹ zu einem sagt. Herp erkannte sich kaum selbst im Spiegel und war sehr zufrieden mit sich.
    In Idaho kannte er einen alten Zeitungsverleger, der ein winziges Blättchen herausbrachte. Eine Kleinstadtzeitung, bei der Herp als junger Volontär begonnen hatte. Seit 145 Jahren war die Zeitung in Familienbesitz, und seit 145 Jahren litt sie an Geldmangel.
    Das ist mein Sprachrohr, dachte Herp. Von Idaho, von dem Städtchen Cookooville aus, wird die größte Story der Menschheit über den Erdball gehen.
    Mr. Josoah Burns, 75 Jahre alt und seit er denken konnte in Geldnöten, was eine Familientradition war, ebenso wie der Besitz der ›Cookooville-Post‹, die seit 145 Jahren nur Ärger eingebracht hatte, aber die man trotzdem nicht eingehen ließ, aus reiner Sturheit heraus, sah Herp Masters mit verkniffenem Gesicht entgegen. Das heißt, zuerst erkannte er in dem bartstoppeligen Strolch seinen ehemaligen Volontär nicht und glaubte, ein Gammler sei gekommen, um einen Artikel über den seelischen Frieden durch LSD bei ihm unterzubringen. Aber als Herp sagte: »Na, Mr. Burns, noch immer ein Loch in der Tasche?«, wußte er, wen er vor sich hatte.
    »Herp, du bist verrückt!« sagte der alte Burns. »Sie suchen dich im ganzen Land, in der ganzen Welt! Überallhin haben sie dein Bild gefunkt, sogar zu mir.« Er griff in den Wust Papier auf seinem Schreibtisch und zog ein Funkfoto hervor, das ihm die Polizei gebracht hatte. Ein schlechtes Bild, aber Herp Masters war danach trotzdem zu identifizieren. Es stammte aus dem Personalbogen der Zeitung, für die Herp arbeitete. Masters warf das Foto auf den Tisch zurück.
    »So, wie ich jetzt aussehe, erkennt mich niemand. Mr. Burns, ich weiß, Sie sind der einzige, der mich nicht verraten wird.«
    »Und was wollen Sie in Cookooville? Bleiben Sie mir nur vom Leib mit Ihren Problemen! Ich weiß nicht, was Sie ausgefressen haben, Herp, die Polizei, keiner weiß es … es heißt nur, daß Sie die Nr. 1 der gesuchten Personen geworden sind und daß man Sie tot oder lebendig … Ohne Kommentar! Herp, was haben Sie gedreht?«
    Burns siezte Masters jetzt, ein Beweis, daß er eine Schranke zwischen sich und seinem ehemaligen Lehrling aufbauen wollte.
    »Ich habe die größte Story aller Zeiten in der Tasche«, sagte Herp und setzte sich auf einen Hocker. »Eine größere hat es nie gegeben … und wird es auch nie mehr geben. Mr. Burns, ich überlasse sie Ihnen.«
    Josoah Burns starrte Herp über seine Brillenränder hinweg an. »Wegen einer Story wird man nicht in der ganzen Welt gejagt, Herp.«
    »Bei dieser hier lohnt es sich.« Masters beugte sich vor. »Mr. Burns, Sie sind doch ein gottgläubiger Mensch …«
    »Ich bin Prediger der ›I like God-Bewegung‹, das wissen Sie doch, Herp.«
    »Ihr Gott wird am 5. Januar sichtbar. Mit einem Feuerschweif von 60 Millionen Kilometern Länge!«
    »Herp, du hast getrunken!« sagte Mr. Burns milde. »Suchen sie dich als gemeingefährlichen Verrückten?«
    »Die Welt geht unter!« schrie Masters. »Ich habe die Beweise in der Hand. Hier!«
    Er holte aus der Jackentasche die vergrößerten Fotos von Mortonsons Tagebuchnotizen und Berechnungen. Josoah Burns sah sie verständnislos an und schüttelte den Kopf.
    »Das ist Mortonsons Schrift, Mr. Burns!« rief Herp. »Der große Mortonson auf dem Mount Hillary. Ich habe erlebt, wie er bei Messanger und Garrison war, und als alle wieder aus dem Zimmer kamen, waren sie bleich und verstört. Hier ist der Beweis: Am 5. Januar fällt der Komet Kohatek auf die Erde und zersprengt sie. Aber alle spielen tote Fliege! Plötzlich sind sich alle Regierungen einig: völliges Stillschweigen! Das Leben soll weitergehen, als bestände es nicht nur noch aus wenigen Tagen. Wir sollen ahnungslos vernichtet werden.«
    »Das ist gut so«, sagte der alte Burns fast feierlich. Er las die Notizen Mortonsons, und man sah ihm an, daß er, wie alle, daran zweifelte. Ein Weltuntergang? Damit hätte man die Menschen vergangener Jahrhunderte schrecken können, aber nicht die Menschen dieser real denkenden Welt. Untergangsglaube, das war ein Vorrecht der Mystik. Es war vollkommen unmöglich, daß präzise am 5. Januar die Erde zerplatzte.
    Mr. Burns legte die Papiere weg. »Sie sind wirklich gefährlich, Herp«, sagte er dann. »Man jagt Sie zu Recht. Wenn es Ihnen gelingt,

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