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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das du gedreht hast, nicht mitschuldig werden, indem wir zuviel wissen. Du bist die gesuchte Nr. 1 der Staaten … Herpi, buddle dich in eine Höhle ein oder häng dich auf!«
    Herp Masters hatte es aufgegeben, bei solchen Reden zu toben. Er versuchte es noch in Chicago und New Orleans – und gab dann auf.
    »Das ist Perfektionismus«, sagte er resignierend zu Lil. »Ein Gehirn wird abgestellt. Wann wollen sie der Menschheit sagen, daß sie am 5. Januar untergeht?«
    »Am 4. Januar, denke ich. Das genügt meiner Meinung nach.« Lil saß am Fenster und blickte auf die dreckige Straße. Einige zerlumpte Kinder spielten im schmutzigen Großstadtschnee und bauten kugelige Schneemänner. Sie war, nachdem Herp ihr alles erklärt hatte, sehr still geworden. Zuerst hatte sie – wie alle – nichts geglaubt, aber als Herp ihr die Fotos von Mortonsons Notizen zeigte und sie ein Gespräch mit dem Chef der ›New York Times‹ mithörte, in dem man Herp beschwor, den Mund zu halten und ein Vermögen dafür bot, begann sie, die Wahrheit zu erkennen.
    Es war schrecklich. Dort oben am Himmel, der in den kalten Nächten noch voll glitzernder Sterne war, ein mit Flimmer besticktes Gewölbe, das früher die Romantiker besangen, raste mit einer Geschwindigkeit von 50 km in der Sekunde das Ende alles Lebens heran. Noch unsichtbar, nur mit starken Teleskopen zu erfassen, aber bereits berechnet, auf Tag und Stunde genau erfaßt, von der wahnwitzigen Präzision der Computer verfolgt … das war so ungeheuerlich, daß Lil das Leben auf den Straßen und in den Geschäften mit anderen Augen zu sehen begann und die Menschen anders als bisher betrachtete.
    Den 5. Januar werde ich nicht erleben, dachte sie einmal, als Herp wieder unterwegs war, um von irgendeiner Telefonzelle aus zu telefonieren. Ich werde diesem totalen Untergang nicht mit offenen Augen zusehen. Ich werde vorher, sobald der Riesenfeuerschweif über unseren Himmel zieht und der Kometenkopf heller als die Sonne strahlt, zwanzig oder dreißig Tabletten schlucken und das Ende der Welt verschlafen. So sollten es alle tun … alle Regierungen sollten befehlen, vor dem grauenhaften Untergang Tabletten zu nehmen. Das wäre ein friedlicher Gnadentod, angesichts des schrecklichen Flammentodes.
    Am dritten Tag ihres Versteckspielens gingen Lil und Herp einkaufen … Lil in drei Apotheken, wo sie insgesamt hundert Schlaftabletten kaufte, Herp in ein Warenhaus, wo er einen Kinderdruckkasten erstand. Dazu ließ er sich tausend Bogen Papier einpacken … Masters war bereit, auf eigene Faust die Wahrheit zu publizieren.
    Am Nachmittag trafen sich beide wieder in dem schmuddeligen Hotelzimmer. Lil hatte die Tabletten unter der Matratze versteckt, Herp packte ohne Geheimniskrämerei seinen Druckkasten aus und baute ihn auf dem Tisch auf. Zwei Stempelkissen in Schwarz und Rot, zehn Schienen, in die man die Buchstaben hineinschieben konnte, und Gummilettern in vier verschiedenen Schriftgrößen.
    Lil Abbot sah den Vorbereitungen mit zusammengekniffenen Augen zu. Als Herp ein Manuskript aus der Rocktasche zog und sich zur Arbeit hinsetzte, trat sie hinter ihn und legte ihm beide Hände auf die Schultern.
    »Du willst das wirklich machen, Herp?« fragte sie.
    »Aber ja. Ich lasse mich nicht mundtot machen.«
    »Und die Panik in aller Welt?«
    »Bist du in Panik gefallen, Lil?«
    »Noch nicht.«
    »Heißt das, daß du …«
    »Ich weiß es nicht.« Sie legte ihr Kinn auf seine Haare. »Ich zwinge mich im Augenblick, nicht an den 5. Januar zu denken. Aber das können Millionen andere Menschen nicht. Du vernichtest die Welt, Herp, bevor der Komet sie vernichtet.«
    »Wir sind jahrtausendelang belogen worden … sollen wir mit einer Lüge auch noch untergehen? Nein!«
    »Das ist es nicht, Herp! Es ist bloß dein Ehrgeiz. Das Chaos in der Welt ist dir gleichgültig, wenn man nur einmal auf dem ganzen Erdball den Namen Herp Masters nennt! Das ist es! Für den kurzen Ruhm bis zum 5. Januar bist du bereit, Millionen in den Wahnsinn zu stürzen.«
    »Du bist ein Schäfchen, Lil«, sagte Herp gemütlich. Er begann, das Manuskriptblatt zu glätten, und setzte in den größten Buchstaben die Überschrift seines Aufrufes:
    An alle Menschen!
    »Das wird in Rot!« sagte er dabei. »Tausend kleine Plakate werde ich nachts an die Hauswände kleben! Das genügt … wie ein Sturm wird der Text von Mund zu Mund fliegen …«
    »Herp«, sagte Lil ganz ruhig. »Laß das sein … bitte – – –«
    »Geh, Darling, und

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