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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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darunter sterben … aber die Erde als Ganzes blieb erhalten. Es konnte zu keiner Kollision mehr kommen.
    »Das ist alles Blödsinn«, sagte an diesem Tage in Nowo Kjusnow der sowjetische Forscher Nikita Mironowitsch Sotow. »Das elektromagnetische Feld rund um die Koma des Kometen läßt gar keine Atomrakete an die Kometenmasse heran. Jede Rakete wird schon vorher an diesem Schild zerplatzen und im All verpuffen!«
    Allein schon wegen dieser Meinungsäußerung wurde Prof. Sotow isoliert. Die Militärs waren völlig anderer Meinung. Sie hatten nämlich errechnet, daß ein gewaltiger Gesamtschlag aller Raketenbatterien von Rußland und den USA gegen den Kometen Kohatek diesen im Weltall zerplatzen lassen mußte.
    In Bonn konnte man dagegen gar nichts tun als warten. Die deutschen Forscherteams wagten aufgrund ihrer Berechnungen keinerlei Voraussagen. Was Mortonson und Sotow festgestellt hatten, bestätigte sich zwar, aber die Wahrscheinlichkeit, daß der Komet an der Erde vorbeiraste, war ebenso groß wie die Möglichkeit, daß er mit der Erde zusammenstieß. Man wollte sich nicht festlegen.
    »Es ist zum Kotzen!« sagte einer der Bonner Minister. »Es ist wie bei den Wettervoraussagen. Genaues weiß man erst, wenn das Wetter vorbei ist.«
    In diesen Tagen – aber das fiel niemandem auf, weil keiner darüber nachdachte – machten plötzlich Ministerfrauen aller Nationalitäten mit ihren Kindern Urlaub in Australien. Entweder in teuren Hotels oder auf rasch gemieteten Farmen, und auf australischen Banken tauchten plötzlich – vor allem aus der Schweiz kommend – Milliardenbeträge auf. Die Bankdirektoren fragten bei der australischen Regierung, was denn los sei … man erhielt die ausweichende Antwort, daß anscheinend das wirtschaftliche Wachstum Australiens viele Geldanleger reizte.
    Ein paar hundert Menschen wanderten über die Meere … die Masse der Menschheit aber lebte ahnungslos dem 5. Januar entgegen.
    Erika Pohle flog auch dann nicht nach Australien, als durchsickerte, wer alles seine Sehnsucht nach Känguruhs entdeckt hatte. Sie besuchte weiterhin ihren Mann in der Psychiatrischen Klinik, wo man, in Unwissenheit der wirklichen Lage, Peter Pohle mit Hypnose und durch lange Gespräche aus seiner Psychose hervorlocken wollte.
    Es war umsonst. Dr. Pohle sagte nichts.
    Nur seiner Frau, die ihn regelmäßig besuchte, vertraute er an, welches Wissen ihn quälte und warum er wollte, daß sie nach Australien flog.
    »Es mag stimmen«, antwortete Erika. Peter Pohle saß ihr hohläugig und wie innerlich zerbrochen gegenüber. »Aber ich bleibe bei dir, Peter …«
    »Erika, das ist doch Wahnsinn!« Peter Pohle umklammerte ihre Hände. »Denk an unsere Kinder …«
    »Was sollen sie auf einer leeren Welt, Peter?«
    »Das Leben wird wieder bei Null beginnen, aber es beginnt!«
    »Nicht ohne dich …«
    »Das ist falsch angewandte Liebe, Erika! Ich werde den 5. Januar in einem Zimmer mit vergitterten Fenstern und Türen ohne Klinke erleben und in ihm untergehen. Aber du und die Kinder – ihr habt noch alle Chancen.«
    »Wenn es kommt, wie du sagst, dann hat es keinen Sinn mehr weiterzuleben. Dann bleiben wir bis zum Ende zusammen. Ich werde in der Nacht vom 4. zum 5. Januar bei dir sein, Peter. Ich und die Kinder …«
    Peter Pohle schloß die Augen. Worte hatten keinen Sinn mehr. Wer konnte denn auch begreifen, daß diese Welt nur noch ein paar Tage zu leben hatte?
    Heute war der 31. Dezember.
    In wenigen Stunden läuteten die Glocken das neue Jahr ein, knallten Feuerwerkskörper in den Himmel, tanzten, jubelten, tranken, küßten sich die Menschen.
    Prosit Neujahr. Ein glückliches neues Jahr!
    Bis zum 5. Januar …
    Der Komet Kohatek war jetzt schon mit dem bloßen Auge deutlich sichtbar … ein leuchtender, großer Punkt mit einem Gasschweif. Neben Sonne und Mond beherrschte er bereits den Erdenhimmel.
    Die Amateurfotografen machten schon ihre Fotos, ein Schlager über den Kometen tönte aus den Lautsprechern der Radios, im Fernsehen spielte man einen Sketch: ›Wie angele ich mir einen Stern?‹ Die Menschheit hatte begonnen, die Himmelserscheinung in einen karnevalistischen Rummel zu kleiden.
    Und in Rußland und den USA standen die Raketenbatterien schußbereit. Geladen mit Wasserstoffsprengköpfen.
    Die Computer rechneten. In ein paar Stunden war die beste Schußzeit. In den Hauptstädten der Welt saßen die Minister hinter verschlossenen Türen und sahen ebenfalls hinauf zum Himmel.
    Auch Lil Abbot starrte

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