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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weglaufen war es schon zu spät, sonst wäre ich jetzt auf der Fahrt nach Australien. Wie kann ein Mensch solch einen Blödsinn nur so ernsthaft publizieren?! Haben Sie denn gar kein Gewissen, Masters?«
    »Ich hatte zuviel, Mr. Bordson. Stellen Sie sich vor, Sie wissen, daß an einem gewissen Tag die Welt untergeht, und keiner nimmt Notiz davon, niemand wird unterrichtet, man lebt wie bisher in den Tag hinein, man wird geopfert, weil keiner es wagt, die Wahrheit zu sagen … Was würden Sie dann tun?«
    »Die Schnauze halten, Masters! Und beten …«
    »Sie also auch?«
    »Was hätten Sie ändern können mit dieser verdammten Wahrheit?«
    »Man hätte einige Millionen Menschen gerettet.«
    »Und jetzt sind einige Tausend tot durch Hysterie und Angst und Gesetzlosigkeit. Mensch, Masters, so einfach geht die Welt doch nicht unter. Da kommt ein Stern herangebraust und Päng …«
    »Ein Komet mit 1.000 Milliarden Tonnen Gewicht …«
    »Wenn schon! Das begreift niemand. Und dabei soll man die Menschen lassen. Nicht der Komet war gefährlich … Sie sind die große Gefahr gewesen, Masters. Sehen Sie das endlich ein. Und daß man Sie jetzt sucht und aufknüpfen will, ist nur natürlich.«
    »Geben Sie mir noch ein Glas Grog«, sagte Herp mit rauher Stimme. »Und dann sagen Sie mir, wie's mit mir weitergehen soll. Werfen Sie mich wieder an Land, Bordson?«
    »Natürlich nicht.« Bordson goß noch einmal voll. »Sie kommen mit nach Schweden.«
    »Und wie wollen Sie mit mir Zoll und Paßkontrolle passieren?«
    »Sie werden der erste blinde Passagier sein, den der Kapitän kennt und nicht ausliefert.«
    »Danke. Und warum?« Herp trank das vierte Glas jetzt langsamer. Er spürte den Grog, er kroch in seinem Gehirn herum und lähmte es. Einen Augenblick lang dachte er: Das ist eine Falle. Er macht mich besoffen, um mich dann der Polizei zu übergeben. Ein ganz gemeiner Trick ist das! Aber dann sah er Bordsons blaue Augen, die gleichen treuen Augen wie bei der kleinen Elgard, und die Angst wich wieder von ihm.
    »Warum?« wiederholte Bordson die Frage. »Es ist schwer, darauf eine Antwort zu geben. Vielleicht liegt es daran, daß ich selbst, ich alter Esel, ein paar Stunden an den Weltuntergang geglaubt habe … durch Ihren saublöden Artikel. Warum soll man Ihnen übelnehmen, daß Sie auch daran glaubten, wo Sie doch das Material von Professor Mortonson kannten?« Er betrachtete Herp Masters, der schwankend auf dem Stuhl saß und sich an der Tischkante festhielt. »Jetzt sind Sie besoffen, Herp. Ich bringe Sie in meine Koje, und wenn Sie morgen aufwachen, sind wir auf See. Über Ihre Zukunft unterhalten wir uns später. Mit der Mannschaft rede ich nachher, sie kommt in zwei Stunden zurück an Bord. Mit leeren Taschen und Hurengestank am Leib. Los, halten Sie sich an mir fest … ich bringe Sie in Sicherheit …«
    Gegen Abend machte der Schwede los und fuhr hinaus auf den Hudson. Eine Stunde später kamen Zoll und Paßkontrolle an Bord, sahen die Ladepapiere durch, verglichen die Pässe mit den Fahndungsfotos und fanden alles okay. Daß Herp Masters auf dem Schwedenschiff sein könnte, war so absurd, daß niemand danach fragte.
    Außerdem hatte Sven Bordson zu seiner Mannschaft gesagt: »Wer das Maul aufmacht, nur weil er sich eine Belohnung erhofft, geht nachher auf See unter den Kiel, ist das klar?« Und die Matrosen hatten genickt. Sie kannten ihren Alten … er hatte noch die Wikingermanieren, und ihre Kraft dazu.
    Als Herp Masters aufwachte, saß die kleine Elgard vor seiner Koje und kämmte einer Puppe das lange Haar.
    »Wir sind außerhalb der Dreimeilen-Zone«, sagte sie fröhlich. »Du bist in Sicherheit, Herpi.«
    »Wie kann ich dir jemals danken, Elgard?« sagte Herp Masters unsicher. Er setzte sich auf und hielt mit beiden Händen seinen Kopf umklammert. Der Schädel brummte ihm gewaltig, vier steife Grogs verträgt nur ein Seemann vom Schlage Bordsons.
    »Spiel mit mir«, sagte Elgard. »Die anderen können alle nicht spielen. Sie machen mir immer die Puppen kaputt mit ihren Klotzhänden. Aber du hast feine Hände. Komm, du bist der Vater, ich bin die Mutter, und das ist unser Kind – – –«
    Was macht jetzt Lil? dachte Herp, als er sich auf den Boden hockte und die Puppe trockenlegen mußte. Wie kann ich sie erreichen? Von Schweden aus mit einem Telegramm? Ist das nicht zu gefährlich? Liefert Schweden an die USA aus? Wird man mich wirklich um den ganzen Erdball jagen? Mein Gott, Lil, ich werde dich nie mehr

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