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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Psychiater gibt es eine Grenze … bei Dr. Pohle stehen wir davor. Wir geben ihm Tranquilizer, Vitamine, versuchen, ihn mit langen Gesprächen aus der neuen Welt, in die er hinübergleitet, zu reißen … mehr können wir nicht.«
    »Sagen Sie es klar, Herr Professor.« Dr. Wenzler hörte, wie seine Stimme schwankte. »Was ist los?«
    »Es ist tragisch.« Der Chefarzt riß sich von dem Hirnbild los. »Es deutet alles darauf hin: Dr. Pohle wird das letzte Opfer des Kometen Kohatek werden …«
    Niedergedrückt von diesem schrecklichen Wissen kehrte Dr. Wenzler in das Krankenzimmer von Dr. Pohle zurück. Die Zwillinge saßen in dem Schienenring der Eisenbahn, riefen laut »Puff-puff« und verfolgten mit glücklichen Augen die beiden herumkreisenden Züge. Dr. Pohle las in den Zeitungen, die ihm sein Anwalt gegeben hatte, und Erika saß am Tisch und legte eine Patience.
    Eine glückliche Familie, wenn nicht das vergitterte Fenster und die Tür ohne Klinke wären.
    Dr. Pohle faltete die Zeitung zusammen und legte sie zur Seite.
    »Sie haben den Professor gesprochen?« fragte er Dr. Wenzler, der sich bemühte, seine Erschütterung nicht zu zeigen. »Und nun wissen Sie aus erster Hand, daß ich langsam verrückt werde?«
    Dr. Wenzler schluckte und blickte schnell zu Erika. Sie hatte das Patience-Spiel unterbrochen und zupfte nervös an einem Taschentuch.
    »Wir haben über Ihre Rehabilitierung gesprochen«, sagte Dr. Wenzler. Es klang nicht sehr glaubwürdig.
    »Lügen Sie nicht so plump«, sagte Peter Pohle denn auch sofort. »Ich bin zwar ein Sterngucker, aber nicht ganz so weltfremd, wie man mich anscheinend einschätzt. Die Gespräche des Professors sind geradezu lächerlich. Ein Irrer mag sie wohltuend empfinden … für mich ist das ein Witz! Aber ich gehe darauf ein, so gut ich es kann und so willig es die Psychiater schlucken. Sie sind immer ganz glücklich, wenn sie mich verlassen.«
    »Und warum dieses verteufelt gefährliche Spiel, Dr. Pohle?« fragt Dr. Wenzler ratlos.
    »Ich hatte bisher geglaubt, daß man mich am 1. Februar entläßt, wie versprochen. Ganz still, ohne Aufsehen … ich hätte einfach wieder an meinem Schreibtisch in St. Agatha gesessen. Aber irgend jemand muß jetzt an einer Schraube drehen, die mich hier festhalten soll. Ich glaube nicht mehr an die Versprechungen.«
    »Und da machen Sie genau das Verkehrteste, indem Sie hier einen langsam Verblödenden spielen?«
    »Ein harmloser Irrer hat die gleichen Freiheiten wie ein Kind … man füttert ihn, streichelt ihn, lächelt über seine harmlosen Streiche. Und läßt ihn in Ruhe.«
    »Ich sehe darin keinen Sinn, Dr. Pohle.«
    »Bis gestern habe ich gedacht: Ruhigsein ist das beste. Aber seit gestern weiß ich, daß man mich in der Stille fertigmachen will. Es soll diesen Dr. Pohle nicht mehr geben, der Mortonsons Berechnungen bestätigte. Berechnungen, die stimmten! Das ist die Gefahr, die immer von mir ausgeht. Ich habe einen Mund, der einmal reden könnte. Ich bin ein Risikofaktor der allgemeinen Ruhe geworden. Nicht vor dem 5. Januar … da war ich eine absolute Gefahr. Nein, immer! Und das sehe ich nicht ein, Dr. Wenzler. Der Komet wird Ende Januar, Anfang Februar wieder verschwinden, aber ich soll bleiben!«
    »Und wie wollen Sie hier raus?« Dr. Wenzler setzte sich auf das Bett. Ihm wurden plötzlich die Knie weich. »Die sogenannte öffentliche Meinung kümmert sich einen Dreck um Sie. Sie sind nicht mehr attraktiv genug. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Menschen, der sich auf Kosten der Allgemeinheit irrte!«
    »Das ist mir klar. Deshalb freue ich mich, daß Sie immer zu mir dürfen, Dr. Wenzler.«
    »Ich?« Der Anwalt spürte so etwas wie Gefahr an sich herankriechen. »Ich werde alles versuchen, was nach dem Gesetz zulässig ist.«
    »Mit dem Gesetz liegen Sie auf dem Bauch!« Peter Pohle stieg über die Gleisanlagen hinweg und kam auf Dr. Wenzler zu. »Wir haben die gleiche Größe und Figur, wir tragen beide eine Brille, nur ist Ihr Haar schwarz und gelockt, wie bei einem Italiener. Es wäre doch möglich, in den nächsten Tagen eine Perücke aufzutreiben, die mich auf einfachste Weise in Sie verwandelt. Dann tauschen wir die Anzüge, und ich marschiere als Dr. Wenzler aus der Klinik. Bis man merkt, daß Sie an meiner Stelle mit den Kindern spielen, vergeht eine gute Zeit. Dieser Vorsprung genügt mir.«
    »Unmöglich.« Dr. Wenzler schüttelte den Kopf. »Das kostet mich meine Praxis, die Anwaltskammer wird mich ausschließen,

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