Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
wiedersehen. Ich muß einen anderen Namen annehmen, mein Aussehen verändern, ein völlig neuer Mensch werden, der 32 Jahre Vergangenheit vergißt und auslöscht.
    Aber kann man Lil vergessen?
    »Du paßt gar nicht auf!« sagte Elgard vorwurfsvoll. »Lil wird sich erkälten …«
    Herp zuckte zusammen, als habe man ihn mit Peitschen geschlagen. »Was sagst du da? Wie heißt die Puppe?«
    »Lil. Lil ist ein schwedischer Name – – –«
    »Ein schöner Name«, sagte Herp heiser. »Ein wundervoller Name, Elgard.« Er drückte die Puppe an sich, küßte sie und fühlte, wie seine Lippen zuckten. »Wir … wir werden immer mit Lil spielen. Ich habe Puppen, die Lil heißen, gern.«
    »Es ist meine Lieblingspuppe.« Elgard legte den Arm um Masters' Hals und schmiegte sich an ihn. »Du bist ein netter Kerl, Herpi …«
    Das Schiff stampfte in der starken Dünung. Über den Atlantik blies ein steifer Januarsturm …
    Dr. Wenzler lief wie Don Quichotte gegen Windmühlenflügel an.
    Überall, wo er vorsprach, gab man ihm recht, aber das Recht bekam er nicht. Dr. Peter Pohle wurde totgeschwiegen. Sogar die Zeitungen, die zuerst den Artikel von dem zu Unrecht in einer Irrenanstalt einsitzenden Wissenschaftler gebracht hatten, weigerten sich, weitere Berichte zu veröffentlichen. Nicht, weil man ihnen das von höheren Orts aus nahelegte, o nein, man hatte ja eine Pressefreiheit, die unangetastet blieb … aber man sagte Dr. Wenzler ganz klar:
    »Was wollen Sie eigentlich? Dr. Pohle zu einem Märtyrer machen? Das ist doch blöd! Seien Sie froh, daß er jetzt als Narr lebt … das macht ihn immun und steril …«
    »Kann ein Mensch so leben?« rief Dr. Wenzler.
    »Dr. Pohle bestimmt. Er hat seine Sterne und Milliarden Lichtjahre, seine kleine, in sich glückliche Familie, nächstes Jahr wird er sich vielleicht ein Häuschen bauen und einen Garten anlegen … dann weiß keiner mehr, wer der Kohatek war. Wetten? Man wird wieder antworten: ›Kohatek? Das klingt nach 'nem neuen Staubsauger …‹ Der Film, lieber Doktor, ist gelaufen …«
    »Dr. Pohle wird eines Tages daran zerbrechen. Er gibt sich fröhlich und lässig … aber im Inneren leidet er darunter, der Idiot der Nation zu sein. Welcher Mann könnte so etwas ertragen?! Warum bringen Sie nicht seine Berechnungen? Ich habe sie hier.« Dr. Wenzler klappte den Aktenkoffer auf. »Im Dezember waren sich alle Astronomen einig, daß der Komet auf die Erde fällt. Nur gesagt hat es keiner.«
    »Und wir sollen die Blödmänner sein, die es jetzt sagen?« Die Chefredakteure, bei denen Dr. Wenzler vorsprach, lachten gequält. »Das ist doch ein Witz, Doktor …«
    »Dann werde ich eine Plakataktion starten …«
    »Die Litfaßsäulen und Plakatwände werden sich biegen vor Lachen, Doktor, seien Sie nicht eifriger als Ihr Mandant. Erinnern Sie sich noch an den Fall Ihres Kollegen, der unbedingt recht behalten wollte und deshalb als notorischer Querulant von Nervenheilanstalt zu Nervenheilanstalt wanderte? Ihnen wird's nicht anders ergehen.«
    »Man will also Dr. Pohle Erster Klasse begraben?« schrie Dr. Wenzler außer sich.
    »Nein! Man will Ruhe im Land. Der Komet ist jetzt schon Historie …«
    Aber Dr. Wenzler gab nicht auf. Sein letzter Besuch bei Dr. Pohle in der Klinik hatte ihm eine erschreckende Veränderung gezeigt. Auch Erika hatte es bemerkt und war nun nicht mehr aus Peters Zimmer wegzubringen: Peter Pohles Augen veränderten sich. Der Blick wurde leer, wie in ungeheure Weiten gerichtet.
    »Er kann nicht mehr lachen«, sagte Erika zu Dr. Wenzler draußen auf dem Flur. »Er spielt mit den Kindern, aber es ist, als bewege sich ein Automat. Selbst seine Stimme ist anders … sie klingt eintönig, sie hat die typischen menschlichen Tonschwingungen verloren. Mein Gott, was geht bloß in ihm vor?«
    »Wir beobachten das auch!« sagte wenig später der Chefarzt Dr. Wenzler. »Dazu sind wir ja hier.«
    »Und was bedeutet das?« fragte Dr. Wenzler.
    »Dr. Pohle macht eine Persönlichkeitsveränderung durch, wie wir das nennen.« Der Chefarzt blickte an Dr. Wenzler vorbei gegen die Wand. Dort hing, in schematischer Darstellung, ein Schnitt durch das menschliche Gehirn. Nur Mediziner können an solchem Wandschmuck Gefallen finden. »Dr. Pohle befindet sich psychisch in einer Wandlungsphase.«
    »Und wo führt das hin?« fragte Dr. Wenzler leise. »Wo endet das, Herr Professor?«
    »Das müssen wir abwarten. Das ist vor allem medikamentös nicht beeinflußbar. Auch für den

Weitere Kostenlose Bücher