Ein Konkurrent zum Kuessen
einmal gesagt, dass ihre Beziehung zu Otto rein freundschaftlich war.
„Wie geht es ihr eigentlich?“
„Gut, sie erholt sich langsam.“
„Die Leute reden ziemlich viel“, vertraute Otto ihr unvermittelt an. „Über die finanziellen Schwierigkeiten von Seaborn’s und darüber, dass du die Leitung übernommen hast …“
Als er sie zum Rand der Tanzfläche wirbelte, wo weniger los war, ergriff eine dunkle Vorahnung von Ruby Besitz. „Die Leute sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.“
„Sie sagen auch, dass du einen Tunichtgut wie Jax Maroney nur geheiratet hast, damit das Unternehmen eine Finanzspritze bekommt.“
Abrupt blieb Ruby stehen und schob Otto weg. Doch um kein Aufsehen zu erregen, zog sie ihn mit sich hinter eine Marmorsäule. „Was wird noch geredet?“
Otto seufzte. „Dass dein Mann versucht hat, Termine mit einigen sehr wichtigen Leuten aus der Minenbranche zu vereinbaren – und dass sie gegen ihn mauern werden. Die Leute haben nicht vergessen, dass sein Vater das Leben mehrerer Familien zerstört hat. Du solltest nicht erwarten, dass sie ihn plötzlich mögen, nur weil du mit ihm verheiratet bist und …“
„Er ist nicht wie sein Vater“, unterbrach Ruby ihn mühsam beherrscht. Jax hatte nichts verbrochen, und er konnte nichts dafür, dass er Denver Maroneys Sohn war! „Die Leute sollten zumindest dem Namen Seaborn und meinem Urteilsvermögen vertrauen. Und wenn sie das tun, dann sollten sie auch Jax vertrauen.“
Mit diesen Worten ließ sie den verdutzten Otto stehen. Auf dem Weg zur Tür entdeckte sie Jax, der auf seinem eigenen Hochzeitsempfang wie ein Außenseiter wirkte. Sie verspürte eine heftige Wut auf die engstirnigen Melbourner Geschäftsleute.
„Was ist los?“ Jax hielt sie am Arm fest, als sie an ihm vorbei hinauseilen wollte. Ruby befürchtete, sonst einem der Gäste vor lauter Wut eine Abreibung zu verpassen.
In seinem Gesicht las sie weder Ärger noch Sorge, sondern stoischen Gleichmut. Er wusste, wie voreingenommen die Leute gegen sie beide waren. Und offenbar nahm er es einfach hin. Doch Ruby würde das auf keinen Fall tun.
„Das erzähle ich dir später. Jetzt werden wir beide feiern und uns amüsieren – wie Frischverheiratete das eben tun.“
Sie schnitten die Hochzeitstorte an, hielten kurze Ansprachen und tanzten, bevor sie sich schließlich verabschiedeten und den Ballsaal Hand in Hand verließen. Fünf Stunden nach ihrem ersten gemeinsamen Auftreten sah Jax noch immer düster aus.
„Wir haben es geschafft“, sagte Ruby auf dem Weg zum Aufzug. „Warum machst du dann ein Gesicht wie nach einer Niederlage?“
Als er abwehrend die Hand hob, stellte sie sich ganz dicht vor ihn. „Wenn du es mir nicht sofort sagst, wird in dem schönen Penthouse außer Schlafen nicht viel passieren.“
„Du kannst wirklich hart verhandeln.“ Um seine Lippen zuckte es leicht.
Sein düsterer Blick und sein angespannter Nacken zeigten Ruby, wie angespannt er war. „Ich verurteile dich nicht“, sagte sie und strich ihm sanft über die Wange.
Und plötzlich sah sie, wie die Anspannung von ihm wich. Jax öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu sagen. Dann räusperte er sich. „Niemand glaubt uns.“
„Sie haben doch gerade erst erfahren, dass wir geheiratet haben.“
„Es wird nicht funktionieren“, sagte Jax mit einer solchen Endgültigkeit, dass ihr kalt wurde.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du einfach so aufgibst“, erwiderte Ruby und hoffte inständig, dass er nicht alles hinwerfen würde.
„Die Leute werden mich niemals akzeptieren. Sie sehen in mir nur meinen Vater.“
Er wirkte so gequält, dass Ruby ihm die Hände um den Nacken legte und ihn festhielt.
„Und ich kann es ihnen nicht einmal vorwerfen“, fügte er kaum hörbar hinzu und lehnte die Stirn gegen ihre.
„Du bist doch ganz anders als er.“
„Woher weiß du das? Du hast doch nicht gesehen, wie er die Leute für seine Zwecke benutzt, Gefühle unterdrückt und sich von den Menschen abgeschottet hat.“ Abrupt richtete Jax sich auf und schob ihre Hände weg. „Was ist, wenn auch ich diese Veranlagung habe?“
„Das hast du nicht …“, wollte Ruby ihn beschwichtigen, doch er ließ sie nicht ausreden.
„Ach nein?“, fragte er voller Selbstverachtung. „Immerhin benutze ich dich für meine Zwecke, unterdrücke meine wirklichen Gefühle …“ Er hielt inne, als hätte er zu viel preisgegeben.
Was meint er mit „meine wirklichen Gefühle“? Hat er
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