Ein Konkurrent zum Kuessen
diese Ehe abnehmen. Und das werden sie ganz sicher nicht tun, wenn ausgerechnet die beste Schmuckdesignerin der Stadt keinen Verlobungsring trägt.“ Er nahm ihre linke Hand und strich mit dem Daumen über den Goldring. „Ich halte mich an meinen Teil der Vereinbarung und habe aufgehört, die Preise der Mine von Seaborn’s zu unterbieten. Jetzt bist du an der Reihe.“
Bewusst ignorierte Ruby die Hitze, die sich von ihrem Finger aus über ihren Arm ausbreitete. Sie entzog Jax ihre Hand – und war doch enttäuscht, als er sie losließ.
„Du wirst Ende der Woche bei unserem nachträglichen Hochzeitsempfang groß in die Gesellschaft eingeführt. Was willst du denn noch?“
Einen verrückten Moment lang wünschte sie, er würde sagen „Dich.“ Denn obwohl sie einander erst so kurz kannten, ging er ihr bereits unter die Haut.
Seine Hand zuckte, als wollte er sie wieder nach ihr ausstrecken. „Ich will mit meinem Unternehmen expandieren und es zu internationalem Erfolg führen, und das können mir deine Kumpane ermöglichen. Also sorge lieber dafür, dass man uns unsere Ehe abnimmt. Denn diese Parasiten werden jeden unserer Schritte genau beobachten.“
Seine Bitterkeit und der trostlose Ausdruck seiner Augen schmerzten Ruby. Es musste schlimm sein, wegen des eigenen Vaters so ausgegrenzt zu werden.
„War es sehr schlimm, als dein Vater ins Gefängnis kam?“
Sofort war Jax angespannt und setzte eine ausdruckslose Miene auf. Sie sah den Puls an seinem Hals klopfen – eine sehr empfindsame Stelle, die sie beim Liebesspiel in Daylesford immer wieder gern berührt hatte.
„Schlimm genug“, antwortete er ausdruckslos.
„Möchtest du darüber reden?“
Als Ruby leicht seine Finger berührte, zuckte er heftig zurück – und machte ihre leise Hoffnung zunichte, es könnte auch außerhalb der körperlichen Ebene eine Verbindung zwischen ihnen geben.
„Nein.“ Abrupt ging er zu Tür, von wo aus er ihr einen sehr kühlen Blick zuwarf. „Versuch nicht, mir nahezukommen. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht der Typ dafür bin.“
Und doch wünschte Ruby sich genau das, als Jax davoneilte.
Wann immer die Melbourner Elite zu einer Feier einlud, fand diese im Ballsaal vom Crown Casino statt. Ruby hatte dort schon viele Bälle besucht und die Räumlichkeiten auch für ihren großen Hochzeitsempfang ausgesucht.
Jax hatte die ganze Woche kaum mit ihr gesprochen, seit sie den Fehler gemacht hatte, auf einer tieferen Ebene mit ihm Verbindung aufzunehmen. Er hatte einige Nächte durchgearbeitet und ihre Einladung zum Essen ausgeschlagen. Zu ihrem eigenen Ärger hatte Ruby ihn vermisst – und gehofft, dass er entgegen ihrer Anweisung einfach bei ihr vorbeikommen würde.
Sie hatte sich damit abgelenkt, Fassungen für ihre geliebten rosa Diamanten zu entwerfen und die Feier des Jahres zu planen. Opal hatte sie dabei enorm unterstützt und sich um die Einladungen und deren Bestätigungen gekümmert, während Ruby sich vor den Fragen neugieriger Bekannter in ihre Werkstatt geflüchtet hatte. Denn den Anlass für die Party hatte sie noch nicht bekannt gegeben.
Würde sie den Gästen wirklich weismachen können, dass Jax die Liebe ihres Lebens war?
Als ihr Blick auf das filigrane Armband aus Perlen und Weißgold fiel, dachte Ruby an Sapphie, an Seaborn’s und an ihre Mutter. Ich werde es schaffen, machte sie sich selbst Mut. Ich muss. Denn sonst … nein, daran wollte sie gar nicht denken.
„Bist du fertig?“
Als Jax aus dem Badezimmer des Penthouses kam, das sie im selben Gebäude für den Abend des Empfangs gemietet hatten, machte Rubys Herz einen Sprung. Beim Anblick ihres Ehemanns ging ihr nur ein einziges Wort durch den Kopf: göttlich. Ja, er sah einfach göttlich aus.
Das glänzende Haar war nach hinten frisiert, was seine faszinierenden dunklen Augen besonders betonte. Das blendend weiße Anzughemd unter dem Smoking hob seine Sonnenbräune hervor. Wenn sie in wenigen Minuten den Ballsaal betreten würden, hätte er sicher sofort die Hälfte der Anwesenden für sich eingenommen, und zwar die weibliche Hälfte.
„Ja, auf geht’s!“ Nervös strich sie sich das bodenlange indigoblaue Kleid im griechischen Stil glatt.
Durch das deckenhohe Fenster blickte man auf die funkelnden Lichter Melbournes, doch das konnte Ruby nicht von dem atemberaubenden Mann ablenken, der gerade eine Rose aus einem Bouquet zog und sie ihr überreichte.
Ruby sog den Duft ein, der sie an das Parfüm ihrer Mutter
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