Ein Konkurrent zum Kuessen
Besprechung nach der anderen, das Erarbeiten neuer Geschäftskonzepte und die Entwicklung eines Unternehmensleitbildes für die internationale Expansion.
Nach seiner anfänglichen Wut darüber, dass man ihn in der Geschäftswelt so auflaufen ließ, hatte er sich wieder ein wenig beruhigt. Immerhin hatte sein Vater diese Leute ausgenommen und ganze Familien zerstört – und natürlich vergaß niemand das einfach so über Nacht.
Jax blieb hartnäckig, verstärkte den Druck, organisierte weiter Termine und weigerte sich nachzugeben. Da er so beschäftigt war, hatte er auch keine Zeit gefunden, um sich mit Rubys Idee von der Auktion zu befassen. Zumindest lautete so seine Ausrede.
Und wie lautete die Ausrede dafür, dass er jetzt ihren Schlüssel benutzte, um in den Ausstellungsraum zu gelangen? Wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass Ruby ihm fehlte. Jax vermisste ihre Überschwänglichkeit, ihre Direktheit und ihren Optimismus. Als er beim Hochzeitsempfang beinahe alles hingeworfen hätte, hatte sie einen Einfall gehabt und ihn damit abgelenkt.
Seine Frau faszinierte ihn auf so vielen Ebenen, dass es ihm Angst machte. Jax wusste genau, dass er ihr gegenüber nicht immun bleiben würde. Das hätte ihm schon bei ihrer ersten Begegnung klar sein müssen.
Er bewunderte so vieles an Ruby: ihre Hingabe an ihre Arbeit, das Unternehmen und ihre Familie; ihre Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen, und das Beste in jedem Menschen zu sehen – sogar in einem Kerl wie ihm, der Angst vor Gefühlen hatte.
Jax folgte den Geräuschen aus ihrer Werkstatt und lächelte über das Schild mit dem Totenkopf und der Aufschrift „Bitte nicht stören!“ Er hatte seine Sehnsucht nach Ruby zwei Tage lang unterdrückt und würde sich von so etwas nicht abhalten lassen. Leise trat er hinter den Vorhang und sah ihr beim Arbeiten zu.
Ruby hatte das Haar zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, aus dem sich einzelne Strähnen lösten und ihr ins Gesicht fielen. Ihre Zungenspitze war zwischen ihren Lippen zu sehen, als sie konzentriert mit einer winzigen Zange Metall zurechtbog.
„Hallo“, sagte Jax.
Abrupt sah sie auf und runzelte die Stirn. Nicht gerade der erhoffte Empfang.
„Das ist jetzt gerade kein günstiger Zeitpunkt.“ Sie wies auf die Werkbank und sah ihn durchdringend an. „Außerdem war doch vereinbart, dass du dir nicht ohne Einladung einfach aufschließen sollst!“
„Soll ich wieder gehen?“
Jax rechnete mit einem Nicken. Stattdessen begann ihr sinnlicher Mund zu beben, und ihre Augen glänzten plötzlich tränenfeucht.
„Was ist los?“ Er ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
Als Ruby sich schluchzend an ihn schmiegte, hätte er denjenigen, der ihr diesen Kummer verursachte, am liebsten geohrfeigt.
Endlich beruhigte sie sich ein wenig. „Das mit der Auktion wird nichts“, sagte sie leise. „Den PR-Leuten ist das Risiko zu groß. Sie wollen keine Werbung machen, wenn man die Veranstaltung nicht mit einer ordentlichen Summe absichert. Und das kann ich nicht.“ Ungeduldig strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und schob Jax von sich.
Er kannte das Gefühl, wenn ein vielversprechendes neues Geschäftsvorhaben daran scheiterte, dass die richtigen Leute nicht mitmachten, und verstand ihre Frustration nur zu gut.
„Offenbar reichen Seaborn’s und alles, wofür das Unternehmen steht, nicht aus.“ Ruby sank auf den Hocker an ihrer Werkbank. So mutlos hatte Jax sie noch nie erlebt.
„Kann ich vielleicht irgendetwas tun?“, erkundigte er sich.
„Nein.“ Sie trat gegen die Querstrebe des Hockers. „Es macht mich einfach so wütend, dass alle mich als die unseriöse, leichtfertige, Seaborn-Tochter abstempeln. Sie nehmen mich einfach nicht ernst. Wie soll ich Seaborn’s denn retten, wenn mir keiner eine Chance gibt und nichts funktioniert?“
„Unsere Ehe funktioniert“, sagte Jax und strich ihr sanft das Haar aus der Stirn. „Sie ist unkonventionell, aber wir machen es so gut wir können.“
„Ja, wahrscheinlich hast du recht.“ Doch Ruby klang nicht überzeugt.
Es würde wohl eine Weile dauern, bis sie beide bekämen, was sie wollten.
Als sein Blick auf Rubys wunderschöne Kreationen in den dunkelblauen Samtkästchen fiel, kam ihm eine Idee. Ruby hatte das Talent, und er besaß das notwendige Geld.
„Wie wäre es, wenn Maroney Mine für die finanzielle Sicherheit sorgt? Dann kannst du die Auktion abhalten, deine Schmuckstücke verkaufen und allen beweisen, was
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