Ein Kreuz in Sibirien
Handgelenk brachen. Schlugen zu, verdrehten die Augen und hüpften wimmernd davon. Aber ich … juchhe!« Er gab dem Sandsack einen Schlag, der ihn um die eigene Achse drehte, und knallte ihn mit einem zweiten Schlag in den entgegengesetzten Drall. »Gestern war die süße Grigorjewa da. Hat Augen wie ein Vollmond gemacht. Für dich ist das, mein Schätzchen, habe ich gesagt. Der rote Fingerspieler kommt zu mir. Das Gedärm klopfe ich ihm ins Gehirn! Unter den Rock wird er dir nie wieder fassen. Unfähig wird er sein, überhaupt noch zu begreifen, ob er lebt …«
»Und wer soll den Lastwagen fahren, Maxim Leontowitsch ?« fragte Abukow .
»Die Grigorjewa .«
»Nein.«
»Mein Schwänchen kann alles. Die fährt einen Schwimmkran, um mir einen Gefallen zu tun. Keine Sorge, Brüderchen, Bataschew hat für alles einen Ausweg. Sieben Jahre Straflager habe ich aufrecht überlebt, da gibt es keine Schwierigkeiten mehr im Leben für mich.«
Nun also holte Abukow den vor Freude strahlenden Mirmuchsin ab. Schon von weitem sah er seine roten Haare in der Sonne schimmern, und dann kam er heran, krummbeinig, mit ausgestreckten Armen, über die Schulter seine Leinentasche gehängt, das Hemd über der Brust offen.
»Gelobt sei Allah, daß es dir so gut geht!« schrie er schon zwanzig Meter von Abukow entfernt. »Noch gute Menschen gibt es. Sie haben mich mitgenommen, obwohl alles überfüllt war. Auf einem kaputten Motor habe ich gesessen, alles voll Öl und Benzin. Wer mich jetzt am Arsch leckt, kann Feuerzeug spielen!«
Sie umarmten sich, klopften sich auf den Rücken und gingen Arm in Arm vom Flugfeld. Erst draußen, nach der strengen Personenkontrolle durch die Miliz, sagte Abukow zu Mirmuchsin :
»Kennst du einen Bataschew ? Maxim Leontowitsch ?«
»Nein. Unbekannt.«
»Aber du kennst die Witwe Grigorjewa …«
Mustai stutzte, sah Abukow forschend an und blieb stehen. »Laß dich warnen, Victor Juwanowitsch «, sagte er. »Leg deine Hand lieber auf eine glühende Eisenplatte … Was ist mit ihr?«
» Bataschew , ihr neuer Freund und nun auch mein Freund, wartet auf dich. Es geht um das Herunterholen eines Glasballons zwecks Abfüllung von Limonade. Erinnerst du dich, Mustai ?«
»Sie quiekte wie ein Ferkelchen, das man bei den Ohren zieht.« Mustai grinste breit. »O Freundchen, einen Hintern hatte sie. Jetzt auch noch? Ist er geblieben? Das Witwendasein belastete sie sehr. Dankbar war sie für jede Entlastung.« Er kraulte sich die roten Haare und wackelte mit der Nase. »Was will dieser Bataschew von mir? Vertrauliche Informationen? Wer ist er überhaupt?«
»Du mußt ihn kennen, Mustai . Zuletzt war er bei euch im Lager, wurde begnadigt und ließ sich auf Befehl in Surgut nieder. Bataschew der Boxer …«
»Der Boxer?« schrie Mustai und wurde etwas bleich. »Das Riesen-Mammut? Der schniefende Berg? Immer, wenn der Sommer kam, lief ihm die Nase über. Ist er das?«
»Er ist es.«
»Und läßt die Grigorjewa auf sich tanzen? O Allah, warum legst du mein Schicksal in einen Essigtopf?« Er lehnte sich an Abukow , blickte traurig über den hitzeflimmernden Platz vor der Flughalle und zerwühlte wieder seine roten Haare. »Wie kommst du bloß an einen solchen neuen Freund? Der Boxer. Der rennt wie ein Elefant die Bäume mit der Stirn um.«
»Der Wagen, den du fahren sollst, gehört der Grigorjewa . Und Bataschew hat ihn beladen. Uns muß etwas einfallen, Mustai .«
»Der Boxer kann nur seine Fäuste benutzen«, sagte Mirmuchsin nach einer Weile angestrengten Nachdenkens. »Um mich zu treffen, muß er an mich herankommen. Darin liegt seine Schwierigkeit.« Er griff unter seinen Rock und klopfte gegen einen harten Gegenstand, den Abukow nicht sehen konnte. » Bataschew wird klug genug sein, sich darauf nicht einzulassen, Freundchen.«
»Du trägst eine Waffe mit dir herum?« rief Abukow erstaunt.
»Wie kann man so etwas Waffe nennen? Zum Brotschneiden brauche ich es, zum Schnitzen, zum Nägelsäubern , zu allem, was ein braver Mann so tut. Aber auch Boxer kann man damit abhalten.«
»Also ein Messer!«
»Zweiseitig geschliffen. Wer's versteht, kann es so sicher werfen, wie eine Kugel ihr Ziel trifft.«
»Und du kannst es.«
»Als Kind in der usbekischen Steppe muß man sich wehren können, Victor Juwanowitsch . Ach je, was weißt du denn vom wirklichen Leben? Bist in einem schönen Haus aufgewachsen, hast keinen Vater gehabt, der dich Bastard nennt und ausspuckt, wenn er deine roten Haare sieht. Hast einen
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