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Ein Kreuz in Sibirien

Ein Kreuz in Sibirien

Titel: Ein Kreuz in Sibirien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kennt die Sorge um Ersatzteile und Reparaturen, also hat man gleich mehrere gekauft, um auszuwechseln. Ist es so, du krummer Lämmerschwanz?«
    »Muß ich mir das gefallen lassen?« fragte Mustai und blickte auf seinen schönen Dolch in der Tischplatte. » Abukow , in Usbekistan …«
    »Da furzen die Pferde, wenn ihr Musik haben wollt!« schrie Bataschew .
    Mirmuchsin griff nach seinem Dolch, zog ihn aber nicht aus der Tischplatte. »Victor Juwanowitsch «, sagte er gepreßt, »gestehe, was würdest du tun, wenn man dich derart zwischen die Beine tritt?!«
    »Genau weiß ich das!« schrie Abukow wütend. »Keinen von euch würde ich mehr meinen Freund nennen. Und genau das wird sein, wenn ihr euch weiter wie Idioten benehmt. Bataschew , komm her! Mustai steh auf, laß den verdammten Dolch los und geh ihm entgegen! Und wenn du die Faust auch nur einen Zentimeter hebst, Maxim Leontowitsch , sehe ich dich weniger als die Luft! Wie ist es also …?«
    Langsam, wie sich abtastende Ringkämpfer, kamen sich Bataschew und Mirmuchsin entgegen. Auf Griffweite blieben sie voreinander stehen und starrten sich böse an.
    »Mir wird übel, wenn ich dich sehe«, sagte Bataschew dumpf.
    »Mein Darm pfeift bei deinem Anblick«, zischte Mustai .
    »Angst ist das! Nichts als Angst …«
    »Wo steht der Wagen?« fragte Mustai mit hohler Stimme.
    »Im Lagerschuppen IX.«
    »Vollgetankt?«
    »Willst du mit deiner Spucke fahren?«
    »Dein giftiger Rotz täte es auch.«
    Bataschew verdrehte schauerlich die Augen und atmete schwer. Sein Sommerschnupfen war seine verwundbarste Stelle.
    »Ein Siebentonner von FIAT ist es. Kannst du den fahren?«
    »Ich fahre jeden Wagen. Wenn ich ein Zündschloß berühre, springt es schon an.«
    »Schiefes Großmaul!«
    »Schniefende Gurke!«
    »Das reicht!« fuhr Abukow dazwischen. »Morgen früh um sechs rückt unsere Brigade aus. Ihr wartet an der Straßenmündung auf uns und setzt euch hinter mich. Ich bilde wie immer den Schluß.«
    »Ihr?« Mustai fuhr entsetzt herum. »Fährt der Saurier mit?«
    »Ohne mich geht hier nichts!« brüllte Bataschew . »Neben dir werde ich sitzen, roter Floh, und genau beobachten, ob du den schönen Wagen mißhandelst.«
    »Möge Allah bei uns sein und dich am Auspuff vergiften!« schrie Mustai bebend. »Victor Juwanowitsch , siehst du nun, wie er immer wieder anfängt, mich zu treten? Ich bin der Frieden selbst.«
    »Wenn dem so ist, dann kann ich euch allein lassen«, sagte Abukow , riß Mustai s Dolch aus dem Tisch, ging zu dem gewaltigen Sandsack und stieß ihn bis zum Knauf in das Leder. Bataschew zuckte wild zusammen, als habe er selbst den Stich empfangen. »Macht, was ihr wollt! Seid ihr morgen nicht an der Kreuzung, ist's auch gut. Bringt euch nur gegenseitig um – die Welt wird nicht ärmer dadurch.«
    Er ging hinaus, stand dann noch einen Augenblick draußen vor der buntbemalten Hütte und wartete auf einen großen Lärm aus dem Inneren. Aber die Tür öffnete sich, und Mustai schoß heraus. »Keine gute Rede war das!« keuchte er und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Sind so eure menschenfreundlichen Predigten, du Christen-Priester?«
    »Du hast recht, Mustai «, sagte Abukow , schuldbewußt und gerührt zugleich. »In der Bibel steht: So dir einer auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die linke hin.«
    »So dämlich bin ich nun wieder nicht«, stammelte Mirmuchsin und starrte Abukow entgeistert an. »Das ist eure Lehre? Victor Juwanowitsch , ich werde mich nie zum Christen eignen …«
    Mit dem Bus fuhr Abukow zu seinem Zimmerchen zurück, duschte sich kalt, denn die Hitze war fast unerträglich, aß dann in einem Schnellrestaurant zwei harte Frikadellen – die mehr aus Brot als aus Fleisch bestanden –, trank ein Glas Wein, mit Wasser gemischt, und begab sich schließlich zum Zentraldepot.
    Smerdow erwartete ihn bereits. Er war schon seit dem frühen Morgen im Magazin, zerknittert und gelbgesichtig, weil sein Magen schmerzte und die Galle drückte: Die Smerdow a hatte wieder ihre Launen bekommen und ihn schon gleich nach dem Aufstehen mit unschönen Worten begeifert. So war Lew Konstantinowitsch in sein Depot geflüchtet, dem einzigen Ort, wohin seine Frau nicht kam.
    » Morosow hat angerufen. Zweimal!« sagte er zu Abukow . »Ruf ihn zurück. – Wo bleibt mein Freund Maxim Leontowitsch ?«
    »Er rangiert Waggons. Wird wohl am Abend zu dir kommen.«
    Abukow ging in einen leeren Büroraum, zog das Telefon zu sich und rief Morosow im Baudorf

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