Ein Kuss für die Ewigkeit
Morgen.“
Glücklicherweise protestierte er nicht weiter.
„Ich werde mein Bestes geben, um Euren Bruder zu retten“, erklärte sie mitfühlend, während sie in seine Augen blickte, die Finns so ähnlich waren. „Ich schwöre es Euch. Und ich liebe ihn.“
„Ich ebenfalls, Mylady“, flüsterte er mit erstickter Stimme. „Geht mit Gott und rettet ihn.“
Insgeheim verfluchte Finn die Tatsache, dass er sich inzwischen so geschwächt fühlte, dass es ihm unmöglich war, auch noch gegen andere Männer zu kämpfen. Also duckte er sich und machte einen Bogen um jeden möglichen Kontrahenten, um sich geradewegs Wimarc zu nähern.
So schwach er auch war, wollte er sicherstellen, dass Lizette und ihre Familie sich niemals wieder vor Wimarc de Werre fürchten mussten und dass niemand je wieder in seinem Verlies eines qualvollen Todes sterben würde. Dabei schreckte ihn nicht einmal der Anblick ab, wie Wimarc auf seinem Pferd sitzend seine Gegner niedermetzelte. „Wimarc!“
Der schlug gerade auf einen glücklosen Soldaten ein, der ihn von seinem Pferd hatte zerren wollen, und schaute sich nun um, wer da seinen Namen gerufen hatte. Die augenblickliche Ablenkung genügte dem Soldaten, Wimarcs Bein besser greifen und kraftvoller ziehen zu können, bis der vom Sattel rutschte.
Bedauerlicherweise hatte der Mann im Übereifer gehandelt, sodass Wimarc in seiner schweren Rüstung mitsamt seinem Schild auf ihn stürzte und den Soldaten unter sich begrub. Der fuchtelte mit Armen und Beinen wie ein auf dem Rücken liegender Käfer; sein Schwert war ihm aus der Hand geglitten. Wimarc rollte sich mit überraschender Mühelosigkeit zur Seite und sprang wieder auf, dann trieb er sein Schwert dem Angreifer in den Hals. Unterdessen trabte sein Pferd davon und ließ schnaubend und kopfschüttelnd das Kampfgetümmel hinter sich zurück.
Als Wimarc den Soldaten tötete, stand er mit dem Rücken zu Finn. Der war zwar nicht zum Ritter ausgebildet worden, doch er wusste, Kettenhemd und Helm schützten den Nacken des Mannes so gut, dass es nahezu unmöglich war, ihn hinterrücks zu töten. Schon gar nicht mit einem Schwert, das zudem von einem geschwächten Mann geführt wurde.
„Wimarc!“, brüllte er wieder, damit sein Gegner sich umdrehte.
Der Adlige zog die blutige Klinge aus dem Leib des Getöteten und reagierte auf Finns Ruf. Sein Gesicht war hinter dem geschlossenen Visier nicht zu erkennen, doch der Mann strahlte auch so maßlose Überheblichkeit und Selbstsicherheit aus.
Warum auch nicht? Er war ein hervorragend geschulter Kämpfer, er war gut bewaffnet, bei Kräften und ausgeruht. Und seine Söldner machten kurzen Prozess mit den Soldaten, die Lizette hierher begleitet hatten. Nur nicht mit Iain Mac Kendren. Der war diesmal auf den Kampf gefasst gewesen, und trotz seiner schweren Verletzung kämpfte er wie ein Berserker.
Weder von ihm noch von einem anderen nahm Wimarc jetzt Notiz, da er sich einzig und allein auf Finn konzentrierte. Der hielt sein Schwert so flach, dass es fast den Boden berührte, weil er so seine Kräfte wenigstens ein bisschen schonen konnte.
„So, so. Der ausgehungerte Betrüger ist also gekommen, um mich zu töten“, grollte Wimarc, hob seinen Schild und trat auf Finn zu. „Du kannst es gern versuchen, und während du stirbst, kannst du darüber nachdenken, welchen Spaß ich mit Lady Elizabeth haben werde, wenn sie wieder in meiner Gewalt ist. Denn das, mein Freund, wird sie bald wieder sein.“
„Nein, das wird sie nicht“, widersprach Finn ihm, sagte weiter aber nichts. Er wollte seine Kraft nicht damit vergeuden, Wimarc mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dieser verdient hatte. Obwohl Finn mit den Feinheiten des Schwertkampfs bedauerlicherweise nicht vertraut war, wusste er zumindest, dass er seinen Gegner stets im Auge behalten musste und niemals in seiner Wachsamkeit nachlassen durfte.
„Vielleicht sollte ich dich belohnen, indem ich dich schnell töte“, überlegte Wimarc laut und stieg über einen Leichnam hinweg, der ihm im Weg lag. „Nicht viele Männer haben mich so erfolgreich hinters Licht geführt wie du. Aber ich bin nun gewarnt, und ich werde mehr Vorsicht walten lassen, wenn ich das nächste Mal einen Verbündeten suche.“
„Es wird für Euch kein nächstes Mal geben“, erwiderte Finn und keuchte leicht, während er darauf wartete, dass Wimarc ihn angriff. Dabei musterte er gründlich die Rüstung des Mannes und suchte nach einer möglichen Schwachstelle. Ihm war
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