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Ein Kuss für die Ewigkeit

Ein Kuss für die Ewigkeit

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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ältere Schwester Adelaide zu dieser Verabredung gegangen. Was sich dort abgespielt hatte, wusste Lizette bis heute nicht so genau. Auf jeden Fall war Lord Smurton zusammen mit seinem Gefolge am nächsten Tag bei Sonnenaufgang aufgebrochen, ohne sich auch nur von seinem Gastgeber zu verabschieden.
    „Oh, Mylady!“
    Keldras plötzlicher Aufschrei ließ Lizette aufblicken, und dann sah sie, wie ihre Dienerin auf die Flussmitte zeigte – wo soeben Lizettes neuer Schleier davontrieb. Fluchend raffte sie ihre Röcke zusammen und eilte am rutschigen Uferstreifen entlang. Sie wagte nicht, allzu schnell zu laufen, da die Steine zu nass und zu glatt waren, dennoch musste sie ihren Schleier zurückbekommen. Zweifellos würde Iain sagen, dass sie es gar nicht anders verdiente, wenn sie so unaufmerksam war, und dann würde er sie für den Rest der Reise nicht mehr aus den Augen lassen.
    Während sie einerseits auf den Schleier achtete und andererseits nach einem Stock oder Zweig Ausschau hielt, mit dem sie ihn an Land ziehen konnte, tauchte plötzlich am gegenüberliegenden Ufer wie aus dem Nichts ein Mann auf.
    „Fürchtet Euch nicht, Mylady!“, rief der Fremde ihr zu, als sie erschrocken stehen blieb. Er nahm seinen Gürtel ab und legte ihn mitsamt dem Schwert auf einen Felsblock. „Ich will Euch nichts tun.“
    Wenn er sein Schwert ablegte und allein war, wollte er ihr wahrscheinlich wirklich kein Leid zufügen. Bemerkenswerter aber war noch, dass er gebildet und damit nach etwas Besserem klang – zumindest nach einem Ritter, wenn nicht gar nach einem Lord.
    Wer immer er sein mochte, er trug nur einen einfachen ledernen Waffenrock ohne ein Hemd darunter, dazu eine schwarze Hose und schlichte Stiefel. Wie er dastand, vor sich den Fluss und hinter sich den Wald, da kam er ihr wie eine Art Waldgott vor. Aber das mochte ihr auch nur wegen seiner schlichten Kleidung und seiner wallenden dunklen Haare so erscheinen.
    Er watete durch das tiefe Flussbett, und als er ihren Schleier erreicht hatte, beugte er sich vor und holte ihn so lässig aus dem Wasser, wie es ein anderer tun mochte, der auf einer Wiese ein Gänseblümchen pflückte. Dann richtete er sich auf und hielt das nasse rechteckige Stück Stoff wie ein Sieger seine Beute in die Höhe.
    „Gestattet mir, dass ich mich Euch vorstelle“, sagte er und trat näher. Bei jedem seiner Schritte spritzte das Wasser in die Höhe. Seine tiefe, melodische Stimme gab ihr zusätzlich das Gefühl, keinen raubeinigen Schurken vor sich zu haben. „Ich bin Sir Oliver de Leslille aus Irland.“
    Sir Oliver – also tatsächlich ein Ritter. Und Irland erklärte, warum er sich ein wenig so anhörte, als würde er nicht bloß reden, sondern singen.
    Ihr fiel auch seine hohe Stirn auf, die von beachtlicher Intelligenz zeugte, seine exquisite, gerade Nase und ein Kinn, das so aussah, wie das Kinn eines Mannes aussehen sollte. Ein verlockendes Lächeln umspielte seine vollen Lippen.
    Etwas tief in ihrem Inneren regte sich, als hätte ein leichtes Beben den Boden unter ihren Füßen erzittern lassen. Oder als hätte sich etwas in der Luft verändert.
    Oder als sei etwas in ihr aus dem Schlaf geweckt worden.
    „Ich war mit Freunden auf der Jagd, aber wir wurden unterwegs getrennt“, erklärte Sir Oliver, als er das Ufer erreichte und sich zu ihr stellte. Ihr Schleier war durchnässt, aber ihr entging auch nicht, wie die nasse Wollhose des Mannes knapp seine muskulösen Oberschenkel umspannte.
    „Da ich großen Durst hatte“, fügte er hinzu, „machte ich hier Rast, und dann hörte ich auf einmal Euren … Euren wütenden Ausruf. Sehr blumig, muss ich sagen.“
    Liebe Muttergottes, er hatte sie fluchen gehört. Normalerweise war sie nicht so leicht in Verlegenheit zu bringen, aber in diesem Moment war das der Fall. So sehr, dass sie sich fast wünschte, der Fluss würde sie erfassen und mitreißen.
    Sie neigte auch nicht zum Erröten, doch jetzt spürte sie, wie die Hitze ihr in die Wangen stieg. Gleichzeitig wusste sie, dass sie irgendetwas erwidern, sich zumindest bei ihm bedanken sollte. Dummerweise wollte ihr kein Ton über die Lippen kommen, was auch nicht ihrer üblichen Art entsprach. Stattdessen merkte sie auf einmal, dass sie wie gebannt die braunen Augen dieses Mannes anstarrte, der für sie durch den eiskalten Fluss gewatet war, als würde er so etwas jeden Tag machen.
    „Ihr müsst durchgefroren sein!“
    „Mir war schon viele Male kälter als jetzt gerade, Mylady“,

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