Ein Kuss für die Ewigkeit
„Was macht Ihr hier? Ihr solltet zu Hause in Averette sein.“
„Wenn ich dort bliebe, was hätte ich dann davon?“, erwiderte er laut genug, um über den Kampflärm hinweg verstanden zu werden. „Etwas zu essen, einen Schlafplatz, ein wenig Geld, um dann und wann zu kämpfen.“
Er grinste breit und ließ dabei die Überreste seiner Zähne sehen, in seinen Augen stand funkelnder Hass. „Ich bin jetzt ein reicher Mann. Zumindest werde ich das bald sein. Einen angemessenen Lohn hat mir Lord Wimarc versprochen, wenn ich Euch zu ihm bringe.“
Zu ihrer Angst gesellte sich nun auch Verwirrung. „Wer ist Lord Wimarc? Was will er von mir?“
„Das werdet Ihr noch früh genug herausfinden, Mylady“, entgegnete Lindall und wollte nach ihr greifen.
Sie wich ihm aus und wandte sich ab, um wegzulaufen, doch dann fiel ihr Keldra ein, die noch schluchzend im Wagen saß. Keldra, die erst fünfzehn war und Todesängste ausstand.
Prompt wirbelte Lizette auf dem Absatz herum und schlug nach Lindall, doch der hob seinen Schild und wehrte ihren Hieb mühelos ab. Dann bekam er ihr Handgelenk zu fassen und verdrehte es so sehr, dass sie aufschrie und den Dolch losließ, den er mit einem blutverschmierten Stiefel wegtrat.
„Versucht nicht, Euch gegen mich zu wehren, Mylady“, zischte er und zog sie an sich, sodass sein stinkender Atem ihr ins Gesicht schlug. „Eure Leute sind in der Unterzahl, und meine sind brutale Schläger, erfahrene Mörder aus aller Herren Länder. Eure Männer sind dem Untergang geweiht, und Ihr gehört jetzt mir. Zumindest so lange, bis ich Euch Wimarc übergebe. Also bereitet mir lieber keinen Ärger, sonst werdet Ihr das noch bereuen.“
Der Wagen nahm ihr die Sicht auf das Kampfgeschehen, dennoch wollte sie nicht glauben, dass ihr Trupp seinem unterlegen sein sollte. Die Männer waren von Iain Mac Kendren ausgebildet worden, und sie würden auch siegen, wenn sie in der Unterzahl waren.
„Man wird Euch für das hängen, was Ihr getan habt“, fuhr sie ihn an. „Wenn Ihr Iain etwas angetan habt …“
„Ihm angetan ?“, wiederholte Lindall und lachte heiser. „Ich habe ihn umgebracht !“
Nein!, schrie sie stumm auf, ihre Beine knickten fast unter ihr weg, als er ihr schmerzendes Handgelenk noch fester packte.
„Ihr seid jetzt in meiner Gewalt, und ich werde mir nun mein Geld abholen.“
Wut stieg in ihr auf, die von ihrer Trauer verstärkt wurde. Sie biss die Zähne zusammen und stellte sich breitbeinig hin. Wenn Lindall sie verschleppen wollte, würde er sie schon hinter sich herschleifen müssen.
Er lachte hämisch, hielt sie mit der einen, sein Schwert mit der anderen Hand fest, und auf einmal trat er ihr brutal gegen das linke Bein. „Ich sagte, Ihr sollt mir keinen Ärger bereiten. Wenn es sein muss, werde ich Euch das Bein brechen.“
Fast wäre sie gestürzt, als er sie zum Wagen zerrte, doch es gelang ihr, das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Sie wand sich, sie strampelte und zappelte und versuchte, nach ihm zu schlagen.
„Bleib, wo du bist, Keldra!“, befahl sie der Dienerin, die ängstlich zusammengerollt im Wagen lag und leise wimmerte. „Gleich, was er sagt oder tut, bleib da oben!“
Lindall wirbelte Lizette zu sich herum. „Haltet Euer Mundwerk, dummes Weib! Ihr mit Eurer hübschen kleinen Nase, die Ihr immer so hoch erhoben vor Euch hertragt, während wir anderen arbeiten und kämpfen müssen und von diesem verdammten Schotten angebrüllt werden.“
Als sie sich weiterhin wehrte, zeichnete sich auf Lindalls Gesicht auf einmal ein beängstigender Ausdruck ab, der bei ihr ein Entsetzen anderer Art auslöste. „Wimarc sprach nicht davon, dass ich Euch als Jungfrau abliefern muss. Nein, davon war nicht die Rede, also werde ich erst einmal mit Euch meinen Spaß haben, vielleicht auch mit Eurem Dienstmädchen. Und womöglich teile ich den Spaß ja sogar mit meinen Leuten, bevor ich mein Geld einkassiere.“
Derart in Angst und Schrecken versetzt, wurde Lizettes Gegenwehr nur noch heftiger, gleichzeitig begann Keldra lauter zu jammern.
„Sei gefälligst still!“, herrschte Lindall das arme Mädchen an.
Das war der Moment, in dem Lizette ihre Chance gekommen sah, weil Lindalls Aufmerksamkeit auf Keldra gerichtet war. Sie legte ihre Hände auf seinen Brustpanzer und warf sich mit aller Wucht gegen ihn, sodass er sich an der Ecke des Wagens stieß, die Balance verlor und auf die Knie sank.
„Komm!“, rief sie Keldra zu, und dieses Mal zögerte das
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