Ein Kuss für die Ewigkeit
reißen und seinen Bruder befreien, er wollte Wimarc töten sowie jeden, der sich ihm in den Weg stellte … aber dann würden sie die Burg niemals lebend verlassen. Und er konnte auch nicht Lizettes Leben aufs Spiel setzen.
Stattdessen machte er kehrt und trat neben Wimarc. „Wirklich äußerst beeindruckend. Aber ich muss gestehen, dieser Gestank ist sehr intensiv.“
„Ja, das stimmt“, pflichtete Wimarc ihm bei, während er die Treppe hinaufging. „Leider kann man dagegen nichts unternehmen.“
Finn hielt kurz an der untersten Stufe inne und schaute über seine Schulter. Mehr konnte er nicht wagen, doch es fiel ihm nicht leicht, Ryder hier zurückzulassen.
Bald, versprach er ihm stumm. Bald hole ich dich hier raus.
In seiner stinkenden Zelle presste Ryder ein Ohr gegen die Tür. War das Fingals Stimme gewesen, oder hatte ihm sein Verstand einen Streich gespielt?
Es hatte sich so sehr nach Fingal angehört …
„Gally?“, rief er wieder und lauschte auf diese vertraute Stimme des Mannes, der wie ein Adliger sprach. „Gally!“
Keine Antwort. Nur das Geräusch des Wassers war zu hören, das an den Wänden entlanglief. Und das Kratzen und Scharren der Ratten.
„O Gott, werde ich jetzt langsam verrückt?“, flüsterte Ryder und sank zu Boden, wo er sein schmutziges Gesicht in seine noch schmutzigeren Hände legte. „Gott, steh mir bei, ich glaube, ich verliere den Verstand!“
„Dann hat Lord Wimarc nicht so oft Gäste?“, fragte Lizette, während Ellie Garn in eine Nadel einfädelte.
Zwar hasste Lizette es zu nähen, doch ihr blieb keine andere Wahl, wenn sie nicht in den engen Kleidern von Wimarcs Ehefrau ständig nach Luft ringen und dabei so viel von ihrem Körper zeigen wollte, dass alle Männer im Saal sie unentwegt anstarrten.
Auch wenn es Finn nicht gefiel, musste sie Wimarcs Aufmerksamkeit auf sich lenken, aber das bedeutete noch lange nicht, dass auch seine Söldner ein Vergnügen daran haben sollten.
„Nein, nicht sehr oft, Mylady. Dass er Euch eingeladen hat, bedeutet eine große Ehre. Ihr und Euer Ehemann werdet von ihm sehr geschätzt.“
„Aber wie kann das sein? Wir sind uns nie begegnet.“
„Oh, er hört das eine oder andere, Mylady, und er hat sehr viele Freunde. Boten kommen und gehen fast ohne Unterlass.“
„Tatsächlich?“, hakte sie nach, aber Ellie war längst abgelenkt.
„Da sind Euer Ehemann und mein Lord“, sagte sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Eingang zum Saal.
Lizette legte ihre Näharbeit zur Seite, während Ellie sich nahezu überschlug, als Finn sich zu ihnen gesellte.
Als sie sich am Morgen angezogen hatten, war er äußerst wortkarg gewesen. Da Lizette selber nicht so recht wusste, worüber sie reden sollte, und sie ihm nicht anvertrauen wollte, wie müde sie sich nach einer fast schlaflosen Nacht fühlte, hatte sie ebenfalls geschwiegen.
So zu tun, als wäre sie seine Frau, und das Bett mit ihm zu teilen, erwies sich schwieriger als erwartet. Sie hatte kaum ein Auge zugetan, da ihr seine Nähe allzu deutlich bewusst gewesen war. Noch beunruhigender allerdings war ihr Verlangen nach ihm gewesen, dem sie nicht nachgeben durfte.
Wimarc machte eine verwunderte Miene, als er zu ihnen trat und damit Lizettes Aufmerksamkeit auf sich zog. „Mylady, ich dachte, Ihr wärt damit inzwischen fertig, sonst hätte ich Ellie angewiesen, für Euch die Arbeit zu erledigen.“
„Das ist meine eigene Schuld“, erwiderte sie lächelnd. „Ich bin eine nachlässige Näherin.“
„Zumindest wirkt Ihr gut ausgeruht“, merkte Wimarc an. „Ganz im Gegensatz zu Eurem Ehemann. Ich fürchte, der Rundgang durch meine Burg hat ihn ermüdet.“
„Er scheint tatsächlich ein wenig müde zu sein“, stimmte sie ihm zu. Hatte er etwa auch kein Auge zugetan?
„Während die Diener den Saal vorbereiten, könnte Ihr Gatte sich doch ein wenig ausruhen. In dieser Zeit würde ich Euch gern den Garten zeigen, wenn Ihr möchtet.“
Finn setzte zum Reden an, aber Lizette stand rasch auf und kam ihm mit ihrer Antwort zuvor.„Das wäre mir ein Vergnügen.“ Sie legte ihre Hand auf Wimarcs Arm. „Gilbert, geh und leg dich bis zum Abendessen schlafen.“
Mit diesen Worten ließ sie sich von Wimarc aus dem Saal führen, ohne einen Blick nach hinten zu werfen. Dann hätte sie nämlich gesehen, wie Ellie mit Finn redete, das Nähzeug zusammenpackte und ihm die Treppe hinauffolgte.
Kurz darauf fand sich Lizette in einem reizenden, wenn auch nicht allzu großen
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