Ein Kuss für die Ewigkeit
und sie beobachtete.
Plötzlich sah sie eine Gelegenheit gekommen, dieser Bespitzelung ein Ende zu setzen und zugleich ihren Wutausbruch auf eine Weise zu erklären, durch die sie ihren Stolz wahren konnte.
Mit dem Gebrüll einer Löwin stürmte sie zur Wand, riss den Teppich herunter und schleuderte ihn Finn entgegen. Eine dichte Staubwolke stieg auf, als der Teppich gegen seine Brust prallte. Er musste niesen, dann fiel sein Blick auf das Loch in der Wand, das nun sichtbar geworden war.
„Was starrst du so?“, fragte sie kühl.
Als er antwortete, machte er einen verwirrten Eindruck. „Gar nichts.“
„Ach, gar nichts. Du starrst lieber irgendein Loch in einer Mauer an als deiner Frau in die Augen zu schauen. Du solltest dich schämen! Ich werde dich schon dazu bringen, mich anzublicken!“
Sie nahm ein Tuch vom Waschtisch und verstopfte damit das Guckloch in der Wand, doch das war noch nicht alles. Sie ging zur Tür und riss sie auf, sodass sie eben noch den Saum von Ellies Rock um die Ecke verschwinden sah. Dann hatte sie also tatsächlich gelauscht.
Mit Schwung warf Lizette die Tür zu, dann wandte sie sich zu Finn um. Sie stemmte die Hände in die Hüften und strahlte, als hätte sie die ganze Zeit über nur geschauspielert. „ Jetzt sind wir allein.“
12. KAPITEL
Finn lachte leise und warf den Wandteppich auf den Stuhl. „Gut gemacht, Mylady.“
„Das finde ich auch“, sagte Lizette und zwang sich, viel ruhiger zu klingen, als sie sich eigentlich fühlte. Auf keinen Fall sollte ihm klar werden, wie sehr sie sich über diesen Kuss aufgeregt hatte.
Sie setzte sich an den Frisiertisch und begann, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen. Einen Spiegel gab es nicht – zweifellos hatte Wimarcs Frau einen so teuren Gegenstand mitgenommen –, doch sie brauchte einen Vorwand, um Finn nicht ins Gesicht schauen zu müssen, während sie sich unterhielten. „Ich vermute, Ihr hofft Ellie verführen zu können, damit sie uns bei der Flucht hilft, richtig? Wird Eure neue Geliebte uns denn dann begleiten?“
Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Bettpfosten. „Ich tue nur das, was Ihr auch bei Wimarc macht. Wenn es für Euch angemessen ist, Eure weibliche Raffinesse einzusetzen, um ihm Informationen zu entlocken, warum sollte ich dann nicht eine Dienerin küssen, wenn ich glaube, von ihr das eine oder andere erfahren zu können?“
Wieder sah sie das Bild vor sich, wie er Ellie küsste. „Mit viel Schmeichelei werdet Ihr dem Mädchen zweifellos das eine oder andere entlocken, davon bin ich überzeugt.“
Finn stellte sich zu ihr an den Frisiertisch und machte eine verbissene Miene. „Bereitet es Euch Vergnügen, mit Wimarc zu schäkern?“
„Es ist eine Notwendigkeit.“
„Ich hielt es meinerseits für eine Notwendigkeit , Ellie zu küssen, auch wenn es mir keinen besonderen Spaß bereitet hat. Es ist offensichtlich, dass Ellie irgendetwas von mir will, Mylady. Vielleicht Geld, vielleicht irgendein Geschenk. Auf jeden Fall steckte in ihrem Kuss mehr Absicht als Leidenschaft.“
Es gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr ganz und gar nicht.
Ihre Hände zitterten, als sie den Kamm weglegte, also faltete sie sie rasch und ließ sie in ihren Schoß sinken. „Wenn Ihr mit ihr Zeit verbringen wollt, tut das ruhig. Mir ist es gleich, solange das nicht unsere Pläne gefährdet.“
„Glaubt Ihr etwa, ich würde das Leben meines Bruders riskieren, nur um mich mit einem Dienstmädchen zu verlustieren?“, fragte er sie fassungslos.
„Ich kann nicht beurteilen, wozu Ihr fähig seid!“, erwiderte sie und schämte sich prompt für ihren Vorwurf, zugleich war sie aber auch zu stolz, ihre Worte zurückzunehmen. „Und mir ist auch gleich, mit wem Ihr das Bett teilt, es sei denn, das bringt unser Vorhaben in Gefahr.“
„Ich werde mir das für den Fall merken, dass ich mich entscheide, Eure Erlaubnis einzuholen“, entgegnete er spöttisch. „Wie es der Zufall will, habe ich heute bereits einige interessante Dinge herausgefunden. Von Ellie weiß ich, dass sich in dieser Burg über zweihundert Söldner aufhalten. Wimarc bezahlt sie mit Essen und Wein, und auch mit barer Münze. Vermutlich auch noch mit Frauen, denn Ellie war sich sehr sicher, dass ich von ihrer Gunst begeistert sein würde, obwohl ich verheiratet bin. Noch wichtiger ist aber etwas anderes: Ryder lebt.“
Über diese Nachricht war Lizette so erleichtert, dass sie ihre Wut vergaß und sich lächelnd zu Finn umdrehte. „Oh, ich bin so
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