Ein Kuss für die Ewigkeit
froh, das zu hören.“
Finns ernste Miene wurde ein wenig sanfter. „Ich wäre nur froh, wenn es noch einen zweiten Zugang zum Verlies gäbe“, erklärte er finster, dann ließ er sich auf einen Stuhl sinken und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Gott, das ist ein entsetzlicher Ort! So schlimm wie die Hölle. Wenn ich nur daran denke, dass Ryder allein da unten ist und langsam verhungert …“
Sie erhob sich und trat zu ihm, um ihn zu trösten, um seine Schulter zu berühren oder um über seine Wange zu streicheln, damit er spürte, er war nicht allein mit seinen Sorgen. Aber sie wagte es nicht. Nicht nach dem, was sie eben zu ihm gesagt hatte. Und nicht in solch unmittelbarer Nähe zum Bett, wenn ihr Herz raste und ihre Haut glühte, kaum dass sie sich daran erinnerte, wie er sie in der letzten Nacht plötzlich geküsst hatte.
Er sah sie an, und sie stellte erleichtert fest, dass in seinen Augen nur Neugier, aber keine Wut geschrieben stand. „Habt Ihr bei Eurem Beisammensein mit Wimarc im Garten irgendetwas erfahren können?“
„Er hat bestätigt, dass Adelaide tatsächlich Lord Armand de Boisbaston geheiratet hat. Und Wimarc ist überzeugt, dass Armand dem König gegenüber bedingungslos loyal ist. Euer Verdacht könnte zutreffen, was sein Motiv für meine Entführung angeht.“
Ein flüchtiges Lächeln umspielte Finns Mundwinkel. „Was ist denn das? Mylady haben sich geirrt? Der niedere Gesetzlose könnte doch etwas von Bedeutung gewusst haben?“
Natürlich hatte sie in ihrem Leben Fehler gemacht, sie war schließlich nicht vollkommen. Und sie hatte genügend Menschen sagen müssen, dass sie im Irrtum gewesen war, da brauchte sie sich das jetzt nicht bieten zu lassen.
Sie setzte sich wieder an den Frisiertisch und griff nach dem Kamm. Finn stand auf und kam zu ihr, aber sie kämmte sich scheinbar ungerührt weiter. Sie hasste ihre Locken und wünschte, sie hätte so glattes Haar wie Gillian. Und sie wäre so ruhig und gelassen wie Adelaide. Vor allem aber wünschte sie, sie wäre zu Hause.
„Was habt Ihr noch herausgefunden, Mylady?“
„Nur, dass es keinen anderen Weg in den Garten gibt als durch den Saal. Wir könnten von dort zwar über die Mauer klettern, aber dann entdecken uns die Wachposten.“
„Von denen es hier nur so wimmelt“, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu.
Sie versuchte ihn ebenso zu ignorieren wie die Hitze, die sich in ihrem Körper ausbreitete und ihr Verlangen weckte.
Überraschend nahm er ihr den Kamm aus der Hand. „Lasst mich das machen, bevor ihr den noch zerbrecht“, sagte er und begann ihr Haar zu kämmen, bevor sie widersprechen konnte. „Ich weiß, die Hochzeit Eurer Schwester macht Euch zu schaffen, aber Ihr könnt mir glauben, dass sie eine wesentlich schlechtere Wahl hätte treffen können. Das Schlimmste, was ich über Armand de Boisbaston sagen kann, ist, dass seine Loyalität zum König grenzenlos ist und dass ihm seine Ehre zu viel bedeutet.“
Sie sollte ihn auffordern zu schweigen. Und sie sollte sich den Kamm zurückholen. Oder aufstehen. Oder irgendetwas anderes tun, als nur mit geschlossenen Augen dazusitzen und sich von dem wunderbaren Gefühl davontragen zu lassen, das die simple Tatsache in ihr auslöste, dass er ihr Haar kämmte. Als sie klein war, hatte Adelaide das immer für sie gemacht und ihr dabei versichert, alles werde gut.
„Nicht alle Adligen verhalten sich ritterlich, obwohl sie einen Eid darauf leisten. Er ist einer von den wirklich Ritterlichen, und wichtiger noch: Er liebt Eure Schwester so sehr, wie nur wenige Männer ihre Ehefrauen oder selbst ihre Geliebten lieben.“
Sie wollte nicht, dass Finn von Liebe, Ehe oder Geliebten redete.
„Seid Ihr je verliebt gewesen, Lizette?“
Er hatte sie Lizette genannt. Er hatte ihren Namen mit dieser wundervollen tiefen Stimme ausgesprochen.
Hastig umfasste sie seine Hand. „Das genügt“, flüsterte sie und hoffte, er würde den Kamm weglegen und sich von ihr entfernen.
Das tat er aber nicht, sondern ließ seine Hand auf ihrem Kopf ruhen. „Ich wollte Euch nicht verärgern, Mylady. Das war nicht meine Absicht.“
Das glaubte sie ihm sogar. Aber jetzt musste sie nachdenken – vor allem jetzt. Gerade holte sie Luft, um ihm noch einmal zu sagen, er solle aufhören, da bemerkte sie, dass die seitliche Naht ihres Kleides von der Achsel bis zur Taille aufgerissen war.
„Ich habe das Kleid ruiniert!“, rief sie erschrocken und sprang auf, um sich den Riss genauer
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