Ein Kuss für die Ewigkeit
Eurer Stelle nicht rechnen. Aber Ihr habt Freunde, die Euch unterstützen können, und vielleicht ist Euer Vater ja nachsichtiger, als Ihr das im Moment für möglich haltet.“
Seufzend griff Roslynn nach Lizettes Hand und drückte sie. „Ich danke Euch, Helewyse. Ihr seid eine gute Freundin.“
„Ich habe das sehr gern getan“, erwiderte sie und meinte das auch so. Sie verspürte Mitleid mit der jungen Frau und fürchtete, dass ihr das Schlimmste erst noch bevorstand. Dennoch wagte sie nicht, ihr von dem Verbrechen zu berichten, das ihr Ehemann plante. Wenn sie, Finn und Ryder in Sicherheit waren, würde sie versuchen, Roslynn eine Warnung zukommen zu lassen.
Doch bis dahin musste sie schweigen.
In der kalten Morgenluft lehnte Garreth gegen einen Baum, die Hände in die Hüften gestemmt, und betrachtete den Topf auf dem Lagerfeuer vor der kleinen Hütte. „Ist es noch immer nicht fertig?“
„Ich kann einem Lord und einer Lady kein halb rohes Kaninchen vorsetzen“, erklärte Keldra und rührte wieder um.
„Es muss ja nicht perfekt sein. Oder ist dir noch nicht aufgefallen, dass wir uns nicht in irgendeiner Burg befinden?“
„Das heißt noch lange nicht, dass ich nicht mein Bestes gebe. Manche Leute sind auf das stolz, was sie tun.“
„ Manche Leute haben einen Grund, stolz zu sein“, entgegnete Garreth mürrisch. „Andere sind bloß darauf stolz, wem sie dienen dürfen.“
Keldra straffte die Schultern und fuchtelte mit dem Löffel. „Warum sollte ich nicht stolz darauf sein, dass ich einer Dame diene? Lieber einer Dame als einem Dieb!“
„Wenn du meinst. Aber ich diene Finn nicht. Wir sind einander ebenbürtig.“
„Ebenbürtig? Ganz sicher. Darum rennst du ihm auch nach wie ein Hund und redest die ganze Zeit nur von ihm.“
„Das tue ich nicht!“
„Tust du wohl! Sobald du den Mund aufmachst, erzählst du mir, was er noch alles Wunderbares geleistet hat.“
„Ich habe ihm das Leben gerettet!“
Keldra widmete sich wieder dem Topf auf dem Lagerfeuer. „Ich wette, er lässt dich nur glauben, dass es so war.“
„Das ist nicht wahr. Er vertraut mir, und deshalb lässt er auch mich auf die Gefangenen aufpassen.“
„Ich passe ebenfalls auf. Wirst du mir jetzt helfen, das Essen zu Lord Gilbert und Lady Helewyse zu bringen, oder willst du erst noch eine Weile über Finn sprechen?“
Verärgert holte Garreth die Holzschälchen, und nachdem Keldra mehrere Löffel von dem Eintopf aus Kaninchenfleisch, Lauch und Erbsen verteilt hatte, ging er vor ihr her zur Hütte. Er nahm den Ast weg, der die Tür versperrte, zog sein Schwert und trat als Erster ein.
„Sie sind weg!“
Keldra ließ die Schälchen fallen und stürmte ungläubig nach drinnen, aber die Hütte war tatsächlich menschenleer.
Garreth kniete sich an einer Seite des Raums hin. „Sie haben sich unter der Wand hindurchgegraben. Das muss in der Nacht passiert sein!“
„Als du Wache halten solltest!“, schrie Keldra ihn an. Was würde mit ihrer geliebten Lady Elizabeth geschehen, wenn Wimarc herausfand, dass sie gar nicht Lady Helewyse war, sondern nur so getan hatte, um sich in seine Burg einzuschleichen?
„Es ist gleich, wann es passiert ist“, fuhr er sie an und lief an ihr vorbei nach draußen. „Wir müssen sie aufhalten!“
Sie folgte ihm um die Hütte herum zu der Stelle, wo Lord Gilbert und seine Frau in die Freiheit gekrochen waren.
„Wenigstens haben sie kein Pferd mitgenommen“, stellte Garreth fest und deutete auf die Spuren im feuchten Gras, die von der Hütte wegführten. „Sehr schlau ist er nicht.“
Er holte seinen Bogen und den Köcher mit den Pfeilen. „Beeilen wir uns, zu Fuß können sie nicht weit gekommen sein.“
„Sie hätten nicht fliehen können, wenn du seine Aufgabe erfüllt hättest, anstatt nur von Finn zu schwärmen.“
Garreth erwiderte nichts.
20. KAPITEL
Lizette spürte, wie Roslynn zu zittern begann, als sie am nächsten Morgen den Saal betraten. Wimarc und Finn saßen bereits an der Tafel und frühstückten, als seien sie die besten Freunde.
Die Soldaten und Diener im Saal sahen voller Unbehagen zu den Damen, dann widmeten sie sich rasch wieder ihrem Essen und gaben vor, sich nicht für das zu interessieren, was in der Nacht passiert war und was jetzt womöglich eine Fortsetzung erfuhr.
Einzig Ellie machte keinen Hehl aus ihrer Neugier, und sie stellte sogar ein leicht überhebliches Lächeln zur Schau. Was Finn anging, konnte sie seinem Gesichtsausdruck nichts
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