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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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für andere zu
opfern? Wäre er kalt und sogar unfähig, mich zu lieben?
    Dann
begriff ich, dass man Raniero seine Kindheit auch meinetwegen weggenommen
hatte. Und plötzlich, als ich das Band zwischen diesen zwei sehr verschiedenen
Vampiren verstand, begriff ich auch, welches Opfer es für Raniero bedeuten
musste, wieder nach Rumänien zurückzukommen. »Du denkst wahrscheinlich, dass
du alles aufs Spiel setzt, indem du hierherkommst, oder? Dass du wieder die
Kontrolle verlieren könntest oder in den Strudel der Gewalt geraten könntest,
an dessen Rand du dich bereits bewegst. Darum lebst du am Strand und
meditierst und surfst den ganzen Tag.«
    »Ich habe
einen neuen Weg eingeschlagen, ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ich bin
es Lucius schuldig hierherzukommen, denn er glaubt daran, dass ich nie
wieder die Kontrolle verlieren werde. Er glaubt, dass ich euch beiden helfen
kann, ohne wieder zu jenem Vampir zu werden, der mutwillig vernichtet – oder
überhaupt vernichtet.«
    Ich sah in
Ranieros unruhige Augen. »Aber du selbst hast kein Vertrauen in dich, wo dich
hier alles an deine schreckliche Kindheit erinnert, oder?«
    Für einen
Augenblick sagte er nichts. »Ich denke, die Frage ist, Prinzessin, ob du mir
vertraust. Denn du hast jetzt den Thron inne. Du kannst mich wegschicken oder
meine Hilfe in Anspruch nehmen, so wie es Lucius' Wunsch ist, weil ich weiß,
wie man die schlimmsten Exemplare unserer Art aufstöbert und bestraft.«
    Ich
begriff, vor welcher Wahl ich stand, und nickte. Vertraute ich darauf, dass
Raniero nicht durchdrehen würde? Er wirkte ja jetzt schon sehr aufgebracht und
rastlos. Was, wenn seine Mordlust wiederkehrte und er auf mich – oder Mindy
oder jemand anders – losging?
    Der Wind
heulte um die Burg und mir kam ein entsetzlicher Gedanke. Und wenn er die
Kontrolle verliert und etwas Schreckliches tut, werde ich dann meinen ersten
Vampir vernichten müssen? Ich wäre verantwortlich für seine Tat – und die
Konsequenzen daraus –, weil ich so eigennützig bin und ihn hierbehalte, um
Lucius zu retten, statt ihn zurückzuschicken, damit er sich wieder auf seinen
»neuen Weg« begeben kann.
    »Ich muss
darüber nachdenken.« Ich stand auf und er tat es mir nach. »Ich brauche Zeit,
aber die habe ich nicht, oder? Ich wusste nicht, dass Lucius so schnell an
Kraft verlieren würde.«
    Raniero
nickte. »Si. Du musst Entscheidungen treffen, und zwar bald.« Er ging
zur Tür. »Ich werde deine Entscheidung, was mich betrifft, erwarten.«
    »Raniero?«,
hielt ich ihn auf, als er nach dem Türknauf griff. »Mindy ...«
    »Mach dir
keine Sorgen«, beruhigte er mich. »Wir haben uns sehr gern.« Er lächelte
traurig. »Auch wenn sie nicht immer so denkt.« Er machte eine Pause und schaute
wehmütig
drein. »Aber wir sind uns darin einig, dass es keine Zukunft gibt.«
    Mir fiel
auf, dass er nicht »für uns« sagte. Als wenn er sich schon damit abgefunden
hätte, selbst keine Zukunft mehr zu haben, wenn er wieder in eine Welt geraten
sollte, die er eigentlich hinter sich gelassen hatte. »Okay. Ich möchte
einfach, dass sie sicher ist, weißt du?«, sagte ich.
    »Das möchte
ich auch. Sie ist die Person, von der ich mir am allerwenigsten vorstellen
könnte, sie zu verletzen, auch wenn ich vollständig den Verstand verlieren
sollte.«
    Aus
irgendeinem Grund glaubte ich ihm das. »Weiß sie von deiner Vergangenheit?«
    »Sehr
wenig«, gab er zu. »Ich habe versucht, mir einzureden, dass der alte Raniero
nicht mehr existiert und sie ihn nicht kennenzulernen braucht.« Von allen
Geständnissen, die er mir an diesem Abend gemacht hatte, schien ihn dies am
meisten zu belasten. »Ich habe mir natürlich nur selbst etwas vorgemacht – und
ihr auch, was noch viel schlimmer ist.«
    »Ich habe
mir auch etwas vorgemacht«, gestand ich. »Und Lucius, indem ich so getan habe,
als könnte ich mit meiner neuen Rolle umgehen. Du brauchst deswegen kein
schlechtes Gewissen zu haben.«
    »Ich hoffe,
du erzählst Mindy nichts davon«, fügte er hinzu. »Sie braucht es nicht mehr zu
wissen.«
    »Wenn
zwischen euch wirklich nichts mehr ist? Denn wenn da etwas wäre, müsste ich es
ihr sagen.«
    »Nein. Da
ist nichts.« Ich konnte ihm ansehen, wie sehr es ihn schmerzte, das zu sagen.
    Dann, als
Raniero die Tür schon einen Spalt geöffnet hatte, drehte er sich noch einmal
um. »Ich habe vergessen, dir zu erzählen, wie ich beinahe Lucius vernichtet
habe – auf Verlangen von Claudiu.«
    Ich blieb
wie versteinert

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