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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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zurück.
    Ich sah ihn
an. »Was?«
    Raniero
hielt mir die Waffe noch einmal hin. »Du musst es schon ernst meinen, Prinzessin.«
    Es war
vielleicht nicht richtig von ihm, eine Herrscherin zu verspotten, aber ich
hatte ihn darum gebeten, mich zu unterrichten, und ich verstand seine
Vorgehensweise. Ich war kein Aschenputtel, das lernen wollte, eine Teetasse zu
halten, ohne das kostbare Porzellan zu zerbrechen. Ich war eine Vampirprinzessin und ich brauchte andere Fähigkeiten.
    Er streckte
seine Hand aus und wartete. Ich nickte. »Okay.« Dann griff ich, ohne zu zögern,
mit der ganzen Hand nach dem Pflock und zu meiner Überraschung rutschte er an
seinen vorgesehenen Platz, als wäre er wirklich für mich gemacht.
    Raniero sah
meinen Gesichtsausdruck und lächelte zum ersten Mal, seit wir hier in diesem
Raum waren, mit aufrichtiger Freude. »So ist es gut.« Dann schien er sich bewusst
zu werden, dass er sich eigentlich nicht darüber freuen sollte, dass jemand gut
mit einem Pflock umgehen konnte, und er riss sich wieder zusammen. »Das sollte
genug für heute sein, ja?«
    »Ja, es
wird langsam spät.«
    »Ich werde
mit dir durch die Tunnel zurückgehen, denn es stimmt, dass wir besser im
Geheimen arbeiten sollten. Überraschung ist auch eine ausgezeichnete Waffe. Es
ist gut, wenn deine Feinde dich unterschätzen – und wir wissen ja noch gar
nicht, wer unsere Feinde sind, ja? Es ist besser, wenn sich alle in Sicherheit
wiegen.«
    Raniero
steckte auch voller Geheimnisse und Überraschungen. Ich wusste bis dahin seine
größten, aber ich war mir sicher, dass er noch jede Menge Tricks auf Lager
hatte. Er hatte die Karte mit den Tunneln definitiv nicht aus einer lang
zurückliegenden Erinnerung gezeichnet – und er hatte bestimmt auch etwas sehr
Wichtiges weggelassen. Als wir die Tür erreichten, fasste ich ihn am Arm.
»Raniero ... du hast Lucius gesehen, oder?«
    Er zögerte,
doch dann gab er zu: »Ich sehe manchmal nach ihm. Ich glaube, ich breche nicht
wirklich sein geliebtes Gesetz, wenn ich ihn aus dem Schatten heraus beobachte,
während sein Wärter schläft – dank des Weins, den ich ihm fast jeden Abend
schicke.«
    Ich drückte
Ranieros Arm, und obwohl ich langsam besser im Befehle erteilen wurde, klang
meine Stimme doch noch etwas bettelnd, als ich sagte: »Bring mich zu ihm.«
    Ranieros
Blick war unruhig, als wollte er etwas dagegen einwenden – aber er war nun mal
mein Untergebener. »Natürlich. Du bist die Prinzessin, ja?«
    Dann folgte
ich Raniero durch die Tunnel, die er nicht für mich aufgezeichnet hatte.
Mein Herz schlug viel zu heftig und die Tunnel wurden immer feuchter und muffiger,
bis ich das Gefühl hatte zu ersticken. Wir liefen unendlich lange – als würden
wir wirklich in das Herz des Berges hinabsteigen, oder in die Hölle –, bis
Raniero endlich eine kleine, versteckte Tür öffnete, die die niedrigste in der
ganzen Burg sein musste, und ich trat hinter ihm hinaus und rief leise:
»Lucius.«
    Raniero
hielt mich am Arm fest, um mich daran zu hindern, auf die Zelle zuzulaufen, in
der mein Mann auf einem Holzbrett lag, und mir wurde klar, warum er so gezögert
hatte, mich hierherzubringen.

Kapitel 82
    Antanasia
    Als ich
nicht länger gegen
ihn ankämpfte, ließ Raniero mich los und trat zurück, um mir einen Moment
alleine mit meinem Mann zu geben. Es brach mir das Herz, ihn dort in der
schmutzigen Zelle zu sehen, ohne ihn berühren zu können.
    Lucius lag
auf der Seite auf einer Holzpritsche. Er hatte noch nicht einmal ein Kissen und
seine linke I fand hing auf den Boden, so wie er sie manchmal aus unserem
gemeinsamen Ehebett hängen ließ. Er schien immer nach etwas greifen zu
wollen, ehrgeizig bis in seine Träume hinein.
    Sein
schwarzes Haar glänzte im Schein der Öllampe, die die Zelle kaum erhellte – die
Vladescus hatten es nicht gerne, dass Elektriker in ihren Verliesen herumstöberten –, und obwohl er erst seit neun Tagen eingekerkert war, hatte ich den Eindruck,
dass seine Haare schon länger geworden waren. Es erinnerte mich an die Zeit,
als ich zum ersten Mal nach Rumänien gekommen war und er meiner Familie den
Krieg erklärt hatte. Da trug er sein Haar lang und nachlässig zurückgebunden.
    Aber da
hatte er stark ausgesehen. Er sah immer noch stark aus, aber auch als
würde er ums Überleben kämpfen. Ein Teil von mir hatte mit dem Schlimmsten
gerechnet, doch insgeheim hatte ich auch gehofft, dass der unbezwingbare
Lucius Vladescu munter in seiner Zelle auf und ab ging

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