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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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und mit seinem Wächter
scherzte. Nicht so ...
    Ich wagte
es, ein paar Schritte vorzugehen, ich musste einfach sein Gesicht sehen. Und
obwohl ich Angst hatte, die Wache zu wecken, die schnarchend auf einem Stuhl – neben einer leeren Weinflasche – saß, rief ich wieder leise seinen Namen. »Oh,
Lucius ...«
    Ich hatte
ihn schon oft beim Schlafen beobachtet. Ich mochte es, ihn schlafen zu
sehen, denn das war die einzige Gelegenheit, ihn anzuschauen, ohne dass mich
seine sich ständig verändernden Augen ablenkten – oder er mich aufzog, dass ich
schon wieder mit offenen Augen von ihm träumte.
    »Du
findest deinen Mann schön, oder?«, scherzte
mein unglaublich arroganter Prinz immer, wenn er mich dabei ertappte, wie ich
ihn anstarrte, wie es Mindy damals an der Highschool beim Basketball-Training
zu tun pflegte. »Ich begreife einfach nicht, warum du so lange gebraucht
hast, mich lieben zu lernen, wo ich dich sogar in deinen schlimmsten
Pferde-T-Shirts schon geliebt habe!«
    Bei der
Erinnerung musste ich beinahe lächeln, aber das Lächeln erstarb auf meinen
Lippen, als ich Lucius auf dem harten Brett beobachtete. Er schlief sogar auf
unserer weichen Matratze immer sehr unruhig, aber jetzt bewegte er sich
überhaupt nicht.
    Befindet
er sich schon an dem Ort der furchtbaren Träume, der Vampire verrückt werden
lässt? Ich machte
noch einen Schritt und dachte: Gesetz hin oder her. Ich gehe jetzt zu ihm.
    Aber
Raniero trat hinter mich und fasste mich wieder am Arm. »Nein, Antanasia«, wies
er mich leise zurecht. »Wir sollten jetzt besser gehen.«
    Ich blickte
meinen eindrucksvollen Begleiter an und wollte schon protestieren. Aber
natürlich hatte er recht. Lucius wollte, dass alles nach dem Gesetz verlief. Er
würde es nicht gutheißen, wenn ich seinen großartigen Plan aus einer Laune
heraus zerstörte. Er würde nicht wollen, dass der Wärter aufwachte und Flaviu
und den anderen erzählte: »Seine Frau kommt ihn besuchen.« Was zu der Frage
führen würde, welche anderen, wichtigeren Gesetze wir ignorierten, wenn es uns
gerade passte.
    Ich drehte
mich noch einmal nach Lucius um, in der Hoffnung, er würde sich bewegen, aber
das tat er nicht.
    »Komm.«
Raniero hatte immer noch seine Hand auf meinem Arm und führte mich zurück zu
dem Tunnel, während ich mich immer wieder nach meinem Mann umblickte, den ich
so verzweifelt sprechen und berühren wollte.
    Ich schaute
ihn an, bis Raniero die Tür hinter uns zuzog und uns in dem schmalen dunklen
Gang einschloss, der ihm offenbar so vertraut war wie das Gefühl eines Pflockes
in der Hand.
    »Bewegt er
sich manchmal?«, fragte ich. Die Worte blieben mir fast im Hals stecken.
»Jemals?«
    »Ja, das
tut er«, versicherte Raniero und ich atmete erleichtert auf. »Er redet sogar
noch. Doch man sieht, dass er langsam schwächer wird.«
    Wir
bewegten uns in der Dunkelheit voran, aber nach ungefähr fünfzig Schritten
fasste ich nach Raniero und hielt ihn zurück. Er drehte sich zu mir um. »Si?«
    »Ich werde
die Ältesten einberufen und den Tag für die Verhandlung festlegen«, sagte ich.
»Gleich morgen.«
    Raniero
schwieg kurz, dann antwortete er: »Es ist immer noch riskant. Wir haben keinen
Beweis, der ihn entlasten könnte.«
    Das wusste
ich. Ich musste mir allerdings auch eingestehen, dass es egoistisch von mir
war, auf Nummer sicher gehen zu wollen. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass
Lucius lieber vernichtet werden würde, als in einer Zelle vor sich
hin zu dämmern und in eine Zwischenwelt abzudriften, die weder Leben noch Tod
war. Er würde niemals nur halb leben wollen. Er würde die Gruft einem Schicksal
vorziehen, das ihn seiner Stärke beraubte und mir nur die Hülle seines
vorherigen Selbst hinterließ. Ich konnte meine Ängste nicht über sein Leben bestimmen lassen. Und auch nicht mehr über mein Leben.
    »Dann
sollten wir besser etwas finden, das ihn entlastet«, sagte ich. »Und zwar bald.«
    Der Tunnel
war schwarz wie die Nacht, aber sogar diese absolute Dunkelheit konnte die
unglaublich weißen Zähne eines Vampirs, der anerkennend lächelte, nicht
verbergen. Da begriff ich, dass Raniero mich nie ernsthaft davon hatte abhalten
wollen, Lucius zu sehen. Vielleicht hatte er sogar die ganze Zeit schon
vorgehabt, mich zu ihm zu bringen, wenn die Zeit dafür gekommen war.

Kapitel 83
    Lucius
    R –,
    Danke,
dass Du Antanasia weggeführt hast, ehe sie auf mich zugehen konnte. (Es wird
Dich sicher nicht überraschen, dass ich auch Deine häufige Anwesenheit

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