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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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die Wange und ich wollte ihn wegschubsen, aber ich konnte nicht. »Es
tut mir leid«, sagte er. »Von allen Dingen, die mir ein schlechtes Gewissen
bereiten, verabscheue ich mich dafür am meisten.«
    Ich glaubte
ihm. Er sah aus, als würde es ihm noch tausendmal mehr als einfach nur
leidtun. Was es nicht gerade leichter für mich machte zu fragen: »Warum hast du
sie dann gebissen?« Meine Stimme klang total zittrig, als müsste ich gleich
anfangen zu weinen. »Warum?«
    Raniero
ließ sich auf den Rücken fallen und starrte die Decke an, als könnte er mir
nicht mehr in die Augen sehen. Ich wusste aber auch nicht so genau, ob ich ihn
überhaupt noch ansehen wollte. Es war gut möglich, dass ich ihn schon sehr bald
würde hassen müssen.
    »Es war auf
der Sommerversammlung der Vampire, als alles den Bach runterging«, fing er an
zu erzählen. »Ich bin so voller Wut. Ich war viele Monate unterwegs und hatte
schlimme Dinge getan, und als ich nach Rumänien zurückkehre, ist Lucius der
einzige Vampir, der mich herzlich begrüßt. Meine eigenen Eltern, die mich Jahre
zuvor weggegeben haben, sehen ihr Kind, den Mörder, mit Furcht in den Augen an.
Ich bin nicht mehr der mächtige Sohn, der zwar verbittert ist, aber jede Menge
Reichtümer und Privilegien hat. Ich bin ein Ausgestoßener, der alles verloren
hat – bis auf einen Freund, den er nicht verdient.«
    Ich begriff
nicht, was er gerade sagte. Wie ... er war ein Mörder? Das musste er mir
erklären. Ich hoffte, dass er das falsche englische Wort gebraucht hatte, wie
er es ja oft tat. Aber ich fragte nicht nach. Ich wollte erst den Rest der Geschichte
hören. Den Teil, der mich wahrscheinlich umbringen würde.
    »Ich bin
alleine auf dieser großen Party und beobachte die Onkel, die ich verabscheue,
wie sie lächelnd ihre Bösartigkeiten für die nächsten Jahre planen, und auf
einmal kommt aus der Dunkelheit Ylenia auf mich zu. Ich weiß, dass sie eine
Dragomir ist, und ich freue mich aus zwei Gründen. Der traurige Teil in mir ist
froh, dass überhaupt jemand außer Lucius mit mir spricht, denn die meisten
meiden lieber den Vampir, der sie eines Tages vernichten könnte.«
Endlich blickte er mich an. »Und gleichzeitig ist mir klar, dass meine Onkel
entsetzt sein würden, mich mit einer Dragomir zu sehen; denn sie haben mich
dazu erzogen, die Dragomirs zu verabscheuen.«
    Als ich
seine kummervollen Augen sah, konnte ich ihn nicht hassen. Noch nicht. »Ja, und
...?«
    »Wir
unterhalten uns und sie meint, wir sollten etwas zusammen trinken.« Er beeilte
sich zu erklären: »Blut aus den Kellern trinken, wie es viele junge Vampire
tun. Sie ist sehr süß. Sie scheint zu verstehen, wie unglücklich ich bin, und
sagt, sie will etwas für uns besorgen, und das, obwohl eigentlich ich auf dem
Anwesen zu Hause bin.« Sein Mund zuckte, was ich noch nie bei ihm gesehen
hatte. »Oder es war vielmehr der Ort, an dem ich einmal gelebt hatte. Es war
nie ein Zuhause.«
    Die kleine
Flamme in meinem Hirn flackerte wieder auf. »Also hat Ylenia ... Blut
besorgt und ihr habt es getrunken?«
    »Si und wir gehen spazieren, um in Ruhe
reden zu können.« Er ersparte mir die schmutzigen Details – wahrscheinlich,
weil er mich auch einmal gebeten hatte, mit ihm so einen Spaziergang zu machen.
Wie auch immer, er kam ohne Umschweife gleich auf den Punkt. »Ich hatte nicht
vor, von ihr zu trinken, Mindy Sue. Aber sie drängt mich, wieder und wieder,
und dann ist auf einmal alles anders und ich verliere alle Hemmungen ...«
    Er vergrub
das Gesicht in seinen Händen und dann sagte er sehr schnell, als müsste er es
endlich loswerden: »All die Wut in mir bricht hervor und ich versenke meine
Zähne in ihren Hals und das merkwürdige Gefühl ... wird molto peggio – noch
viel schlimmer.«
    »Ronnie?«
Ich erstickte beinahe an den Worten. »Hast du jemals ernsthaft daran gedacht,
mit ihr zusammen zu sein, für immer? Weil, das ist das, was normalerweise
passiert, wenn ein Mädchen gebissen wird, oder?«
    Er ließ den
Kopf hängen. »Ich habe keine Gelegenheit, darüber nachzudenken. Denn noch am
selben Abend, kurz nachdem ich ihr Blut getrunken habe, vernichte ich ohne
Grund einen Vampir und ich werde für die Vernichtung an meiner Hand gekennzeichnet – ein Zeichen, das niemand besonders lange getragen hat. Es gibt keine Gelegenheit,
überhaupt noch mit ihr zu sprechen – und abgesehen davon gibt es für sie auch
keine Zukunft mit einem Verdammten. Es ist ein Fehler, der am besten

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