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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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Hochtouren. Konnte sie es wirklich tun?
    »Der Wagen ist also mit Airbag ausgestattet?«, fragte sie und schnaufte verächtlich. »Aber bestimmt nicht im Plural. Wie ich Sie kenne, gibt es nur einen auf der Fahrerseite. Was kümmert Sie die Sicherheit der Leute, die sonst noch im Auto sitzen. Richtig?«
    »Du hast es erfasst, Süße. Weil es für gewöhnlich Justizflüchtlinge wie du sind, die auf dem Beifahrersitz Platz nehmen dürfen. Warum soll ich ein paar hundert Dollar mehr ausgeben, um jemanden zu schützen, der sowieso ins Gefängnis wandert?«
    »Wissen Sie, theoretisch klingt das sehr vernünftig, aber praktisch könnte Sie das in große Schwierigkeiten bringen.«
    »Schwierigkeiten?« Leandro schnaufte. »Was für Schwierigkeiten?«
    Renee griff nach dem Lenkrad und riss es mit einem heftigen Ruck herum.
    »He! Was fällt dir ein ...?«
    Der Wagen scherte unvermittelt nach rechts aus und traf auf den Bordstein. Der Stoß löste den Airbag aus, der sich zischend aufblies, Leandro mitten ins Gesicht schlug und die Worte verschluckte, die er noch hatte sagen wollen. Dann fiel der Sack in sich zusammen, und als Leandro den Mund wieder öffnen konnte, stieß er einen langen, entsetzlichen Schmerzensschrei aus.
    Der Blazer rollte noch etwa zwanzig Meter weiter, mit den linken Reifen auf der Straße und den rechten auf dem Gehweg. Die Stoßstange streifte einen Laternenmast, wodurch ihre Geschwindigkeit erheblich reduziert wurde. Dann scherte der Wagen weiter aus, verließ ganz die Straße und stieß gegen die Ziegelsteinmauer des Friedhofs, wo er mit einem letzten großen Ruck zum Stehen kam. Der Aufprall warf Renee in den Sicherheitsgurt, ihr Kopf flog vor und zurück, aber sie besaß immer noch genügend Geistesgegenwart, um den Gurt zu lösen, die Tür aufzureißen und loszurennen. Mit überwältigender Erleichterung sah sie, dass sich der Kotflügel um den rechten Vorderreifen gewickelt hatte. Mit diesem Wagen würde Leandro in nächster Zeit kaum mehr irgendwohin fahren.
    Das Letzte, was sie sah, war Leandro, der sich beide Hände vors Gesicht hielt, während ihm das Blut an den Armen herablief, Sie empfand eine tiefe Genugtuung, dass seine gerade wiederhergestellte Nase dazu verdammt war, ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem Operationssaal zu machen.
    Zum Glück waren sie weniger als einen Kilometer weit gekommen, und das Adrenalin, das durch Renees Adern strömte, half ihr, die Strecke in relativ kurzer Zeit zu überwinden. Während der ganzen Zeit betete sie, dass niemand die Polizei über ein herrenloses Fahrzeug mitten auf der Straße informiert hatte.
    Einige Minuten später erreichte sie die Harris Avenue, und wenn sie nicht erschöpft um Atem hätte ringen müssen, hätte sie einen Jubelschrei ausgestoßen.
    Johns Wagen war noch da.
    Sie wartete, bis der Verkehr ihr erlaubte, über die Straße zu gehen, und öffnete die Fahrertür. Dann wischte sie den größten Teil der Glasscherben vom Sitz und stieg ein. Der Schlüssel steckte noch, und der Motor lief noch. Sie hatte Glück, dass niemand mit echter krimineller Energie vorbeigekommen war und entschieden hatte, das Auto dringender als sie zu benötigen.
    Mit zitternden Händen fuhr sie los, wendete an der Kreuzung und suchte sich einen neuen Weg zum Highway einen, der sie nicht an Leandros Autowrack vorbeiführte.
    Fünf Minuten später sah sie den Highway und hielt am Straßenrand an. Es war Zeit, sich zu entscheiden.
    New Orleans kam nicht mehr in Frage. Die gesamte Bevölkerung des Planeten Erde und wahrscheinlich auch der benachbarten Galaxien wusste inzwischen von ihrem ursprünglichen Ziel. Wohin sollte sie jetzt also fahren? Nach Osten oder Westen?
    Der Motor brummte im Leerlauf, während sie sich ans Lenkrad klammerte und sich in ihrem Kopf die Möglichkeiten überschlugen. Sie hatte fünfhundertneununddreißig Dollar in der Tasche. Wie weit würde sie damit kommen?
    Denk nach. Denk nach!
    Las Vegas? Dort trieben sich ausschließlich kriminelle oder zumindest zwielichtige Gestalten herum, nicht wahr? Also würde sie nicht weiter auffallen. Oder sollte sie sich in eine tadellos saubere Umgebung flüchten, wo niemand auf den Verdacht kam, dass sie auf der Flucht vor dem Gesetz war? Zum Beispiel Santa Claus in Indiana oder Cherryvale in Kalifornien, doch beide Orte klangen ein wenig nach Walnut Grove oder Walton‘s Mountain. Die Polizei bestand zweifellos aus drei oder vier Hinterwäldlern, die gar nicht wussten, was sie mit einem

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