Ein Kuss und Schluss
ich habe nie aufgehört, dir zu glauben.«
Die Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben, und er spürte, wie sie unter seinen Händen erschlaffte. »Oh, John! Ich hatte solche Angst. Ich hatte solche Angst zurückzukommen! Ich wusste einfach nicht...«
Er setzte sich aufs Bett, zog sie hoch und nahm sie in die Arme. Sie klammerte sich geradezu verzweifelt an ihn.
»Ganz ruhig«, flüsterte er, als sie an seiner Schulter schluchzte. »Du hast das Richtige getan, Schätzchen. Du musst jetzt keine Angst mehr haben.«
Eine schamlose Lüge. Es gab eine ganze Menge, vor dem sie Angst haben musste. Er wusste, dass er ihr Versprechungen machte, die er nicht halten konnte, und dass ihm vermutlich noch etliche weitere über die Lippen kommen würden. Aber in dem Moment, als sie in dieses Zimmer getreten war, hatte sich etwas in ihm verändert, und sein Beschützerinstinkt reagierte so intensiv, wie er es nie zuvor erlebt hatte.
»Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen«, sagte er.
»Ich hätte beinahe die Stadt verlassen. Aber ich konnte es nicht. Ich musste zurückkommen. Ich erkannte, dass ich nicht ewig davonlaufen kann, und ... und nach dem, was letzte Nacht war ...« Sie löste sich von ihm und blickte zu ihm auf. »Du hast bestimmt schon viele andere Frauen gehabt, so dass es für dich wahrscheinlich nichts Besonderes war. Aber für mich ...«
Ihre Stimme versagte, und er sah, dass sich ihre Wangen röteten. Nichts Besonderes? Wie konnte sie so etwas sagen? In der vergangenen Nacht war in ihm etwas geweckt worden, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es existierte ein Gefühl, das er nie wieder verlieren wollte.
»Es hat mir mehr als alles andere bedeutet, Renee.«
Sie schloss seufzend die Augen, als gäben allein diese Worte ihr genügend Kraft, ihre schreckliche Lage ertragen zu können. Dann sah sie wieder mit großen blauen Augen zu ihm auf.
»John?«, flüsterte sie. »Was passiert zwischen uns beiden?«
Trotz allem traf ihn diese Frage völlig unvorbereitet. Ja, sie hatten Sex gehabt. Ja, der Gedanke, sie nie wiederzusehen, hatte ihn zutiefst erschüttert. Ja, für ihn war es eine unerträgliche Vorstellung, dass sie immer noch im Gefängnis landen konnte. Aber was hatte das alles zu bedeuten?
»Ich bin mir nicht sicher«, murmelte er. »Ich weiß nur ... ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht zurückgekommen wärst.«
Er berührte ihre Lippen in einem zarten, bittersüßen Kuss, der sie fester aneinander kettete als die stärksten Handschellen. Dann drängte er sie, sich zurückzulegen, und betrachtete ihr Haar, das ihren Kopf wie eine honiggoldene Wolke umhüllte. Er streckte sich neben ihr aus und legte eine Hand an ihre Hüfte. Sie streichelte seine Wange und blickte zu ihm auf, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen.
»Ich bin noch nie einem Mann wie dir begegnet«, sagte sie leise. »Einem Mann, der sich nicht für die einfachere Lösung, sondern für das Richtige entscheidet.«
»Ich bin nicht der Einzige, Renee. Ich weiß, wie schwer es für dich war, hierher zurückzukommen. Aber ich verspreche dir, dass es die richtige Entscheidung war.«
Jetzt machte er ihr schon wieder Versprechungen! Aber ep schien einfach nicht damit aufhören zu können, auch wenn er wusste, dass ihre Zukunft mit ziemlicher Sicherheit nichts Gutes bereithielt. Was würde er tun, wenn er nicht genügend Beweise fand, um die Geschworenen überzeugen zu können? Würde er die Beziehung zu einer Frau fortsetzen, die vor dem Gesetz davonlief?
Er schloss die Augen und weigerte sich, darüber nachzudenken. Sie war zu ihm zurückgekommen. Das war im Augenblick das Einzige, das für ihn zählte.
»Schlaf mit mir«, flüsterte Renee, und genau das tat er in den nächsten paar Stunden.
17
Kurz nach Mittag wartete Renee an Johns Küchentisch, während er an der Haustür einen Boten bezahlte, der ihnen das bestellte chinesische Essen gebracht hatte. Ihr Nacken schmerzte vom kleinen Unfall mit Leandros Wagen, aber die angenehme Erschöpfung, die sich nach den Stunden mit John im Bett eingestellt hatte, machte den Schmerz zu etwas Unbedeutendem.
Im ersten Moment hatte sie ihre Entscheidung verflucht, als sie nach ihrer Rückkehr die Handschellen aufgeschlossen und er so gewalttätig reagiert hatte. Sie war überzeugt gewesen, dass er sie sofort ins Gefängnis bringen würde. Aber dann hatte er sie in die Arme genommen und so fest gehalten, dass all ihre Sorgen verflogen waren. Sie hatte erkannt,
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