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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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ließ es nicht zu. Dann setzte er sich neben sie, hielt sie am Oberarm fest und blickte sie mit durchdringenden Augen an. Sie schob den Unterkiefer vor und sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Wie ich die Sache sehe«, sagte er, »bist du nicht mehr als eine rotzfreche Göre, der es tierischen Spaß macht, Kerle zum Narren zu halten. Aber es könnte auch sein, dass du einfach nur zu wenig Verstand besitzt, um dich von fremden Männern fern zu halten, die vielleicht nicht so geduldig und rücksichtsvoll sind wie ich. Welche dieser Vermutungen ist zutreffend?«
    Sie reckte ihre Nase ein Stück in die Luft und bemühte sich, ihn nicht merken zu lassen, wie sehr sie schwitzte. »Lass mich überlegen. Das mit den ›fremden Männern‹. Dieser Teil trifft zu.«
    Sie entzog sich seinem Griff und stand auf, aber genauso schnell hatte er sie wieder gepackt und auf das Sofa gedrückt. Sie funkelte ihn an. »Aha, du magst es also auf die harte Tour? Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Schon im nächsten Moment bedauerte sie es, diese Worte ausgesprochen zu haben. Sein Griff um ihren Arm wurde fester, und der Ausdruck kaum unterdrückter Wut spiegelte sich in seinem Gesicht.
    »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einer Frau wehgetan, und ich habe nicht vor, jetzt damit anzufangen, auch wenn es mir mit dir sicherlich großen Spaß machen würde.« Er beugte sich noch näher heran und senkte die Stimme zu einem rauen Flüstern. »Nur, um diesen Punkt klarzustellen: Ich mag es nicht auf die harte Tour. Ich mag es sanft, langsam und heiß. Und vor allem mag ich Frauen, die wissen, was sie wollen. Falls ich jemals zu der Erkenntnis gelange, dass diese Eigenschaft auf dich zutrifft, werden es deine Schreie sein, die man bis Bangkok hören kann.«
    Sie schluckte und zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass er es ernst meinte.
    »So, und jetzt hörst du mal für fünf Minuten mit dem Blödsinn auf und erzählst mir, warum du wirklich hier bist.«
    Renee öffnete den Mund, aber ihre Stimmbänder blieben stumm. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, wenn sie sich nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen wollte. Wahrscheinlich war es jetzt so weit. Gleich würde er sie in Stücke hacken und unter der Veranda vergraben - nicht, weil er ein perverser Serienkiller war, sondern weil er einfach nur genug von ihr hatte.
    »Es war ein Fehler«, sagte sie. »Am besten vergessen wir die Sache, okay?« Sie wollte aufstehen, während sie hoffte, dass er sich mit diesem halben Schuldeingeständnis zufrieden gab. Aber er beförderte ihren Hintern wieder aufs Sofa.
    Und in diesem Moment kam ihr die Idee. Die rettende Idee, nach der sie verzweifelt gesucht hatte. Plötzlich trat sie in ihr Bewusstsein und strahlte in der simplen Großartigkeit, die jede brillante Lüge auszeichnete. Warum war sie nicht früher darauf gekommen?
    Sie rieb sich den Arm, wo er sie gepackt hatte, dann ließ sie den Kopf hängen und sprach so leise, dass es fast ein Flüstern war. »Es ist wegen meines Freundes, okay?«
    Er sah sie skeptisch an. »Wegen deines Freundes?«
    »Seinetwegen musste ich abhauen.«
    »Wovor abhauen?«
    »Vor ihm.« Sie seufzte und starrte auf ihre Hände. »Wir waren mit dem Auto unterwegs, und dann hatten wir einen furchtbaren Streit. Er war ziemlich wütend. So habe ich ihn noch nie erlebt. Er hielt am Bahnübergang vor dem Diner an, als die Schranken runtergingen, und da bin ich rausgesprungen. Er ist mir gefolgt.« Sie blinzelte schnell, als wollte sie Tränen unterdrücken. »Er hat mich erwischt, und ich bin gestürzt.«
    Jetzt ist der richtige Moment für einen Beweis , dachte sie plötzlich und zog ein Hosenbein ihrer Jeans hoch. Darunter kam eine böse rote Wunde am Knie zum Vorschein, die von blauschwarzer Haut umgeben war. Es sah viel schlimmer aus, als sie sich vorgestellt hatte. Als er die Verletzung betrachtete und besorgt die Augen zusammenkniff, wusste sie, dass sich das Blatt gewendet hatte und sie wieder obenauf war. Metaphorisch gesprochen.
    Die Hoffnung feuerte Renee an. »Ich bin ihm entkommen, bin über die Gleise gesprungen, kurz bevor der Zug kam. Er hat es nicht mehr geschafft. Der Zug fuhr ziemlich langsam, so dass er nichts sehen konnte, bis ich das Diner erreicht hatte.«
    John ließ sich gegen die Rückenlehne des Sofas fallen und stieß langsam und erschöpft den Atem aus. Er legte eine Hand vor die Stirn und schloss fest die Augen, als hätte er schreckliche Kopfschmerzen.
    Er kauft mir die Geschichte ab!

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