Ein Kuss und Schluss
Jedes einzelne Wort!
»Und dann bist du also zu mir gekommen. Was wolltest du mit der Show bezwecken, die du abgezogen hast?«
Sie zuckte schwach mit den Schultern. »Ich dachte nur, auf diese Weise würde ich dich am schnellsten dazu bringen, mich mitzunehmen, bevor mein Freund mich einholt.«
John sah sie ungläubig an. »Ist dir nicht klar, wie dumm du dich verhalten hast? Was wäre gewesen, wenn du im Diner an den Falschen geraten wärst? Kannst du dir vorstellen, was hätte geschehen können, wenn du dich auf einmal geweigert hättest, dein Versprechen einzulösen?«
Renee fühlte sich mit einem Mal erleichtert. Auch wenn seine Stirn in tiefen Falten lag und seine Augen sie düster anstarrten, stand für sie fest, dass sie Glück gehabt und sich den Richtigen ausgesucht hatte. Einen Mann, der sie nicht zu den verdorbenen sexuellen Aktivitäten zwingen würde, die sie ihm versprochen hatte.
»Hat er dich schon häufiger geschlagen?«
Sein Gesichtsausdruck blieb verbittert, aber der mitleidsvolle Unterton in seiner Stimme klang viel versprechend. Plötzlich war sie gar nicht mehr so stolz auf die Lügengeschichte, die sie aus dem Ärmel geschüttelt hatte. Sie seufzte. »Ja.«
»Warst du deswegen mal im Krankenhaus?«
Sie dachte nach und ermahnte sich stumm, es nicht zu übertreiben. »Einmal.«
»Großer Gott!«, hauchte er in leisem Entsetzen. »Warum hast du mir nicht einfach gesagt, was los ist, als du ins Diner kamst? Ich hätte ...«
»Nein. Hättest du nicht. Mein Freund ist sehr groß, und er ist hässlich, und er hat einen rasierten Schädel und diese schrecklichen Tattoos, und er ist gemein. Ich meine, richtig gemein. Wenn die Leute ihn sehen, kommt keiner mehr auf die Idee, mir helfen zu wollen, was ich ihnen nicht einmal zum Vorwurf machen kann.«
John runzelte die Stirn. »Und so ein Typ ist dein Freund?«
Sie musste selber zugeben, dass das ziemlich idiotisch klang, und zuckte mit den Schultern. »Nun, manchmal kann er richtig nett sein, wenn er einen guten Tag hat.«
»Nett? Nett?« John setzte sich kerzengerade auf das Sofa und machte den Eindruck, als wollte er sich die Haare ausreißen. »Was ist nur mit manchen von euch Frauen los? Ihr lasst euch von einem Kerl verprügeln, und dann erzählt ihr der Welt, wie wunderbar er ist. Ich schwöre bei Gott...« Er unterbrach sich. »Schon gut. Es geht mich nichts an.« Dann stand er vom Sofa auf und griff nach seiner Jacke. »Ich bringe dich nach Hause. Wo wohnst du?«
Sie seufzte und spielte nervös mit einem Faden, der sich aus dem Sofabezug gelöst hatte. »Bei meinem Freund.«
Er starrte sie eine Weile verständnislos an, dann stöhnte er auf. »Hast du irgendwelche Freunde, bei denen du unterkommen kannst? Verwandte?«
»Äh ... wir sind erst vor kurzem hergezogen. Hier kenne ich niemanden.«
»Das ist ja großartig!« Er warf die Jacke aufs Sofa.
Sie drehte sich um und blickte zu ihm auf. »Meinst du, ich könnte heute Nacht vielleicht hier schlafen?«
»Nein. Auf gar keinen Fall.«
»Aber ...«
»Ich sagte Nein. Ich will nichts mit dieser Sache zu tun haben.«
»Du hast nichts damit zu tun. Mein Freund hat keine Ahnung, wo ich bin. Lass mich hier bleiben. Bitte!« Sie hielt kurz inne und sah ihn mit großen, hilflosen Augen an. Sie betete, dass sie ihn damit erweichen konnte. »Ich wüsste wirklich nicht, wohin ich gehen sollte.«
Er kniff die Lippen zusammen, und nachdem er sie mehrere Sekunden lang angestarrt hatte, hob er resignierend die Arme. »Zum Teufel. Warum eigentlich nicht? Es ist ziemlich dumm von mir, es zu tun, aber damit befinde ich mich ja in guter Gesellschaft, nicht wahr?«
Sie senkte unterwürfig den Kopf. Mission erfolgreich abgeschlossen.
»Du darfst heute Nacht hier bleiben. Aber morgen früh bringe ich dich zur Polizei.«
Renees Kopf fuhr hoch. »Warum?«
»Weil du Anzeige gegen ihn erstatten wirst.«
Plötzlich geriet sie wieder in Panik. Sie setzte sich auf und schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Du verstehst nicht. Ich kann ihn nicht anzeigen. Er wird mich umbringen, wenn ich zur Polizei gehe ...«
»Er wird dich umbringen, wenn du es nicht tust. So sieht es aus, Schätzchen. Entweder oder.«
Also gut. Selbst die großartigste Lüge der Welt schien ein oder zwei Haken zu haben.
Renee entschied, dass ihr keine andere Wahl blieb, als mitzuspielen, auch wenn sie nicht beabsichtigte, der nächsten Polizeiwache näher als zehn Kilometer zu kommen. Zumindest vorläufig war sie in Sicherheit. Was
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