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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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morgen geschah, würde sie ... morgen überlegen. Und wenn sie sich strikt weigerte, zur Polizei zu gehen, was sollte er dann machen? Sie an den Haaren hinzerren?
    »Okay«, sagte sie. »Ich werde es tun.«
    John nickte ernst und stand wieder vom Sofa auf. »Hier drinnen ist es recht kühl. Ich werde Feuer machen.«
    Ohne ein weiteres Wort griff er nach seiner Jacke und verließ die Hütte. Renee lehnte sich zurück und genoss das Gefühl der unendlichen Erleichterung. Sie hatte soeben die haarsträubendste Lüge ihres Lebens erzählt, aber das Glück war wieder auf ihrer Seite. Ihre Nase war nicht länger geworden, und die Balken hatten sich auch nicht gebogen.
    Trotzdem machte es sie ein wenig nervös, dass sie die Nacht allein mit John verbringen würde, aber wenigstens hatte sie jetzt einen genaueren Eindruck gewonnen, mit welcher Art von Mann sie es zu tun hatte. Während ihrer dramatischen Ausschmückungen hatte sie unter seiner Maske des harten Kerls ein paarmal ehrliches Mitgefühl erkannt, und sie spürte instinktiv, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte.
    Solange er nicht herausfand, dass sie ihm etwas vorgelogen hatte.

4
    Der kalte Nachtwind schlug John wie eine Ohrfeige ins Gesicht, aber einen solchen Schlag hatte er jetzt dringend nötig. Er hoffte, dass sein Kopf klarer wurde, dass er wieder durchblickte. Doch auf dem Weg zum Holzhaufen fühlte sich sein Gehirn wie verstopft an. Eine Stunde in Gesellschaft dieser Frau war wie eine Achterbahnfahrt ohne Möglichkeit zum Aussteigen.
    Er blickte zurück und sah durchs Fenster, wie sie mit angezogenen Beinen auf dem Sofa saß und ins Leere starrte. Sein Beschützerinstinkt reagierte mit einer heftigen Aufwallung, aber noch heftiger loderte im nächsten Moment seine Wut auf. Als sie ihn mit ihren großen blauen Augen angesehen hatte, wäre er am liebsten auf der Stelle losgestürmt, um ihren brutalen Freund zu Brei zu schlagen. Damit er es sich beim nächsten Mal genau überlegte, wenn er einer wehrlosen Frau etwas zu Leide tun wollte. Damit jeder Gedanke an Gewalt bereits im Keim erstickt wurde ...
    Moment! Woher kamen auf einmal diese heftigen Gefühlsreaktionen?
    John stieß angewidert den Atem aus. Er musste diese Frau nur ansehen, und schon saß er wieder in der rasenden Achterbahn.
    Polizisten, die sich bestimmte Dinge zu Herzen nehmen, können wir nicht gebrauchen.
    Zur Zeit war er zwar nicht im Dienst, aber die Warnung war dennoch angebracht. Er kehrte der Hütte den Rücken zu und verfluchte sich, dass er sich wegen eines Routinefalls verrückt machte. Er hatte schon mit Hunderten ähnlich gelagerter Missbrauchsfälle zu tun gehabt! Warum regte er sich wegen dieser Frau so sehr auf?
    Weil er erfahren hatte, wie es war, sie zu küssen.
    Der bloße Gedanke, einem Mann könnte es größeres Vergnügen bereiten, diesem warmen, wunderschönen Körper Schmerzen zuzufügen, als ihn zärtlich zu verwöhnen, überstieg sein Vorstellungsvermögen. Er verspürte den intensiven Drang, in die Hütte zurückzugehen, sie in die Arme zu nehmen und die Stunden der Nacht damit zu verbringen, ihr zu zeigen, wie ein Mann eine Frau behandeln sollte. Damit sie etwas zum Nachdenken hatte, wenn das nächste Mal ein Schweinehund wie dieser Freund auf die Idee kam, seine Wut an ihr auszulassen. Damit sie verstand, dass es für jeden Kerl wie ihn tausend andere Männer gab, die bereit waren, sie so zu berühren, dass sie sich mit feuchten Träumen und nicht mit schrecklichen Albträumen daran erinnerte ...
    Er zerrte ein paar Holzscheite vom Stapel und verfluchte sich erneut. Er konnte es nicht fassen. Er begehrte sie noch immer. Selbst nach allem, was sie ihm erzählt hatte, war er scharf auf sie. Wofür hielt er sich? Für einen Sozialarbeiter in Sachen Sex?
    Es wäre schön gewesen, wenn er ihr die Schuld an allem hätte zuschieben können, aber er wusste, dass er schon im Diner mit dem Feuer gespielt hatte und dann mitten in die Flammen hineinmarschiert war. Es war ein Paradebeispiel für das, was geschah, wenn er seinen Polizistenverstand vorübergehend ausschaltete. Er war nicht mehr in der Lage, die Dinge logisch und rational zu betrachten.
    Dann fing er an, auf Handtuchspender einzuschlagen.
    Mit neuer Entschlossenheit kehrte er zur Hütte zurück. Sie durfte die Nacht bei ihm verbringen, weil es unmenschlich gewesen wäre, es ihr nicht zu gestatten. Morgen früh würde er sie bei den Kollegen der nächstgelegenen Wache abliefern und ihr noch einmal ins

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