Ein Kuss und Schluss
Wagen geschossen, und du kannst nicht mehr telefonieren. Das heißt, wir fahren jetzt nirgendwohin, richtig?
John warf das Handy in den Wagen zurück und schlug die Tür zu. Er war wütend auf Renee, aber noch viel wütender auf sich selbst. Er war Polizist! Er hatte ein paar der gemeinsten und bösartigsten Menschen verhaftet, die je herumgelaufen waren, aber er kam einfach nicht mit einer Frau zurecht, die halb so groß war wie er und ganz offensichtlich eine Schraube locker hatte.
»Du hältst dich wohl für verdammt schlau, was?«, sagte er. »Aber du irrst dich. Du hast das Unvermeidliche lediglich hinausgezögert. Wenn wir nicht mit dem Auto von hier wegkommen, werden wir zu Fuß gehen. Gleich morgen früh.« Er näherte sich ihr in drohender Haltung und drängte sie rückwärts gegen den Wagen. »Und du wirst dich bei jedem einzelnen Schritt zusammenreißen, wenn du es nicht bitter bereuen möchtest.«
Seine Worte sollten ihr eine kräftige Dosis Angst und Respekt einflößen. Doch stattdessen bedachte sie ihn mit einem steinernen Blick, der sogar Medusa vor Neid hätte erblassen lassen. »Das wird sich zeigen.«
Ihre Wurstigkeit erstaunte ihn. Sie verhielt sich, als wäre sie diejenige, der Unrecht angetan wurde. Als gehörte sie gar nicht hinter Gitter. Als wäre er der letzte Mistkerl auf Erden, weil er ihr nicht dazu riet, sich der Verhaftung zu widersetzen.
Er sah sie warnend an. »Treib es nicht auf die Spitze, Renee!«
Sie richtete sich auf und löste sich vom Wagen. Dabei stieß sie gegen ihn und zwang ihn, einen Schritt zurückzuweichen, um das Gleichgewicht zu wahren.
»Ich bin keine Kriminelle. Ich bin keine Autodiebin. Und es ist mir egal, was ich tun muss - aber ich werde auf keinen Fall ins Gefängnis gehen!«
Der Blick ihrer zornigen blauen Augen durchbohrte ihn. Zu seinem Erstaunen spürte er, wie sich seine Nackenhaare sträubten und sein Herzschlag für einen winzigen Moment aussetzte. Er kannte diese Signale seines Körpers, der ihm damit einen dezenten Hinweis geben wollte, dass er lieber Acht geben sollte, was hinter seinem Rücken geschah.
Blödsinn! , dachte er im nächsten Moment und ärgerte sich, dass er sich von ihr aus dem Konzept bringen ließ. »Oh, nein. Du wirst ins Gefängnis gehen, selbst wenn ich meinen letzten Atemzug darauf verwenden muss, dich hineinzuschleppen.«
»Dann mach dich für deinen letzten Atemzug bereit, Freundchen. Du wirst ihn bitter nötig haben!«
Sie drängte sich an ihm vorbei und steuerte auf den Waldweg zu. John musste sich beherrschen, sie nicht zu packen und zurückzureißen. Welchen Sinn hätte es gehabt? Glaubte er wirklich, seine Einschüchterungsversuche würden sie von ihrem klugscheißerischen Gehabe abbringen?
Sie erreichte die Hütte, schaffte es trotz verbundener Hände, die Tür zu öffnen, ging hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Der Knall hallte durch die Stille des Waldes und entfachte erneut Johns Zorn. Er stieß eine Serie von Schimpfworten aus, bei denen sich sogar die Kiefern verschämt krümmten. Womit hatte er all das verdient?
Er betrachtete seinen verwundeten Kühler. Es würde ihn mehrere hundert Dollar kosten, ihn zu reparieren, und es würde mehrere Jahrhunderte dauern, bis er die ihm zustehende Entschädigung ausgezahlt bekam. Er blickte auf die dunklen Wolken, die sich vor den Mond geschoben hatten und mit Regen drohten, und dachte an die vielen Kilometer, die sie morgen zu Fuß über die Schotterstraße zurücklegen mussten. Dann wandte er sich wieder der Hütte zu. Welche Tricks mochte Renee noch im Ärmel haben? Was würde sie als Nächstes anstellen, dass er sich wünschte, niemals geboren worden zu sein?
Er seufzte. Morgen würde ein höllischer Tag werden.
Renee hatte nicht geahnt, wie furchtbar das Erlebnis sein konnte, einfach nur einen ruhigen Waldweg entlangzugehen.
Der Wald konnte nichts dafür. Bei Tageslicht sah er sogar richtig idyllisch aus. Die Strahlen der hellen Morgensonne stachen durch die Kiefern, die für kühlen Schatten sorgten. Die Vögel zwitscherten zaghaft, als wüssten sie nicht genau, ob sie sich nach dem Regen der vergangenen Nacht schon wieder hinauswagen durften. Es war ein Märchenwald. Ein Wochenendausflugswald. Durch einen so malerischen und reizenden Wald sollte sich eigentlich eine gelbe Ziegelsteinstraße winden, auf der Dorothy und ihre Gefährten fröhlich zur Smaragdstadt wanderten.
Stattdessen hatte der Regen den Weg in eine einzige gewundene Schlammpfütze
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