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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
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überladen ausgesehen – die vielen Fotos, die Kissen, die übervollen Bücherregale. Jetzt erst empfand sie es ganz anders – keinesfalls als überladen, sondern als sehr gemütlich.
    Sie zog die schwere Holztür hinter sich ins Schloss und schleppte den Koffer zum Taxi, das schon auf sie wartete.
    Im Zug von Leeds nach London ging Laurie noch einmal ihren Plan durch. Vom Cottage aus hatte sie ihre Tante Clara angerufen und organisiert, dass sie ein paar Tage bei ihr und Andrea wohnen würde. Es wäre nicht richtig, jetzt in ihre Wohnung zurückzukehren, aber nach allem, was passiert war, hätte es sich noch schlimmer angefühlt, im Cottage zu bleiben. Ihre Tante schien sich zu freuen, von Laurie zu hören; bei ihr konnte sie bleiben, bis Rachel und ihre Familie wieder abreisten. Laurie musste an Aidens Mutter denken und hoffte inständig, dass es bald gute Nachrichten geben würde.
    Laurie kramte ihr iPad hervor und ging online; ihr Finger schwebte über den Apps. Facebook, Twitter … ihre E -Mails. Sie zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie das iPad ausschaltete und stattdessen die winterliche Landschaft betrachtete, die an ihnen vorbeiflog. Was auch immer sie verpasst haben mochte – es konnte warten.
    Der Zug sollte um fünf Uhr in King’s Cross ankommen. Als sie durch die Londoner Außenbezirke fuhren, entdeckte Laurie überall über den Straßen die Weihnachtsbeleuchtung; in den Fenstern der Häuser sah sie mit Lichterketten geschmückte Weihnachtsbäume, und in den Geschäften funkelten und glitzerten die weihnachtlich dekorierten Schaufenster. Nach der Ankündigung, dass der Zug gleich in den Bahnhof einfahren würde, standen einige ihrer Mitreisenden auf und packten ihre Sachen zusammen. Aus den Gepäcknetzen holten sie Taschen und Tüten voller hübsch eingepackter Weihnachtsgeschenke hervor und unterhielten sich währenddessen aufgeregt über ihre Pläne, sich mit der Familie zu treffen und im Theater Weihnachtsvorstellungen zu besuchen.
    Laurie zerrte ihr Gepäck von der Ablage über ihr herunter und konnte gerade noch verhindern, es einem Mann in einem Arsenal-Trikot an den Kopf zu knallen. »Hey, aufpassen, Liebchen!«, rief der Mann mit einem groben, schroffen Londoner Akzent. Laurie trat auf den Bahnsteig hinaus und suchte in ihrer Handtasche nach dem U -Bahn-Ticket. Es kam ihr vor, als sei es eine halbe Ewigkeit her, dass sie die Oyster Card das letzte Mal an einer Absperrung durch die Ticketkontrolle gezogen und diese dann passiert hatte. Noch vor einem Monat war es für sie so natürlich und selbstverständlich wie das Ein- und Ausatmen gewesen, doch nun fühlte sie sich wie einer jener Touristen, die nervigerweise irritiert vor den Absperrungen stehen blieben und den Weg blockierten, während sie herauszufinden versuchten, wie die Karte funktionierte.
    Laurie holte tief Luft und passierte die Absperrung. Ihre Auszeit von der Wirklichkeit war vorüber. Sie rollte ihren Koffer durch den Bahnhof, holte sich einen Kaffee zum Mitnehmen und suchte auf der Tafel mit den Abfahrtszeiten nach dem nächsten Zug in Richtung Bromley.
    Was Weihnachten betraf, kannte Tante Clara dekotechnisch kein Halten mehr – und der dicke, beleuchtete Weihnachtsmann im Vorgarten zeigte mehr als deutlich, dass sie da auch dieses Jahr keine Ausnahme machte. Das Wohnzimmer war üppig mit goldfarbenem Lametta geschmückt, und die Zweige des künstlichen Weihnachtsbaums wurden von Unmengen von Christbaumkugeln niedergedrückt. Oben auf der Spitze thronte wie immer ein dicker Engel mit rosigen Wangen, der leicht nach vorn gekippt war. Unter dem Baum türmten sich die Geschenke.
    Im Hintergrund plärrte der Fernseher, und Laurie sah, dass die Sendung X -Factor lief. »Ist das schon das Halbfinale?«, fragte sie, und erst in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie während ihrer Zeit in Skipley keine einzige Folge gesehen hatte.
    »Ja«, nickte Andrea. »Aber dieses Jahr war die Staffel echt Mist. Da gab es nur dieses eine Mädchen, das …«
    »Laurie!«, unterbrach Clara die beiden und kam ins Wohnzimmer gerannt. »Ah, Laurie, Laurie, Laurie«, rief sie in ihrem lauten Singsang. Sie setzte Teetassen auf dem Couchtisch ab und legte eine Schachtel mit kleinen Törtchen daneben. Dann ließ sie sich neben ihrer Nichte nieder und legte ihr mitfühlend eine Hand auf den Arm. »Ich freue mich, Liebes, dass du hier bist, versteh mich da bitte nicht falsch. Aber jetzt sag bitte nicht, dass du hier bist, weil du

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