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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
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hinüber. Wenn sie bei ihrer Großmutter war, war sie wie ausgewechselt.
    »So, Granny.« Auf der Suche nach einem weiteren Gesprächsthema schaute sich Milly um. Ihr Blick blieb an einer Schneekugel hängen, die auf dem schmalen Tischchen neben Beas Bett stand. Sie war Millys Lieblingsdeko aus dem Cottage – darin befand sich nämlich ein winzig kleiner Eiffelturm. »Noch eine Woche bis Weihnachten. Nur noch eine Woche. Und wahrscheinlich wird es dich kaum überraschen, dass wir ohne dich kaum etwas organisiert haben. Wir haben nicht mal deinen Weihnachtscountdown hier, damit der uns helfen könnte. Zak und ich haben Adventskalender mit Schokolade, und die öffnen wir auch brav jeden Tag, aber wir haben weder einen Baum noch irgendwas anderes. Aber das ist schon okay. Mum hat ein paar schöne Zweige gekauft, die wir dann mit Lichterketten dekoriert haben, sodass die Wohnung ganz hübsch aussieht. Zak hat ein paar Papierketten gebastelt, und heute Morgen hat Mum angefangen zu backen. Sie hat kandierte Früchte und Nusskränze gemacht und sogar Lebkuchenschneemänner gebacken. In der Wohnung duftet es jetzt so wie in deinem Cottage, wenn du bäckst.
    Erinnerst du dich noch an das Jahr, Granny, in dem du mich das erste Mal hast mitbacken lassen? Das war, nachdem Großvater gestorben ist. Da hast du gesagt, dass du das Lebkuchenhaus nicht alleine backen willst. Wir haben uns hingesetzt, und dann hast du mir gezeigt, wie ich jedes Teil dekorieren soll. Großvater hat das immer am besten gemacht, hast du gesagt, aber nachdem ich angefangen hatte, hast du gesagt, dass du einen Teil von ihm in mir wiedererkennst.« Millys Stimme zitterte. »Ich vermisse Großvater. Wir alle tun das. Und ich weiß noch genau, dass du an dem Tag, an dem er gestorben ist, gesagt hast, dass du am liebsten auch gestorben wärst, dass du zu ihm wolltest, in den Himmel. Wenn es das ist, was du wirklich willst, Granny, dann tu das, dann geh. Wir kommen schon klar.« Tränen liefen Milly über die Wangen, und Rachel legte ihr einen Arm um die Schultern. Zak stieß leise Schluchzer aus und klammerte sich fest an Millys Hand. Als Rachel zu Aiden hinübersah, entdeckte sie, dass auch ihm die Tränen kamen.
    »Aber wenn das so ist, dann sollst du wissen, dass wir dich ganz, ganz doll vermissen werden«, fuhr Milly fort. »Weil du die beste Großmutter der Welt bist. Und Weihnachten wird ohne dich nie mehr so sein wie früher.«
    Rund um das Bett wurde es still, und die einzigen Geräusche ertönten auf der Station, jenseits des Vorhangs. Die Räder des Essenswagens quietschten, Krankenschwestern riefen etwas über den Flur.
    »Ich glaube, wir müssen jetzt gehen«, erklärte Rachel und drückte Millys Schultern. Aiden nickte. Langsam erhoben sich auch Milly und Zak; Rachel schob den Vorhang beiseite und drehte sich um, um zu gehen.
    »Nein«, ertönte eine leise Stimme. Rachel wirbelte herum und sah, dass Bea ihren Kopf von links nach rechts bewegte und immer wieder »Nein, nein, nein« wiederholte. Rachel lief ein Schauer den Rücken hinunter; Aiden stürzte zu Bea hin. Die Geräte um sie herum piepsten immer schneller; Millys und Zaks Blicke klebten an Beas Gesicht. »Ruf einen Arzt, Rachel«, rief Aiden, woraufhin Rachel Dr. Patel suchen ging, die nur ein paar Betten entfernt war. Rachel winkte sie herbei. Adrenalin pumpte durch ihre Adern, als sie zu Beas Bett zurückkehrte und hörte, wie Dr. Patels Schritte sich ihnen näherten.
    Ganz langsam begann Bea sich zu bewegen. »Ich bin noch nicht so weit, um abzutreten«, erklärte sie und riss die Augen auf. Nachdem sie alle Gesichter um sich herum gemustert hatte, sank Bea wieder in ihr Kissen zurück und schloss die Augen. »Oh nein, so weit bin ich noch nicht!«

K apitel 28
    Dienstag, 19. Dezember
    »Ich wünschte, ich hätte noch die Gelegenheit, mich von allen Damen persönlich zu verabschieden, wissen Sie …«, bedauerte Laurie.
    »Das verstehe ich«, erwiderte Diana beschwichtigend. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind Ihnen alle sehr, sehr dankbar. Besonders Andy vom Obdachlosenheim – er sagte, dass sie dank der Auktion das beste Weihnachtsessen aller Zeiten haben werden.« Trotz ihrer Niedergeschlagenheit musste Laurie lächeln.
    »Und überlassen Sie Patrick ruhig mir«, fuhr Diana entschlossen fort. »Ich kläre das.«
    Als Laurie zum Cottage zurückkehrte, ließ sie den Blick ein letztes Mal über Haus und Garten schweifen. Bei ihrer Ankunft hatte alles so unordentlich und

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