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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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Haughston drehte sich nach der Stimme um. Ihre Miene erhellte sich. „Dominic!“
    „Meine liebe Francesca. Hast du wieder einmal Oxford Street geplündert?“
    Constance wandte sich dem Herrn zu, der sich ihnen näherte, den Hut zog und Francescas Hand ergriff. Dabei schenkte er Lady Haughston ein liebevolles Lächeln.
    Constance blickte ihn verdutzt an. Er liebt sie, dachte sie und verspürte einen Stich im Herzen.
    „Offenbar ist das die einzige Möglichkeit, dich mal zu Gesicht zu bekommen“, entgegnete Francesca lachend. „Da du dich nie bei mir meldest oder vorbeischaust, du ungehobelter, treuloser Mensch.“
    Er lachte leise. „Ich bin unverbesserlich, ich weiß. Aber ich verabscheue Höflichkeitsbesuche.“
    „Ich möchte dir eine Freundin vorstellen“, sagte Francesca und deutete auf Constance.
    Der Herr folgte ihrem Blick, und seine Augen weiteten sich. „Miss Woodley!“
    „Lord Leighton.“

4. KAPITEL
    „Ihr kennt euch?“, fragte Francesca verwundert.
    „Ja, wir sind uns gestern auf dem Ball begegnet“, erklärte Constance und hoffte, weniger beklommen zu klingen, als ihr zumute war. Wie lächerlich, schalt sie sich, dass ihre Stimmung auf einen Tiefpunkt sank, nur weil sie erfuhr, dass der Viscount und Lady Haughston einander nahestanden. Hatte sie sich etwa erhofft, er könnte Gefallen an ihr finden? Im Übrigen schien er so etwas wie ein Frauenheld zu sein, der es darauf abgesehen hatte, fremden, unerfahrenen Mädchen heimliche Küsse zu rauben.
    „Miss Woodley ist zu bescheiden“, widersprach Lord Leighton, und seine blauen Augen blitzten belustigt. „Sie hat mir nämlich bei Lady Welcombes Abendgesellschaft das Leben gerettet.“
    „Sie übertreiben“, murmelte Constance verlegen.
    „Aber nein, das stimmt“, beharrte er und wandte sich an Francesca. „Lady Taffington war mir wieder einmal auf den Fersen, und Miss Woodley war so gütig, sie auf eine falsche Fährte zu locken.“
    Francesca lachte. „Sie werden mir immer sympathischer, Constance. Ich fürchte, mein Bruder bringt sich ständig in missliche Situationen. Er ist einfach zu gutartig und schafft es nicht, sich wirklich zur Wehr zu setzen. Du solltest bei Rochford in die Lehre gehen, Dominic. Er ist ein wahrer Meister darin, falsche Hoffnungen im Keim zu ersticken.“
    Constance hörte Lord Leightons Antwort auf Lady Haughstons scherzhafte Bemerkung kaum. Der Viscount war Francescas Bruder! Eine Welle der Erleichterung durchströmte sie. Dabei sollte es ihr völlig gleichgültig sein, ob die Vertrautheit zwischen Lord Leighton und Francesca auf familiären Banden beruhte oder ein Hinweis auf eine romantische Beziehung war.
    „Komm, wir nehmen dich ein Stück mit“, lud Francesca ihn ein. „Wir haben unsere Einkäufe erledigt, und du musst nicht befürchten, dass wir dich durch Modegeschäfte schleppen.“
    „In diesem Fall nehme ich dein Angebot gern an“, antwortete Lord Leighton und half seiner Schwester in die Barouche.
    Dann reichte er auch Constance seine hilfreiche Hand. Obgleich die Handschuhe, die sie beide trugen, keinen Hautkontakt gestatteten, verursachte die Berührung ihr Herzklopfen. In Gedanken an den Kuss in der Bibliothek blickte sie ihm forschend ins Gesicht, und etwas in seinen Augen sagte ihr, dass auch er daran dachte.
    Hitze stieg ihr in die Wangen, sie senkte rasch die Lider und nahm neben Francesca Platz. Der Viscount schob lachend den Stapel Einkäufe beiseite und ließ sich auf die gegenüberliegende Bank fallen.
    „Wie ich sehe, hatten die Damen einen vergnüglichen Nachmittag“, stellte er fest. „Ich hoffe, diese Kartons und Tüten gehören nicht nur dir, Francesca.“
    „Wo denkst du hin? Auch Miss Woodley hat sich ein paar hübsche Kleinigkeiten gegönnt. Wir beabsichtigen nämlich, die Gäste bei Lady Simmingtons Ball morgen mit unserem Glanz zu blenden.“
    „Das wird euch gewiss gelingen“, entgegnete Lord Leighton galant.
    Constance war sich peinlich ihres unscheinbaren Äußeren neben Francescas eleganter Schönheit bewusst und wünschte, den neuen Hut aufgesetzt zu haben. Der hätte vielleicht von ihrem langweiligen Kleid ein wenig ablenken können, dachte sie.
    „Kommst du zu Lady Simmingtons Ball?“, fragte Francesca ihren Bruder. „Du könntest uns begleiten. Constance besucht mich morgen Nachmittag, um Vorbereitungen zu treffen, und du spielst unseren Begleiter.“
    „Mit dem größten Vergnügen“, sagte Lord Leighton lächelnd. „Es ist mir eine Ehre, zwei
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