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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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dürfen“, stammelte sie schließlich.
    „Aber nein, sie hat mich nicht darum gebeten“, entgegnete Francesca. „Ich bestand darauf. Sie müssen wissen, ich berate für mein Leben gerne junge Mädchen in modischen Belangen und helfe ihnen, ihre Garderobe vorteilhaft aufzuputzen. Das macht mir einen Heidenspaß. Geht es Ihnen ähnlich?“
    Constance konnte sich ein amüsiertes Lächeln kaum verkneifen, räusperte sich und bat dann Francesca, ihr zu ihrem bescheidenen Zimmer zu folgen.
    Francesca eilte hinter Constance die Treppe hinauf mit Lady Woodley im Schlepptau, die abwechselnd Tee und andere Erfrischungen anbot und zwischendurch Constance Vorhaltungen machte, sich Lady Haughston in ungebührlicher Weise aufzudrängen.
    In der Tür zu Constances Kammer zögerte Tante Blanche, da der winzige Raum ohnehin kaum groß genug war, um darin das schmale Bett, den Schrank und einen Holzstuhl unterzubringen. Mit den Stapeln von Schachteln und Tüten wirkte er noch beengter und bot kaum Platz für drei. Aber Lady Woodley weigerte sich, Constance mit Lady Haughston allein zu lassen.
    Sie blieb eisern in der Tür stehen und plapperte in ihrer Verlegenheit Belanglosigkeiten daher, während Francesca und Constance die Kleider aus dem Schrank nahmen und sie auf dem Bett ausbreiteten.
    „Nicht viele Kleider, meine Liebe“, flötete Tante Blanche. „Und ich sagte dir noch, du sollst mehr Garderobe für die Stadt einpacken. Aber ein Mädchen hat natürlich keine Ahnung, wie viele Kleider man braucht.“ Sie wandte sich mit einem vertrauensvollen Blick an Francesca, mit dem sie auszudrücken beabsichtigte, dass sie selbstverständlich mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten ebenso vertraut war wie Lady Haughston. „Andererseits will Constance auch nur als Anstandsdame der Mädchen aushelfen.“
    „Wie kann sie nur?“, erwiderte Lady Haughston verständnislos. „Constance ist viel zu jung, um eine Anstandsdame zu sein … diesen Unsinn haben Sie ihr doch bestimmt ausgeredet.“
    „O ja, natürlich habe ich es versucht!“, versicherte Tante Blanche. „Aber was will man machen? Constance hat ein eher zurückhaltendes Wesen, und das Alter für ein Debüt hat sie ja auch längst überschritten.“
    Francesca stieß einen verächtlichen Laut aus. „Gütiger Himmel, nein. Bis es so weit ist, hat Constance noch viele Jahre Zeit. Man muss sie doch nur ansehen, um zu erkennen, wie lächerlich es wäre, eine Altersgrenze für das Debüt einer jungen Dame zu ziehen. Manche Frauen sind in Constances Alter schöner als diese jungen nichtssagenden Dinger, die noch vor wenigen Wochen die Schulbank gedrückt haben. Das ist Ihnen doch sicher selbst aufgefallen, nicht wahr?“
    „Nun ja …“ Tante Blanche war um eine Antwort verlegen, wagte aber nicht, Lady Haughston zu widersprechen, die offenbar unterstellte, Tante Blanche teile ihre Meinung.
    Lady Woodley musste also dabei zuschauen, wie Francesca und Constance passende Bänder und Spitzenbesätze für einige Kleider aussuchten, andere wiederum als unbrauchbar aussortierten. Wie sie sich darüber unterhielten, einen Ausschnitt zu vertiefen, wo ein Gazeüberwurf oder eine Halbschleppe anzunähen sei, wo lange Ärmel abzutrennen und durch geschlitzte Puffärmel, unterlegt mit farblich kontrastierender Seide, zu ersetzen wären.
    Constance war es peinlich, ihre bescheidene Garderobe Lady Haughston zu zeigen. Aber dankenswerterweise enthielt sie sich jeder abfälligen Kritik und fällte ein sachliches Urteil. Ihr Sinn für die richtigen Farben und ihr geschulter Blick für modische Details erstaunten Constance nicht sonderlich; man musste sie ja nur ansehen, um zu wissen, dass sie einen unfehlbar guten Geschmack hatte. Constance wunderte sich nur darüber, dass Lady Haughston Kenntnisse über allerlei praktische Kniffe besaß und äußerst raffiniert darin war, ein Kleid zu ändern und zu verschönern. Es war auch seltsam, dass sie die Geschäfte kannte, wo man Seidenbänder, Spitzen und andere Accessoires zu möglichst günstigen Preisen kaufen konnte. Und Constance fragte sich, ob Lady Haughston weniger wohlhabend war, als allgemein angenommen wurde. Falls ja, so verstand Francesca es ausgezeichnet, diesen Umstand geschickt zu kaschieren, denn ihrer eleganten Erscheinung war davon gar nichts anzumerken.
    Es dauerte nicht lange, bis Georgiana und ihre Schwester, von Neugier getrieben, sich zu ihrer Mutter gesellten und von der Türschwelle her andachtsvoll zusahen, wie Lady
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