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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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irgendeinen Tölpel zu heiraten, der Ihnen einen Antrag macht. Aber wollen Sie die Gelegenheit nicht nutzen? Finden Sie es nicht endlich an der Zeit, etwas von den Freuden zu erleben, die Ihnen bisher versagt blieben?“
    Mit diesen Worten traf Francesca den richtigen Ton. Constance hatte ihren Vater in den Jahren seines Siechtums aufopfernd und klaglos gepflegt. Aber sie konnte nicht leugnen, dass es damals Zeiten gab, in denen sie sich wehmütig ausgemalt hatte, wie anders ihr Leben verlaufen wäre, hätte sie wenigstens an einer Ballsaison in London teilnehmen dürfen. Insgeheim sehnte sie sich immer noch danach, wenigstens für kurze Zeit ein unbeschwertes Leben genießen zu dürfen.
    Francesca, die Constances Unschlüssigkeit sehr wohl bemerkte, ließ nicht locker. „Würde eine Ballsaison Sie nicht erfreuen? Schöne Kleider, dann und wann ein Flirt? Mit den begehrtesten Junggesellen zu tanzen?“
    Constances Gedanken flogen zu Lord Leighton. Wie wäre es, mit ihm zu flirten? Mit ihm zu tanzen? Sie wünschte sich ein Wiedersehen mit ihm in einem schönen Kleid, einer hübschen Lockenfrisur.
    „Aber wie könnte ich an der Saison teilhaben?“, fragte sie mutlos. „Ich bin als Anstandsdame hier. Und meine Kleider …“
    „Überlassen Sie die Planung getrost mir. Ich sorge dafür, dass Sie die Einladungen zu den richtigen Bällen erhalten. Und ich bin an Ihrer Seite und werde Sie durch die gefährlichen Untiefen in der Welt der Vornehmen und Reichen lotsen. Ich mache aus Ihnen die begehrteste Frau in ganz London.“
    Constance lachte verlegen. „Ich denke nicht, dass ich mich für eine solch wundersame Verwandlung eigne, sosehr Sie sich auch bemühen mögen.“
    Francesca bedachte sie mit einem hochmütigen Blick. „Stellen Sie etwa meine Fähigkeiten infrage?“
    Constance glaubte zwar nicht daran, dass Francesca ein Wunder vollbringen würde. Allerdings zweifelte sie auch nicht daran, dass Lady Haughston ihr eine vergnüglichere Ballsaison bieten könnte, als dies in ihrer bescheidenen Position der Anstandsdame möglich wäre, die sie zum Dasein eines Mauerblümchens verdammte. Bei Tante Blanche würde diese Vorstellung allerdings wenig Anklang finden, ein Gedanke, der Constance eine gewisse Genugtuung verschaffte.
    „Ich nehme mir Ihre Tante vor“, sagte Francesca, als ahne sie Constances Gedankengänge. „Sie wird vermutlich keine Einwände erheben, da sie und ihre Töchter selbstverständlich die gleichen Einladungen wie Sie erhalten. Schon deshalb wird sie mir die Bitte nicht abschlagen. Und was Ihre Garderobe betrifft, so besitze ich ein kolossales Improvisationstalent. Wir inspizieren Ihren Schrank und prüfen, mit welchen Accessoires wir Ihre Kleider attraktiver gestalten können. Das Kleid beispielsweise, das Sie gestern trugen – ein etwas tieferer Ausschnitt mit Spitze besetzt würde genügen. Mein Mädchen Maisie ist eine wahre Künstlerin im Umgang mit Nadel und Faden. Sie könnte den Saum vorne etwas anheben und ein Unterkleid nähen. Wir müssen nur ein paar Stoffbahnen kaufen. Morgen schicke ich Ihnen meine Barouche, und Sie bringen mir Ihre besten Stücke, die sehen wir uns an und überlegen, was daraus zu machen ist.“
    Constance fühlte sich von einer schwindelerregenden Welle der Begeisterung erfasst. Aber es galt auch, an ihre Ersparnisse zu denken. Sie hatte jedes Jahr so viel wie möglich von der kleinen Erbschaft ihres Vaters zurückgelegt, in der Hoffnung, eines Tages ein eigenständiges Leben führen zu können und nicht länger auf die Gnade ihrer Verwandten angewiesen zu sein.
    Sie könnte etwas von den Ersparnissen opfern, dachte sie, um sich das eine oder andere hübsche Kleid zu kaufen. Etwas, das einen Herrn – jemanden wie Lord Leighton beispielsweise – dazu veranlasste, ihr quer durch einen Ballsaal entgegenzueilen. Was bedeutete es schon, wenn sie ein paar Monate oder Jahre länger mit ihrem Geld knausern müsste? Auch wenn eine solche Ausgabe nach sich zöge, ein Jahr oder länger bei ihrer Tante und ihrem Onkel leben zu müssen, hätte sie wenigstens einen wundervollen Sommer als Erinnerung, eine glückliche Zeit, die sie für immer im Gedächtnis bewahren könnte. Eine Ballsaison voller schöner Erlebnisse, von denen sie lange zehren könnte.
    Constance sah Francesca ernst an. „Würden Sie all das für mich tun, nur um eine Wette zu gewinnen?“
    Francescas Mundwinkel hoben sich zu ihrem katzengleichen Lächeln, ihre Augen funkelten belustigt. „Es handelt

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