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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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bildschöne Damen zu eskortieren.“
    „Und wir beschützen dich vor heiratswütigen Müttern“, scherzte Francesca.
    Leighton gab eine ebenso scherzhafte Antwort, und es entspann sich ein Wortgeplänkel zwischen den Geschwistern, während sie langsam durch die belebten Straßen Londons fuhren. Constance beteiligte sich kaum an der Unterhaltung und war damit zufrieden, den Geschwistern zuzuhören, da sie die meisten Leute, über die gesprochen wurde, ohnehin nicht kannte. Sie hatte befürchtet, den Viscount beeindruckender in Erinnerung zu haben, als er tatsächlich war. Sie hatte befürchtet, sich seine Augen dunkelblauer, sein Haar voller ausgemalt und seinem Lächeln mehr Charme zugedacht zu haben. Als sie ihn jetzt verstohlen beobachtete, stellte sie fest, dass er in Wirklichkeit noch besser aussah als in ihrer Fantasie.
    Dieser Mann hatte keinen schmeichelhaften Kerzenschein nötig, um sein Aussehen vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Die Wangen seines markant geschnittenen Gesichts waren glatt rasiert, sein blondes Haar glänzte im Sonnenlicht. Hochgewachsen und breitschultrig schien er die Barouche mit seiner Präsenz auszufüllen. Constance achtete sorgsam darauf, seine Knie nicht versehentlich mit den ihren zu berühren.
    Kein Wunder, dass er von heiratswütigen Töchtern und Müttern verfolgt wurde. Er war sehr attraktiv, nahm einen hohen Rang in der Gesellschaft ein und war zweifellos wohlhabend. Wenn sie sich recht entsann, hatte ihre Tante erwähnt, dass Lady Haughstons Vater ein Earl war. Dieser Titel würde nach dem Tod des Vaters auf den ältesten Sohn übergehen. Constance nahm an, dass Lord Leighton dieser Erbe war, sodass ihm eines Tages der ranghöhere Titel eines Earls zustehen würde. Allein die Aussicht darauf machte ihn zum begehrenswerten Heiratskandidaten. Dazu kamen gutes Aussehen und Charme – Attribute, die ihn zu einer wertvollen Jagdbeute machten, hinter der die Damenwelt her war wie eine Hundemeute hinter einem Hasen.
    Diese Überlegungen geboten Constances Träumereien Einhalt. Selbst wenn Francesca in ihrer zuversichtlichen Vorhersage recht behalten sollte und es würde ihr gelingen, für Constance in dieser Saison eine Verlobung zu arrangieren, hatte ihre Gönnerin dabei gewiss nicht an ein so hochgestecktes Ziel gedacht. Und Lord Leightons Kuss, mochte er noch so wundersame Empfindungen in Constance ausgelöst haben, besagte nichts, worauf sie irgendwelche Hoffnungen gründen könnte. Diese Episode hatte ihm nichts bedeutet. Bestenfalls war es ein Zeichen dafür gewesen, dass er sie im Moment reizvoll gefunden hatte. Schlimmstenfalls war es der Beweis dafür gewesen, dass er ein Schürzenjäger war, der jedes beliebige Mädchen küsste, wenn sich Gelegenheit dazu bot. Es hieß keineswegs, dass er auch nur einen Funken Interesse an ihr hatte, vermutlich eher das Gegenteil. Ein Gentleman machte einer Dame keine anzüglichen Avancen, wenn er sich mit ernsten Absichten trug. Lediglich bei Frauen, mit denen er nur schäkern wollte, nahm er sich derlei Freiheiten heraus.
    Constance lag freilich nicht viel daran, mit dem Feuer zu spielen und daran zu verbrennen. Allerdings gegen einen kleinen harmlosen Flirt … hätte sie nichts einzuwenden. Sie richtete den Blick auf die Straße, um das heimliche Lächeln zu verbergen, das über ihre Lippen huschte. Dem morgigen Ball sah sie mit freudiger Erwartung entgegen. Am meisten freute sie sich darauf, Lord Leighton in einem schönen Kleid und hübsch frisiert gegenüberzutreten.
    Die Kutsche fuhr an einem imposanten Backsteinhaus vor. „Aha, da wären wir“, sagte Leighton, öffnete den Wagenschlag und stieg aus. „Danke für die angenehme Fahrt.“ Er machte eine formvollendete Verneigung. „Ich freue mich, die Damen morgen wiederzusehen.“ Er wandte sich an Constance. „Und ich hoffe, Miss Woodley, Sie haben die Güte, mich für den ersten Walzer vorzumerken.“
    Constance erwiderte sein Lächeln. „Versprochen.“
    „Dann verabschiede ich mich, adieu.“ Er schloss den Wagenschlag, machte einen Schritt zurück, und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
    „Ihr Bruder ist sehr nett“, sagte Constance zu Francesca.
    „Ja.“ Francesca lächelte stolz. „Dominic ist ein liebenswürdiger Mensch. Und in ihm steckt mehr, als man vermuten möchte. Er kämpfte lange im Krieg.“
    „Tatsächlich?“, fragte Constance erstaunt. „Er war beim Militär?“ Eine ungewöhnliche Laufbahn für einen ältesten Sohn und Erben von Titel und
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