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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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Familienvermögen.
    Francesca nickte. „Er wurde sogar verwundet, hat aber gottlob keine bleibende Behinderung davongetragen. Und als Terence völlig unerwartet starb, rückte Dominic in der Erbfolge vor und sah sich gezwungen, seine Militärkarriere an den Nagel zu hängen. Ich glaube, er sehnt sich gelegentlich nach der Armee zurück.“
    Constance nickte. Nun erhellte sich ihr der Zusammenhang. Üblicherweise schlug ein jüngerer Sohn die Offizierslaufbahn ein oder ging in den diplomatischen Dienst, manch einer wurde auch Priester. Aber wenn der älteste Sohn starb und der jüngere seine Nachfolge antrat, veränderte sich dessen Leben grundlegend. Da er eines Tages Titel und Vermögen der Familie mit allen Rechten und Pflichten erbte, war er gezwungen, seine Karriere abzubrechen, um sein Leben nicht in einem Krieg aufs Spiel zu setzen. In Adelskreisen hatte der Erhalt der Erbfolge absoluten Vorrang.
    „Ich verstehe, da er nun der Erbe ist, machen alle heiratsfähigen Damen gnadenlos Jagd auf ihn.“
    Francesca lachte. „Ja, der bedauernswerte Junge. Es macht ihm keinen Spaß, das kann ich Ihnen versichern. Viele Männer genießen diese Art der Popularität, aber nicht Dominic. Natürlich wird er eines Tages heiraten, aber ich befürchte, er wird diesen Schritt so lange wie möglich hinauszögern. Allerdings flirtet er gerne.“
    Constance fragte sich, ob Francesca ihr damit einen zarten Wink geben wollte, eine versteckte Warnung, ihr Herz nicht an ihren Bruder zu verlieren. Sie warf ihrer Begleiterin einen forschenden Blick zu, konnte aber in Francescas schönem Gesicht nichts entdecken, was darauf hinwies. Im Übrigen brauchte Constance keine Warnung, ihr war vollkommen klar, dass ein Mann in Lord Leightons Position niemals eine Frau ihres Standes heiraten würde.
    Andererseits, spann Constance ihre Gedanken weiter, solange sie sich nicht in ihn verliebte, wäre doch nichts dabei, ein wenig mit ihm zu flirten. Sie würde mit ihm tanzen, mit ihm lachen, ein wenig Spaß mit ihm haben. Und das war schließlich mehr, als sie sich gestern noch von dieser Saison hatte erwarten können.
    Vor dem Haus angekommen, das ihr Onkel gemietet hatte, ließ Lady Haughston es sich nicht nehmen, Constance hineinzubegleiten. Tante Blanche quollen die Augen aus den Höhlen, als Lady Haughstons Kutscher die Berge von Schachteln und Tüten ins Haus schleppte. Auch Constance war beladen mit Kartons, und Lady Haughston trug die restlichen Tüten.
    „Mylady! Du liebe Güte! Annie, rasch, nimm Ihrer Ladyschaft die Tüten ab. Was …“Tante Blanche versagte die Stimme, sie schaute verstört zwischen ihrer Nichte und Lady Haughston hin und her.
    „Keine Sorge, Lady Woodley, wir haben nicht alle Modegeschäfte der Stadt geplündert“, versicherte Francesca fröhlich. „Wobei ich mir denken könnte, dass einige Boutiquen in der Oxford Street eiligst für Nachschub in ihrem Warenbestand sorgen werden.“
    „Constance?“ Tante Blanches Ton schwankte zwischen Entrüstung und Fassungslosigkeit. „Du hast all diese Dinge gekauft?“
    „Ja“, antwortete Constance erstaunlich gelassen. „Lady Haughston fand, meine Garderobe lässt sehr zu wünschen übrig.“
    „Aber ich bitte Sie!“, protestierte Francesca lachend. „So etwas würde ich nie sagen. Ihre Tante muss mich ja für eine unmanierliche Person halten. Ich habe lediglich vorgeschlagen, dass Sie sich etwas vorteilhafter zurechtmachen.“
    Francesca wandte sich an Lady Woodley. „Sie stimmen mir gewiss zu, dass die meisten jungen Mädchen heutzutage gar nicht ahnen, wie viele Kleider sie in einer Saison brauchen. Habe ich nicht recht?“
    Wie erwartet, nickte Tante Blanche verdutzt, da sie es niemals gewagt hätte, einer der prominentesten Damen der Londoner Oberschicht zu widersprechen. „Ja, sicher. Aber ich … nun ja … Constance, das kommt ein wenig unerwartet.“
    „Ich weiß, Tante Blanche. Aber in meinem Schrank ist sicher genügend Platz. Und Lady Haughston hat sich freundlicherweise erboten, meine Garderobe durchzusehen, um zu entscheiden, was daraus zu machen ist.“
    Der Gedanke, eine der elegantesten und vornehmsten Damen im ganzen Land beabsichtige, in die Kammer ihrer Nichte hinaufzusteigen, um ihren schmalen Kleiderschrank zu durchwühlen, in dem nur abgetragene Dienstbotenkleider hingen, brachte Lady Woodley in tiefste Verlegenheit.
    „Aber, Mylady, Sie wollen doch nicht … ich meine … Constance hätte Sie doch um Himmels willen nicht darum bitten
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