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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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aufzuschauen, „da diese Angelegenheit solche Differenzen und Unstimmigkeiten ausgelöst hat, bin ich der Meinung, du solltest den Besuch bei Lady Haughston absagen.“
    Constance versuchte, ihre Besorgnis zu verbergen, und überlegte fieberhaft, womit sie ihre Tante vom Gegenteil überzeugen könnte. „Ich möchte aber Lady Haughston nicht gerne brüskieren, Tante. Sie hat großen Einfluss in der Gesellschaft, und ihre Aufforderung, sie heute Nachmittag zu besuchen, erschien mir ausgesprochen bestimmt gewesen zu sein.“
    „Schön und gut, aber sie wird gewiss Verständnis zeigen, wenn du deinen Besuch in einem kurzen Billet absagst mit der Entschuldigung, dass du dich unpässlich fühlst.“ Lady Woodleys Gesicht hellte sich auf. „Die Mädchen und ich könnten ihr deine Entschuldigung persönlich überbringen.“ Sie nickte, sehr zufrieden mit sich. „Ja, das scheint mir die beste Lösung zu sein.“
    Constance unterdrückte mühsam ihren aufflammenden Zorn. „Aber ich fühle mich keineswegs unpässlich und möchte sie gerne besuchen“, antwortete sie ruhig. „Und ich bin mir nicht sicher, ob ihr unangemeldete Gäste willkommen sind.“
    Tante Blanche hob verblüfft die Brauen. „Sie hat uns besucht, deshalb ist unser Gegenbesuch völlig normal, ja sogar angebracht.“
    „Sie wird erzürnt sein, wenn ich nicht komme“, erklärte Constance mit Nachdruck. „Möglicherweise zieht sie sogar ihre Einladung für dich und die Mädchen zu Lady Simmingtons Ball zurück.“
    „Aber sie kann doch nicht erwarten, dass du sie besuchst, wenn du krank bist.“ Tante Blanche musterte ihre Nicht mit kaltem Blick.
    „Ich bin nicht krank.“ Constance erwiderte den Blick ungerührt.
    „Das weiß Lady Haughston aber nicht“, entgegnete die Tante halsstarrig.
    „Doch, sie wird es wissen“, sagte Constance.
    Die Augen ihrer Tante weiteten sich vor Betroffenheit. Es dauerte einen Moment, bis sie sprechen konnte. „Willst du … Willst du dich mir widersetzen?“
    „Ich werde Lady Haughston heute besuchen“, wiederholte Constance mit fester Stimme. „Natürlich will ich dir nicht widersprechen. Deshalb hoffe ich, du verbietest es mir nicht.“
    Wenn überhaupt möglich, wurde Tante Blanches Gesichtsausdruck noch bestürzter. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, machte ihn aber schnell wieder zu, was ihr eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Karpfen verlieh.
    Constance nutzte diese momentane Sprachlosigkeit, beugte sich vor und erklärte ernsthaft: „Sieh mal, Lady Haughston ist eine sehr einflussreiche Frau. Ihr Vater ist ein Earl, sie ist mit dem Duke of Rochford befreundet. Sie kann sehr viel für dich und die Mädchen tun, wie du weißt. Ich würde dir nicht raten, sie gegen dich aufzubringen, das könnte katastrophale Konsequenzen für dich und die Mädchen haben. Auch wenn du böse mit mir bist, bitte ich dich um deinetwillen, es dir nicht mit Francesca zu verderben.“
    Ihre Tante hatte sich während Constances Rede sichtlich aufgeplustert und war im Begriff, eine lange Schimpftirade gegen ihre Nichte loszulassen. Aber gerade, als sie loslegen wollte, flackerte etwas Seltsames in ihren Augen auf, eine Mischung aus Unverständnis, Neid und Fassungslosigkeit.
    „Francesca?“, stieß sie schließlich hervor. „Sie gestattet dir, sie beim Vornamen zu nennen?“
    Constance nickte. Sie hatte absichtlich den Vornamen von Lady Haughston benutzt, um ihrer Tante endgültig die freundschaftliche Beziehung, die sie mit der eleganten Dame verband, zu verdeutlichen, und war froh, dass die es in ihrer Rage überhaupt bemerkt hatte.
    „Bitte, Tante“,fuhr Constance versöhnlich fort.„Mir ist klar, dass dir das nicht gefällt. Aber denke doch an den Ball heute Abend. Und denk auch daran, dass du deiner Freundin Mrs. Merton berichten kannst, wie freundlich Lady Haughston gestern bei ihrem kurzen Besuch zu dir war. Solche Dinge könntest du in Zukunft nicht berichten, wenn du es dir mit ihr verscherzt.“
    „Du undankbare Kreatur“, zischte Tante Blanche zornentbrannt. „Nach allem, was ich für dich getan habe!“
    „Ich bin mir wohlbewusst, was du für mich getan hast, und habe Lady Haughston davon erzählt. Ich habe nicht den Wunsch, dich zu erzürnen.“ Constance zwang sich, ruhig und beherrscht zu bleiben. Sie hatte sich oft genug Tante Blanches Forderungen unterworfen aus Pflichtgefühl und dem Wunsch, in Frieden mit ihr zu leben. Aber diesmal war sie fest entschlossen, nicht klein beizugeben, selbst
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