Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
die Fenster zweier Außenmauern flutete Sonnenlicht und laue Sommerluft. Die eleganten zierlichen Möbel ließen die weibliche Hand erkennen, wobei Francesca den Fehler vermieden hatte, ihr Reich mit zu vielem Zierrat und Nippes zu überladen, wie die meisten vornehmen Damen es taten.
    Ein adrett gekleidetes Hausmädchen begrüßte Francesca und Constance mit einem höflichen Knicks.
    „Fabelhaft, Maisie“, lobte Francesca und trat ans Bett, auf dem ein blaues Abendkleid ausgebreitet lag. „Das ist das Kleid, Constance, von dem ich Ihnen erzählt habe. Maisie hat es bereits umgearbeitet. Sie hat die Rüschen und die langen Ärmel abgetrennt, es mit einem Überwurf aus hellblauem Voile ergänzt und dazu kurze Puffärmel aus dem gleichen Material genäht. Voilà! Nun ist es wie gemacht für eine junge Frau – genau passend für Sie, wie ich finde.“
    „Wenn Sie bitte mal hineinschlüpfen, Miss“, bat Maisie, „damit ich den Saum abstecken kann.“
    „Es ist wunderschön“, rief Constance begeistert beim Anblick des duftigen Wolkengebildes.
    Mit Maisies Hilfe probierte sie das neue Kleid an, drehte sich um und betrachtete sich im Spiegel, während Maisie die winzigen Knöpfe im Rücken schloss. Constance hielt unwillkürlich den Atem an. Sie sah jünger und hübscher aus, als sie erwartet hatte.
    „Es ist perfekt. O Lady … Francesca, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
    Francesca klatschte begeistert in die Hände. „Das müssen Sie auch nicht. Ihr entzückendes Aussehen ist mir Dank genug. Ich war mir sicher, dass dieses Kleid ideal für Sie ist. Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass Maisie eine wahre Künstlerin mit Nadel und Faden ist?“
    „Sie haben nicht zu viel versprochen.“ Constance konnte nicht widerstehen, sich im Spiegel zu bewundern, während Maisie vor ihr kniete, den Saum hochsteckte und ein breites Spitzenband daran befestigte.
    Die blaue Farbe betonte ihre grauen Augen und ihren hellen Teint auf sehr schmeichelhafte Weise, ihr Busenansatz hob sich schwellend über den tiefen Ausschnitt, dessen aufreizende Wirkung durch einen züchtigen Spitzenbesatz und mädchenhaft kurze Puffärmel gemildert wurde.
    „Eine winzige Kleinigkeit am Hals fehlt noch“, sagte Francesca mit schräg geneigtem Kopf. „Vielleicht eine Locke oder ein Schal. Moment, ich habe etwas Passendes.“ Als Constance protestieren wollte, schüttelte sie nur den Kopf. „Keine Widerrede. Ich borge Ihnen den Schal, dagegen ist nichts einzuwenden, habe ich recht?“
    Als Maisie mit dem Saum fertig war, legten Francesca und Constance die Kleider zurecht, die Constance mitgebracht hatte, und besprachen mit dem Mädchen die Änderungen unter Verwendung der neuen Stoffe, die zu Unterröcken und durchsichtigen Überwürfen verarbeitet werden sollten. Nachdem Maisie sich zurückgezogen hatte, um sich an die Arbeit zu machen, schnitten die beiden Frauen das schmale blaue Seidenband zurecht, das sie gestern erstanden hatten. Sie banden daraus kleine Schleifen, die Maisie in regelmäßigen Abständen an die breite Spitzenrüsche des blauen Kleides nähen wollte.
    Danach nahmen sie sich Zeit für eine Tasse Tee und Gebäck an einem schattigen Plätzchen im hübschen kleinen Garten, bevor sie mit den Vorbereitungen zum Ball begannen. Während Maisie den Damen beim Ankleiden half und ihnen kunstvolle Frisuren zauberte, plauderten sie angeregt miteinander. Constance konnte sich nicht entsinnen, wann sie zum letzten Mal so unbeschwert heiter gewesen war, ihr war beinahe, als habe sie eine Schwester. Sie hätte gerne ein besseres Verhältnis zu ihren Cousinen gehabt, die sie aber lediglich wie ein besseres Dienstmädchen behandelten.
    Schließlich waren alle Vorbereitungen getroffen. Francesca strahlte wie eine stolze Mutter, während Constance vor den Spiegel trat.
    „Du meine Güte!“, rief sie aufrichtig erstaunt.
    Maisie hatte ihr Haar zu einem Lockenkranz gedreht, an ihrem ovalen Gesicht kringelten sich winzige Löckchen, die das Licht reflektierten und ihrem Haar einen rötlichen Schimmer verliehen. Der kleine Zweig blauer Rosenblüten, den Francesca ihr gestern geschenkt hatte, war seitlich an dem Lockengebilde festgesteckt.
    Das blaue Kleid passte wie angegossen. Das Mieder betonte Constances Busen, von der hoch angesetzten Taille floss der Rock in einem weichen Faltenwurf herab, umspielte ihre Mitte und ließ ihre Figur bei jedem Schritt erahnen. Ihre Wangen waren vor Aufregung rosig, ihre grauen Augen glänzten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher