Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
sie in diesem Kleid gut aussah. Sie kleidete sich nach ihrem eigenen Geschmack, nicht nach der neuesten Mode, gerade so, wie es ihr gefiel. Doch als sie das Aufblitzen in Blakes Augen bemerkte, war sie zufrieden.
Natürlich interessierte sie sich nicht persönlich für ihn, doch sollte er merken, dass sie eine Persönlichkeit war und nicht nur ein Name, den er unter einen Vertrag bringen wollte. Ihre Arbeitskleidung trug sie in einer Tasche bei sich. Sie streckte Blake die Hand entgegen.
„Fertig?“
„Natürlich.“ Die Hand, die sich in seine legte, war kühl, sanft und sehr schmal. Er dachte dabei an Sonnenschein und feuchtes Gras. „Sie sehen zauberhaft aus“, bemerkte er.
Sie konnte nicht widerstehen, ihre Augen blitzten belustigt auf. „Natürlich“, antwortete sie und sah, dass auch er grinste. Gefährlich. In diesem Augenblick war sie nicht sicher, wer von ihnen beiden die Oberhand hatte.
„Mein Fahrer wartet draußen“, erklärte er, dann gingen sie zusammen aus der lauten Küche hinaus in den Mondschein. „Ich nehme an, dass Sie mit Ihrem Beitrag zu dem Essen heute Abend zufrieden waren. Sie sind nicht geblieben, um sich eventuelle Kritik oder auch Lob anzuhören.“
June sah ihn verständnislos an, als sie neben ihm in den Wagen stieg. „Kritik? Diese ‚Bombe‘ ist meine Spezialität,Mr. Cocharan. Sie ist immer köstlich, das braucht mir nicht erst jemand zu sagen.“ Sie strich ihr Kleid glatt und schlug dann die Beine übereinander.
„Natürlich“, murmelte Blake. „Es ist ein sehr kompliziertes Gericht“, sprach er dann weiter. „Wenn ich mich recht erinnere, dauern die Vorbereitungen Stunden.“
June beobachtete ihn, wie er eine Flasche Champagner aus einem Eiskübel nahm und sie öffnete. „Es gibt sehr wenig, das vollkommen ist nach einer nur kurzen Vorbereitungszeit.“
„Das ist wahr.“ Blake goss den Champagner in zwei langstielige Gläser und reichte eines davon June. „Auf eine lange Zusammenarbeit.“
June beobachtete ihn im Licht der vorbeifliegenden Straßenbeleuchtung. Er hat ein wenig von einem schottischen Krieger, dachte sie, und auch etwas von einem britischen Aristokraten. Eine recht außergewöhnliche Kombination, aber das Gewöhnliche hatte June noch nie interessiert. Sie stieß mit ihm an. „Vielleicht“, entgegnete sie vage. „Gefällt Ihnen Ihre Arbeit, Mr. Cocharan?“ Sie nippte an ihrem Glas, und ohne auf das Etikett der Flasche gesehen zu haben, erkannte sie, welche Abfüllung und welcher Jahrgang es war.
„Sehr.“ Auch er beobachtete sie, stellte fest, dass sie bis auf ein wenig Mascara kein Make-up benutzt hatte. Einen Augenblick lang wurde er abgelenkt durch den Gedanken, wie sich ihre Haut wohl unter seinen Händen anfühlen würde. „Und nach allem, was ich eben gesehen habe, gefällt Ihnen Ihre Arbeit auch.“
„Ja.“ Sie lächelte. „Ich tue nur das, was mir gefällt. Und wenn ich mich nicht irre, gilt das auch für Sie.“
Blake nickte. „Sie sind sehr aufmerksam, Miss Lyndon.“June hielt ihm ihr leeres Glas hin. „Sie haben einen sehr guten Geschmack, wenn es um Champagner geht“, meinte sie. „Erstreckt sich dieser gute Geschmack denn auch noch auf andere Bereiche?“
Ihre Blicke trafen sich, als er ihr Glas füllte. „Auf alle anderen Bereiche.“ Was hat sie nur vor?, überlegte er.
„Sie sind doch Geschäftsmann“, sprach sie weiter. „Sagen Sie, delegieren Geschäftsleute nicht?“
„Sehr oft.“
„Und Sie? Tun Sie das nicht?“
„Das kommt ganz darauf an.“
„Ich habe mich gefragt, warum Blake Cocharan der Dritte sich persönlich darum bemüht, eine Küchenchefin für sein Hotel zu finden.“
Er war ganz sicher, dass sie sich über ihn lustig machte. Noch besser, er war sicher, dass sie wollte, dass er es merkte. Nur mühsam unterdrückte er den aufsteigenden Ärger. „Dieses Projekt ist mir besonders ans Herz gewachsen. Und da ich dafür nur Höchstqualitäten möchte, sorge ich persönlich dafür, auch das Beste zu bekommen.“
„Ich verstehe.“ Der Wagen hielt an, und June reichte Blake ihr leeres Glas, als der Fahrer ihr die Tür öffnete. „Dann finde ich es allerdings sehr eigenartig, dass Sie LaPointe erwähnt haben, wenn Sie doch nur das Beste wollen.“ Mit einem Anflug von Hochmut in ihrem Gesicht stieg June aus dem Wagen. Das wird ihm sicher seine Arroganz vertreiben, dachte sie.
Das Cocharan-Hotel in Philadelphia war ein zwölfstöckiges Backsteingebäude. Es war im Kolonialstil der
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