Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
Absicht, sie zu kosten.
Meine Hände zittern, stellte June verärgert fest, als sie den Kühlschrank öffnete. Er hatte sie verwirrt, genau, wie er beabsichtigt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht durchschaut hatte. Natürlich hatte er sie mit seiner Bemerkung aus der Ruhe bringen wollen, aber er hatte das, was er gesagt hatte, auch gemeint, so viel hatte sie verstanden. Im Augenblick hatte sie jedoch keine Zeit, ihre Gefühle zu analysieren, sie wusste allerdings, dass ihre erste Reaktion weder Schock noch Wut gewesen war, sondern eine nervöse Erregung, die sie seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte.
Dumm, entschied sie, während sie die Eclairs auf zwei Teller aus Meißener Porzellan legte. Immerhin war sie kein Teenager mehr. Eine Affäre könnte gefährlich werden, dachte sie, eine Affäre verlangt Zeit und lenkt ab. Und es gab immer einen von beiden, der sich in solch einer Sache mehr einsetzte und demzufolge auch verletzlicher war. Sie würde nicht zulassen, dass ihr so etwas zustieß.
Doch die nervöse Erregung verschwand nicht wieder.
Ich muss etwas unternehmen wegen dieses Blake Cocharan, entschied sie, als sie Kaffee in zwei Tassen goss. Und es musste schnell geschehen. Doch das Problem war: Was sollte sie tun? Sie würde das tun, was sie immer tat, wenn sie unter Druck stand, entschied sie, sie würde die Sache beschleunigen.
„Sie werden jetzt gleich eine unvergessliche sinnliche Erfahrung machen.“Bei Junes Worten blickte Blake auf und sah sie an, als sie das Zimmer wieder betrat. Verlangen nach ihr traf ihn plötzlich überraschend wie ein Schlag. Es war eine Warnung, das Spiel mit ganzem Einsatz zu spielen, wenn er die Kontrolle darüber nicht verlieren wollte.
„Meine Eclairs nimmt man nicht auf die leichte Schulter“, sprach June weiter. „Und man isst sie auch nicht ohne die nötige Ehrfurcht.“
Er wartete, bis sie wieder neben ihm saß, ehe er ihr einen der Teller abnahm. Köstlich, dachte er, als der Duft ihm in die Nase stieg. „Ich werde mich gebührend anstrengen.“
„Eigentlich …“, June nahm die Gabel und stach ein Stück ab, „… benötigt man dafür keine Anstrengung, nur die Geschmacksknospen.“ Sie konnte nicht anders, sie hob die Gabel zu seinem Mund.
Blake beobachtete sie, während sie ihn fütterte. Das Licht, das durch das Fenster hinter ihm in den Raum fiel, spiegelte sich in ihren Augen. Ein Mann könnte sich in diesen Augen verlieren, dachte Blake, als er versuchte, darin zu lesen.
Das Eclair zerging ihm auf der Zunge, exotisch, einzigartig, begehrenswert – wie seine Schöpferin. Der erste Geschmack, wie der erste Kuss, weckte in ihm das Verlangen nach mehr.
„Unglaublich“, murmelte er, als sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. Er wollte sie schmecken.
„Aber sicher.“ Sie nahm mit der Gabel ein anderes Stück, doch in diesem Moment schloss Blake seine Hand über ihrem Handgelenk. Er fühlte, wie ihr Puls plötzlich heftiger zu klopfen begann, doch ihre Augen blickten so kühl wie zuvor.
„Ich werde mich revanchieren.“ Er hatte leise gesprochen, mit seinen Fingern hielt er ihre Hand fest, als er ihr die Gabelaus der Hand nahm. Langsam bewegte er sich, dabei hielten ihre Blicke einander gefangen. Er sah, wie ihre Lippen sich öffneten, als er die Gabel hob, sah ihre Zungenspitze. Es wäre so einfach, sie jetzt zu küssen, wegen des heftigen Pulsierens unter seinen Fingern wusste er, dass sie keinen Widerstand leisten würde. Doch er fütterte sie mit dem Eclair. Sein Magen zog sich zusammen, als er sich vorzustellen versuchte, was sie jetzt schmeckte. Noch während ihm dieser Gedanken kam, öffnete sie schon den Mund für das nächste Stück.
Es war beinahe so, als würde sie Champagner trinken, als ihr das Eclair auf der Zunge zerging. Ihre Nerven beruhigten sich, doch ihre Wahrnehmung war geschärft. Der Duft seines Rasierwassers erinnerte sie an einen Wald im Herbst, seine Augen waren so dunkelblau wie der Abendhimmel. Und als sein Knie gegen ihres stieß, verspürte sie eine Wärme, die durch die Kleidung hindurchging und sie ganz erfüllte.
Minuten vergingen, ohne dass sie überhaupt merkte, dass sie nicht sprachen, sondern einander langsam und voller Genuss fütterten. Die Intimität, die sie einzuhüllen schien, war genauso intensiv, als würden sie einander lieben. Der Kaffee auf dem Tisch wurde kalt, Schatten krochen in das Zimmer, als die Sonne versank.
„Der letzte Bissen“, murmelte June. „Hat es
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