Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
nahm ihr die Büchse ab und nippte daran. „Verbringt so die beste Nachtisch-Köchin der Welt ihre Abende?“
June zog eine Augenbraue hoch, dann nahm sie ihm die Büchse wieder ab. „Die größte Nachtisch-Zauberin verbringt ihre Abende so, wie es ihr passt.“
Blake legte ein Bein über das andere und sah June nachdenklich an. Die goldenen Fleckchen in ihren Augen waren heute Abend ein wenig gedämpft – vielleicht, weil sie so entspannt war. Ihm gefiel der Gedanke, dass er sie zum Leuchten bringen könnte, noch ehe dieser Abend vorbei war. „Das glaube ich Ihnen gern. Erstreckt sich das auch noch auf andere Gebiete?“
„Ja.“ June nahm sich noch ein Stück von dem Hähnchen, ehe sie Blake eine Serviette reichte. „Ich habe entschieden, dass Ihre Gesellschaft zu ertragen ist – im Moment wenigstens.“
Er ließ sie nicht aus den Augen, während er in den Hähnchenschenkel biss. „Ach, wirklich?“
„Deshalb sitzen Sie ja jetzt hier und essen die Hälfte von meinem Abendessen.“ Sie überhörte sein leises Lachen und legtejetzt ebenfalls die Füße hoch. Irgendwie ist das eigentlich sehr gemütlich, überlegte sie, doch dieses Gefühl machte sie auch vorsichtig. Sie war viel zu misstrauisch, um die Gefühle zu vergessen, die dieser einzige Kuss in ihr hervorgerufen hatte. Und sie war zu stur, um einen Rückzieher zu machen.
„Ich bin wirklich neugierig, herauszufinden, warum Sie mich unbedingt heute Abend sehen wollten.“ Sie warf einen Blick auf die Werbung im Fernsehen, ehe sie Blake wieder ansah. „Warum erklären Sie mir das nicht?“
Blake nahm die Plastikgabel und probierte von dem Krautsalat. „Möchten Sie den beruflichen Grund oder den persönlichen?“
Zu oft beantwortete er ihre Fragen mit einer Gegenfrage, es war höchste Zeit, ihn festzunageln. „Warum erklären Sie mir nicht eines nach dem anderen?“
Wie kann sie dieses Zeug nur essen, dachte er, als er die Gabel wieder weglegte. Wenn man sie in den elegantesten Restaurants sah – mit Blumen, französischem Wein, diskreter Bedienung, sie selbst in Seide und bei exotischen Gerichten …
„Nun, dann zuerst zu meinem geschäftlichen Grund. Wir werden wenigstens einige Monate lang sehr eng zusammenarbeiten. Da ist es doch angezeigt, dass wir einander gut kennen, dass wir wissen, wie der andere arbeitet, damit wir die entsprechenden Anstrengungen machen können, uns einander anzupassen.“
„Logisch.“ June nahm sich einige Pommes frites aus der Packung, ehe sie sie Blake reichte. „Es ist vielleicht ganz gut, wenn Sie von Anfang an wissen, dass ich mich nicht anpasse. Ich arbeite nur auf eine Art … auf meine Art. Also … was war Ihr persönlicher Grund?“
Ihm gefielen ihr Selbstvertrauen und das Fehlen jeglicher Absichtzum Kompromiss. „Persönlich finde ich, dass Sie eine sehr schöne und äußerst interessante Frau sind.“ Er beobachtete sie. „Ich möchte mit Ihnen schlafen.“
Als sie schwieg, knabberte er an einer Fritte. „Und ich denke, wir sollten einander vorher erst ein wenig kennenlernen.“ Ihr Blick verriet nichts von ihren Gedanken. Blake lächelte sie an. „Logisch?“
„Ja, und sehr egoistisch.“ Sie wischte ihre Finger an der Serviette ab. „Aber Sie sind wenigstens ehrlich. Ich schätze Menschen, die ehrlich sind.“ Sie stand auf und sah auf ihn hinunter. „Sind Sie fertig?“
Er reichte ihr den leeren Karton. „Ja.“
„Ich habe zufällig noch ein paar Eclairs im Kühlschrank, wenn Sie vielleicht interessiert sind.“
„Aus dem Supermarkt?“
Sie verzog leicht den Mund. „Nein, einige Grundsätze habe ich auch. Sie sind von mir.“
„Dann darf ich Sie doch nicht beleidigen, indem ich es ablehne, sie zu probieren.“
Jetzt musste sie doch lachen. „Ich bin sicher, Sie probieren sie nur aus Diplomatie.“
„Natürlich, und aus Gefräßigkeit“, fügte er noch hinzu, als sie bereits aus dem Zimmer ging.
Sie ist wirklich cool, dachte Blake, als er daran dachte, wie June auf seine Eröffnung reagiert hatte, dass er mit ihr schlafen wollte. Er empfand das als eine Herausforderung.
War es nur äußerlicher Schein? Wenn das so war, dann würde er gern Schicht um Schicht ihren Widerstand durchdringen. Langsam, dachte er, genüsslich, bis ich die Leidenschaft darunterentdecken kann. Und er war sicher, dass er die Leidenschaft finden würde, sie würde wie eines ihrer Gerichte sein, dunkel und verboten unter der kühlen weißen Schicht. Ehe noch zu viel Zeit verging, hatte er die
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