Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
Er legte einen Fingerunter ihr Kinn und hob ihren Kopf, sodass sie ihn ansehen musste. Mit diesem einzigen Kuss hatte er all seine beruflichen und auch persönlichen Prinzipien über den Haufen geworfen: Halte deine Gefühle im Zaum, sowohl im Geschäftsleben als auch im Privatleben, sonst machst du Fehler, die nicht wiedergutzumachen sind.
Ich brauche Zeit, dachte Blake, Zeit und Abstand. „Wir kennen einander jetzt besser“, meinte er nach einer Weile des Schweigens. „Wenn wir uns lieben, werden wir einander auch verstehen, da bin ich ganz sicher.“
Als er aufstand, blieb June jedoch sitzen. Sie war nicht sicher, ob ihre Beine sie tragen würden. „Ab Montag“, erklärte sie ein wenig fester, „werden wir zusammenarbeiten. Von da an wird es zwischen uns nichts anderes geben.“
„Wenn man so viele Verträge abschließt wie ich, June, dann begreift man irgendwann, dass Papier eben doch nur Papier ist. Es wird zwischen uns keinen Unterschied machen.“
Er ging zur Tür, er brauchte unbedingt frische Luft, um nachdenken zu können, und einen Drink, um seine flatternden Nerven zu beruhigen. Und Abstand, einen großen Abstand, ehe er alles vergaß und seinem Verlangen nachgab, diese fantastische Frau besitzen zu wollen.
Die Hand auf der Türklinke, sah er sich noch einmal um. Es lag etwas in Junes Blick, in der gerunzelten Stirn und dem ein wenig schmollend verzogenen Mund, das ihn lächeln ließ.
„Montag“, sagte er, dann war er auch schon gegangen.
5. KAPITEL
W arum um alles in der Welt konnte er nicht aufhören, an sie zu denken? Blake saß hinter seinem Schreibtisch und versuchte, sich auf einen zwanzigseitigen Vertrag zu konzentrieren, über den in einer langen Sitzung verhandelt werden sollte. Er begriff kein einziges Wort von dem, was er las. Das war sonst gar nicht seine Art. Er wusste es, er war wütend darüber und konnte es dennoch nicht ändern.
Schon seit Tagen schlich June sich andauernd in seine Gedanken und vertrieb alles andere aus seinem Kopf. Für einen Mann, der Ordnung und Selbstkontrolle als etwas Selbstverständliches ansah, war das nervenaufreibend.
Es gab keine logische Erklärung für seine Besessenheit. Er nannte es „Besessenheit“, weil ihm kein besseres Wort dafür in den Sinn kam. Sie ist wunderschön, dachte Blake und ließ seine Gedanken schweifen. Er kannte allerdings Hunderte schöner Frauen. Sie war intelligent, doch es hatte auch schon zuvor in seinem Leben intelligente Frauen gegeben. Begehrenswert – selbst jetzt, hier in seinem Büro, fühlte er, wie sich das Verlangen in ihm rührte. Doch auch Verlangen war ihm im Grunde nicht fremd.
Er liebte Frauen, als Freundinnen und auch als Geliebte. Vergnügen ist vielleicht das Schlüsselwort, dachte er. Mehr hatte er in einer Verbindung mit einer Frau nie gesucht. Aber er war nicht sicher, dass das auch das richtige Wort war, um das zu beschreiben, was zwischen ihm und June war. Sie hatte ihn zu stark und zu schnell an einen Punkt gebracht, wo die Gefahr bestand, dass er die Kontrolle über seine Gefühle verlor. Doch das hieltihn nicht davon ab, immer noch mehr zu wollen. Warum?
Blake lehnte sich zurück, nahm einen Stift und begann, seine Möglichkeiten aufzulisten.
Vielleicht bestand ein Teil ihrer Anziehungskraft auf ihn in der Tatsache, dass er sie gern überlistet hätte. Bis jetzt war es ihm jedes Mal gelungen, doch er war realistisch genug, um zu wissen, dass das keine Garantie war. Dennoch wollte er es versuchen. Wo würden sie das nächste Mal aneinandergeraten? Würde es ein geschäftliches Problem sein oder ein persönliches? Auf jeden Fall wollte er Kopf an Kopf mit ihr liegen, das wünschte er sich genauso sehr, wie er es sich wünschte, mit ihr zu schlafen.
Ein anderer Grund war der, dass er wusste, sie fühlte sich ebenfalls von ihm angezogen, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Er bewunderte sie für ihre Willensstärke. Sie misstraute einem engeren Verhältnis, wahrscheinlich wegen der gescheiterten Beziehung ihrer Eltern, nahm er an. Aber das allein konnte es nicht sein, er würde tiefer graben müssen, um ein vollständiges Bild zu bekommen.
Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Blake den Wunsch, eine Frau näher kennenzulernen, ihre Gedanken, ihre Eigenarten, was sie zum Lachen brachte, was sie ärgerte, und das, was sie vom Leben erwartete. Wenn er all das erst einmal wusste … Was dann geschah, konnte er sich nicht vorstellen. Aber mehr als alles andere wollte er sie zu
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