Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
entfernt, beschwichtigt zu sein. Sie warf das Haar über ihre Schulter zurück und sah ihn böse an. „Warum hältst du dich dann mit solchen Kleinigkeiten auf?“
„Diese Kleinigkeiten“, entgegnete er ihr, „sind dein Problem, nicht meines. Als Leiter der Küche hast du genau diese Aufgabe, nämlich die Küche zu leiten. Und wenn dein Küchenchef ständig unzufrieden ist, dann tust du deine Arbeit nicht richtig. Es steht dir frei, jeden Kompromiss zu schließen, den du für nötig hältst.“
„Kompromiss?“ Sie erstarrte. „Ich mache keine Kompromisse.“
„Indem du stur bist, wirst du in deiner Küche keinen Frieden schaf fen.“
June holte tief Luft. „Stur!“
„Genau. Also, das Problem mit Max liegt auf deiner Schulter. Ich will keine Anrufe mehr von ihm bekommen.“
Mit gefährlich leiser Stimme ließ June einen Wortschwall auf Französisch los. Auch wenn Blake nicht verstand, was sie sagte,so glaubte er es dennoch zu ahnen. Dann warf sie stolz den Kopf in den Nacken und ging zur Tür.
„June.“
Sie wandte sich zu ihm um. In diesem Augenblick erinnerte sie ihn an eine Amazone, die nicht einmal zusammenzucken würde, wenn ihr Pfeil genau in das Herz des Gegners träfe. „Ich möchte dich heute Abend sehen.“
Ihre Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Wage es nicht.“
„Jetzt, wo wir das erste Thema abgehandelt haben, ist es Zeit, das zweite Thema anzuschneiden. Wir könnten zusammen essen.“
„Du hast das erste Thema abgehandelt“, fuhr sie ihn forsch an. „Ich nehme die Dinge nicht so leicht. Essen? Du kannst mit deinen Rechnungsbüchern zusammen essen, die verstehst du wenigstens.“
Er stand auf und kam langsam zu ihr hinüber. „Wir waren uns doch einig, dass wir keine Geschäftspartner sind, wenn wir nicht im Büro sind.“
„Wir sind aber im Büro. Ich stehe hier in deinem Büro, in das ich befohlen wurde.“
„Heute Abend wirst du aber nicht in meinem Büro stehen.“
„Heute Abend stehe ich da, wo ich es will.“
„Heute Abend werden wir keine Geschäftspartner sein“, wiederholte er. „Waren das nicht deine Regeln?“
Ja, so hatte sie es gewollt, aber es fiel ihr nicht leicht, die Trennungslinie zu ziehen. „Heute Abend habe ich schon etwas anderes vor“, erklärte sie mit einem Schulterzucken.
Blake warf einen Blick auf seine Uhr. „Es ist beinahe Mittag.“ Mit einem Lächeln sah er sie an. „Während der Mittagszeit gibtes auch nichts Geschäftliches zwischen uns. Und heute Abend möchte ich bei dir sein.“ Er küsste sie sanft auf den Mundwinkel. „Ich möchte lange, zärtliche Stunden mit dir verbringen.“ Erneut küsste er sie.
Sie wollte es ja auch, warum also sollte sie sich verstellen? Mit Max und der Küche würde sie schon allein fertig werden. Sie schlang die Arme um seinen Hals und lächelte ihn an. „Dann werden wir heute Abend zusammen sein. Bringst du den Champagner mit?“
Sie wurde sanfter, aber nicht nachgiebiger. Blake fand es erregender, als wenn sie sich ihm unterworfen hätte. „Unter einer Bedingung.“
Sie lachte leise. „Unter einer Bedingung?“
„Ich möchte, dass du etwas für mich tust, was du noch nie getan hast. Ich möchte, dass du für mich kochst.“
Er sah die Überraschung in ihren Augen, dann lachte sie. „Ich soll für dich kochen? Nun, damit hatte ich jedenfalls nicht gerechnet.“
„Nach dem Essen fallen mir sicher noch einige Dinge ein.“
„Du willst also, dass June Lyndon für dich kocht.“ Nachdenklich zog sie sich ein wenig von ihm zurück. „Vielleicht werde ich das tun, obwohl das sicher mehr kostet als nur eine Flasche Champagner. Ich habe einmal in Houston für einen Ölkönig und seine Braut gekocht. Damals bin ich aber in Aktien bezahlt worden.“
Blake nahm ihre Hand und zog sie an die Lippen. „Ich habe dir eine Pizza gekauft. Peperoni.“
„Das ist wahr. Also, um acht Uhr. Und ich würde dir raten, heute Mittag nicht so viel zu essen.“ Sie ging zur Tür, dann sah sie ihn über ihre Schultern hinweg noch einmal an. „Magst du‚Cervelles braisées‘?“
„Vielleicht, wenn ich weiß, was es ist.“
Noch immer lächelnd, öffnete sie die Tür. „Geschmortes Kalbshirn. Au revoir.“
Blake starrte auf die Tür, die sich hinter ihr geschlossen hatte. Diesmal hatte sie das letzte Wort gehabt.
In der Küche duftete es nach Essen, Musik von Chopin erklang, als June die Hühnerbrüstchen in Mehl wälzte. Auf dem Herd bekam die Butter gerade einen goldenen Ton. Perfekt.
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