Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
im Abfall landen.
Als die Tür geöffnet wurde, stand Blake einer fülligeren, etwas sinnlicheren Ausgabe von June gegenüber. Das Kerzenlicht ließ den Altersunterschied schwinden, ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, genau wie er es von ihrer Tochter kannte, und sie reichte ihm die Hand.
„Hallo! June ist in der Küche beschäftigt. Ich bin ihre Mutter, Monique.“ Sie schüttelten einander die Hände. „Aber Sie kommen mir bekannt vor“, sprach sie weiter. „Aber ja!“, rief sie dann, ehe Blake noch etwas sagen konnte. „Das Cocharan-Hotel. Sie sind der Sohn – B.C.s Sohn. Wir haben einander bereits kennengelernt.“
„Nett, Sie wiederzusehen, Madame Dubois.“
„Das ist eigenartig, oui? Und lustig. Ich wohne in Ihrem Hotel, solange ich in Philadelphia bin.“
„Sie werden mich wissen lassen, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, während Sie bei uns Gast sind.“
„Natürlich.“ Sie betrachtete ihn mit den Augen einer erfahrenen Frau. Wie die Mutter, so die Tochter, dachte sie belustigt. Beide hatten einen ausgezeichneten Geschmack. „Kommen Sie doch bitte rein. June ist gleich fertig mit dem Essen. Ich bewundere immer ihre Kochkünste. Ich selbst bin in einer Küche völlig hilflos.“
„Entsetzlich hilflos“, bestätigte June, als sie mit der Warmhalteplatte das Zimmer betrat. „Sie hat immer dafür gesorgt, dass sie die Dinge so sehr verbrannt hat, dass niemand mehr wusste, was es sein sollte. Und nach einer Weile hat niemand sie mehrgebeten zu kochen.“
„War das nicht sehr intelligent von mir?“ Monique lachte. „Und jetzt überlasse ich euch beide eurem Abendessen.“
„Du kannst gern mit uns essen, Mutter.“
„Wie lieb von dir.“ Monique nahm Junes Gesicht in beide Hände und küsste sie auf die Wangen. „Aber nach dem langen Flug brauche ich meinen Schönheitsschlaf. Morgen werden wir uns unterhalten, d’accord? Monsieur Cocharan, wir werden alle zusammen essen in Ihrem wundervollen Hotel, ehe ich wieder abreise?“ Sie rauschte zur Tür. „Bon appétit.“
„Eine außergewöhnliche Frau“, meinte Blake, nachdem Monique gegangen war.
„Ja.“ June ging zurück in die Küche, um die restlichen Schüsseln zu holen.
„Sie überrascht mich immer wieder“, sagte sie, als sie zurückkam, und stellte das Gemüse auf den Tisch. Dann nahm sie ihr Glas. „Sie hat gerade zum vierten Mal geheiratet. Sollen wir darauf trin ken?“
Blake begann, den Champagner zu öffnen, hielt dann aber inne. „Klingt das nicht ein wenig zynisch?“
„Nein, nur realistisch. Auf jeden Fall wünsche ich ihr, dass sie glücklich ist.“ June hob das Glas, nachdem er ihr eingegossen hatte. „Auf die neue Mrs. Morrison.“
„Auf den Optimismus.“ Auch Blake hob sein Glas. „Wenn du meinst.“ Mit einem Schulterzucken setzte June sich an den Tisch. „Leider sah das Kalbshirn heute nicht gut genug aus, deshalb habe ich mich für Hühnchen entschieden.“
Der erste Bissen schmeckte köstlich. „Möchtest du etwas freie Zeit für deine Mutter haben, während sie hier ist?“
„Nein, das wird nicht nötig sein. Mutter wird ihre freie Zeit mit Einkaufen und in Schönheitssalons verbringen. Sie wird bald mit einem neuen Film beginnen.“
„Wirklich?“ Es dauerte einen Augenblick, dann hellte sich Blakes Gesicht auf. „Natürlich, Morrison – der Regisseur?“ Er legte seine Hand auf ihre. „Hast du denn etwas dagegen, June?“
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann aber hielt sie einen Augenblick inne. „Nein, das wäre zu viel gesagt. Ihr Leben gehört ihr ganz allein. Ich kann nur nicht verstehen, warum sie sich dauernd auf neue Beziehungen einlässt und sich durch Ehen an immer wieder neue Männer bindet. Ihre Ehen haben im Schnitt nicht länger als 5,2 Jahre gedauert. Ist das Optimismus, frage ich mich, oder ist es Einfältigkeit?“
„Monique scheint nicht gerade eine einfältige Frau zu sein.“
„Vielleicht ist es ja aber auch nur ein anderes Wort für Romantik.“
„Nein, aber Romantik steht vielleicht für Hoffnung. Nun, ihr Weg ist ja nicht der deine.“
Und trotzdem haben wir uns Geliebte aus der gleichen Familie ausgesucht, dachte June. Wie würde Blake reagieren, wenn er es wüsste? Lass die Vergangenheit ruhen, dachte sie, konzentriere dich auf den Augenblick. Sie lächelte ihn an. „Und wie findest du meine Kochkunst?“
Es ist sicher besser, ein anderes Thema anzuschneiden, dachte auch Blake. „Wie alles an dir“, erklärte er,
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