Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
beschrieb, wie er sich fühlte. Blake war stets wohler, wenn er jedem seiner Gefühle das passende Etikett geben konnte. Wie nannte man das, wenn man an eine Frau dachte, obwohl man an etwas anderes denken sollte? Welchen Namen gab man diesem ständig nagenden Gefühl?
Liebe … Das Wort stahl sich in seine Gedanken. Himmel! Blake sank in seinen Schreibtischsessel und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Er liebte sie. Es war so einfach – und so erschreckend. Er wollte bei ihr sein, wollte sie lachen hören, wollte, dass sie vor Verlangen nach ihm zitterte. Er wollte in ihre Augen sehen, wenn sie blitzten vor Erregung und vor Leidenschaft. Er wollte mit ihr zusammen ruhige Abende verbringen und heiße Nächte. Und er war ganz sicher, dass er sich all das auch noch in zwanzig Jahren wünschen würde.
Seit er zum ersten Mal die Treppe von ihrer Wohnung hinuntergegangen war, hatte er an keine andere Frau mehr gedacht. Liebe, wenn man dieses Gefühl überhaupt mit Logik in Verbindung bringen konnte, war die logische Schlussfolgerung. Ernahm eine Zigarette aus dem Etui, steckte sie aber nicht an, sondern starrte nur darauf.
Und was jetzt?, fragte er sich. Er liebte eine Frau, die ihm ihre Gefühle über gegenseitige Verpflichtungen und Bindungen ziemlich deutlich gemacht hatte. Sie wollte nichts davon wissen. Er allerdings glaubte an Beständigkeit, sogar an Romantik, er glaubte an die Ehe – auch wenn er an eine eigene Ehe noch nie gedacht hatte.
Doch plötzlich war alles anders. Er war ein Mann, der viel zu ausgeglichen war, um die Ehe nicht als eine logische Folge der Liebe zu sehen. Mit der Liebe kam der Wunsch nach Stabilität, nach Versprechungen und Dauer. Er wollte June. Blake lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er war fest davon überzeugt, dass es immer einen Weg gab, das zu bekommen, was man wollte.
Nur die Erwähnung des Wortes Liebe würde genügen, und June würde wie der Blitz verschwinden. Selbst ihm machte diese Erkenntnis noch einiges Kopfzerbrechen. Es war jedoch alles nur eine Sache der Strategie – wenigstens hoffte er das. Er musste sie einfach davon überzeugen, dass er lebensnotwendig war für sie, dass ihre Beziehung die strengen Regeln durchbrach, die sie sich selbst – und auch ihm – gesetzt hatte.
Offensichtlich war das Spiel noch nicht vorbei, und Blake hatte die Absicht, es zu gewinnen. Mit gerunzelter Stirn machte er sich daran, das Problem zu lösen.
Auch June hatte Probleme. Vier Tassen starker Kaffee hatten sie noch nicht munter gemacht. Zehn Stunden Schlaf waren gerade richtig für sie, auch mit acht Stunden kam sie noch aus. Aber in der vergangenen Nacht hatte sie erheblich weniger Schlaf bekommen, und nun war sie schlecht gelaunt. Zusammen mit dereisigen Ablehnung von Max versprach es kein sehr vergnüglicher Morgen zu werden.
„Indem wir die traditionellen französischen Beilagen zu dem Lammbraten servieren, werden wir unserer Speisekarte ein attraktiveres und gleichzeitig europäisches Flair geben.“ June faltete die Hände über den Papieren auf ihrem Schreibtisch. Sie hatte einige von Enricos Rosen mitgebracht und sie in ein Wasserglas auf ihrem Schreibtisch gestellt. Sie vertrieben ein wenig den muffigen Geruch.
„Mein Lammbraten ist perfekt, und zwar so, wie er ist.“
„Für einige vielleicht“, gab June zu. „Für meinen Geschmack ist er jedoch nur mäßig. Und mit ‚mäßig‘ gebe ich mich nicht zufrieden.“ Ihre Blicke trafen sich, keiner von ihnen war bereit, nachzugeben. „Ich ziehe ihn vor mit Clamart, Artischockenherzen gefüllt mit Buttererbsen und Kartoffeln, in Butter geschwenkt.“
„Wir haben aber immer Brunnenkresse und Pilze dazu gereicht“, widersprach Max.
June rückte eine Rose in dem Glas zurecht, die kleine Ablenkung half ihr, sich zu beherrschen. „Und ab jetzt werden wir Clamart dazu reichen.“ Sie notierte sich diese Entscheidung auf dem Notizblatt. „Was das Rippenstück anbelangt …“, sprach sie wei ter.
„Sie werden mein Rippenstück nicht anrühren.“
June hielt sich gerade noch zurück, sonst hätte sie ihn angefahren. Jeder in der Küche wusste, dass das Rippenstück die Spezialität von Max war. Am besten wäre es, in diesem Punkt nachzugeben und bei den anderen Gerichten einen festen Standpunkt zu vertreten.
„Das Rippenstück bleibt, wie es ist“, erklärte sie. „MeineFunktion hier ist, das zu verbessern, was verbesserungswürdig ist, und gleichzeitig den Standard des Cocharan-Hotels zu heben.“
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