Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
genug!“
Vielleicht war es der Schreck über die Lautstärke, in der June gesprochen hatte, oder vielleicht war die Schüssel ein wenig rutschig. Auf jeden Fall fiel den beiden die Auflaufform aus den Händen, stieß klirrend gegen die Arbeitsplatte und zerbrach in tausend Stücke, noch ehe sie auf dem Boden landete. Max und Charlie brachen gleichzeitig in wüste Beschimpfungen aus.
June wurde durch einen heftigen Schmerz in ihrem rechten Arm abgelenkt. Als sie auf den Arm blickte, sah sie, dass das Blut aus einer etwa zehn Zentimeter langen Wunde strömte. Erstaunt starrte sie auf den blutenden Schnitt, während sie nicht fassen konnte, dass Blut, ihr Blut, überhaupt so schnell floss.
„Entschuldigung“, brachte sie erst nach einer Weile hervor. „Glauben Sie, Sie werden fertig, noch bevor ich verblutet bin?“
Charlie hatte gerade den Mund geöffnet, um etwas zu sagen. Jetzt starrte er sie an, mit großen Augen blickte er auf das Blut, dann brach er in einen Schwall koreanischer Worte aus.
„Wenn Sie sich nicht immer einmischen würden“, sagte Max noch, dann sah auch er das Blut. Er wurde kalkweiß, doch dann bewegte er sich zum Erstaunen aller wie der Blitz. Er nahm ein Tuch, legte es über die Wunde.
„Hinsetzen“, forderte er June auf. „Und das hier wird aufgeräumt“, befahl er in die Runde. Im nächsten Augenblick schon befestigte er eine Aderpresse an Junes Arm. „Ganz ruhig“, sagte er unerwartet sanft. „Ich will nur sehen, wie tief die Wunde ist.“
Benommen nickte June. Es tut eigentlich gar nicht weh, dachte sie, während alles vor ihren Blicken verschwamm. Vielleicht hatte sie sich das viele Blut auch nur eingebildet?
„Was zum Teufel ist denn hier los?“, hörte sie plötzlich Blakes Stimme. „Den Krach hier drinnen hört man ja bis in den Speiseraum.“ Er kam zu June und Max hinüber, entschlossen, sie vor die Wahl zu stellen, ihren Job zu verlieren oder endlich friedlich zusammenzuarbeiten. Das blutdurchtränkte Tuch ließ ihn innehalten. „June, was ist mit dir?“
„Ein Unfall“, erklärte Max schnell, während June benommen den Kopf schüttelte. „Der Schnitt ist sehr tief. Die Wunde muss genäht werden.“
Blake hatte Max schon zur Seite geschoben. „June, wie um alles in der Welt ist das bloß passiert?“
Sie sah die Betroffenheit in seinem Gesicht und die Besorgnis, dann verschwamm wieder alles vor ihren Augen. Sie warfnoch einen Blick auf ihren Arm. ‚Spinatauflauf‘, murmelte sie, ehe sie das Bewusstsein verlor.
Das Nächste, was June hörte, war ein heftiger Streit. War sie nicht in diesem Augenblick in die Küche gekommen? Es dauerte einen Augenblick, bis sie Blakes Stimme erkannte, doch die andere Stimme, eine weibliche, war ihr fremd.
„Ich werde hierbleiben.“
„Mr. Cocharan, Sie sind kein Angehöriger. Es ist gegen die Gepflogenheiten eines Krankenhauses, das Beisein von Freunden zu gestatten, während die Patienten behandelt werden. Glauben Sie mir, es wird nur mit ein paar Stichen genäht.“
Ein paar Stiche? Junes Magen revoltierte. Sie gab es nicht gern zu, aber wenn es um Nadeln ging – um die Nadeln, die die Ärzte in einen hineinstachen –, war sie ein Feigling. Und wenn ihr Geruchssinn sie nicht täuschte, wusste sie auch, wo sie war. Vielleicht sollte sie einfach verschwinden, es könnte sein, dass niemand es bemerkte.
Als sie sich aufsetzte, fand sie sich in einem kleinen Untersuchungszimmer wieder. Auf einem Tablett neben der Liege lagen all diese schrecklichen glänzenden Instrumente.
Blake hatte aus den Augenwinkeln die Bewegung gesehen, im nächsten Moment war er neben ihr. „June, ganz ruhig.“
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Krankenhaus?“
„Notfallstation. Sie werden deinen Arm in Ordnung bringen.“
June versuchte ein Lächeln, ihr Blick fiel auf das Tablett mit den Instrumenten. „Lieber nicht.“ Doch als sie aufstehen wollte, war die Ärztin neben ihr.
„Bleiben Sie liegen, Miss Lyndon.“
June warf einen Blick in das strenge Gesicht der Ärztin, maß ihre eigene Stärke an der der Ärztin und entschied, dass sie gewinnen konnte. „Ich werde nach Hause gehen“, erklärte sie fest.
„Sie werden schön hier liegen bleiben, bis die Wunde genäht ist. Und jetzt sind Sie bitte ruhig.“
Vielleicht würde ihr ein Verbündeter helfen. „Blake?“
„Die Wunde muss genäht werden, Liebling.“
„Das will ich aber nicht.“
„Schwester“, rief die Ärztin, während sie
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