Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
ohnmächtig werden.“
„Sehr liberal und auch sehr menschlich von dir. Ich wäre gar nicht erst ohnmächtig geworden, wenn ich nicht hingesehen hätte.“
„Nach Hause, June.“
Sie reckte sich, faltete die Hände in ihrem Schoß und holte tief Luft. Es stimmte, ihr Arm tat weh, doch das würde sie niemals zugeben. „Blake, ich wiederhole mich nicht gern, aber anders scheint das nicht zu gehen. Ich nehme von niemandem Befehle entgegen.“
Eine ganze Minute lang herrschte Schweigen im Wagen. Blake fuhr nicht zum Hotel, sondern in Richtung zu Junes Wohnung.
„Dann werde ich mir eben ein Taxi nehmen.“
„Das Einzige, was du nehmen wirst, ist eine Schmerztablette, ehe ich dich ins Bett verfrachte.“
Das hörte sich wirklich himmlisch an, und dennoch wehrte June sich. „Nur weil ich dich brauchte – ein wenig, als diese Ärztin mit der Nadel in meinen Arm stach –, bedeutet das noch lange nicht, dass du jetzt über mich bestimmen kannst.“
Es gab einen Weg, sie dazu zu bringen zu tun, was er wollte. Aber der direkte Weg war vielleicht der beste, überlegte Blake. „Ich nehme an, du weißt gar nicht, wie viele Stiche sie machen musste.“
„Nein.“ June sah aus dem Fenster.
„Aber ich weiß es. Ich habe sie gezählt, es waren fünfzehn. Dann weißt du sicher auch nicht, wie dick die Nadeln waren?“
„Nein.“ June presste eine Hand auf ihren Magen und starrte ihn an. „Das ist ein unfaires Spiel, Blake.“
„Wenn es aber klappt …“ Er legte seine Hand auf ihre. „Nur ein kleines Schläfchen, June. Ich werde bleiben, wenn du willst.“
Wie sollte sie bloß mit ihm fertig werden, wenn er zuerst freundlich war, dann gemein und dann wieder zärtlich? Wie sollte sie mit sich selbst fertig werden, wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte, als sich in seine Arme zu schmiegen, wo sie sicher und geborgen war?
„Ich werde mich ausruhen.“ Und plötzlich hatte June auch das Gefühl, dass sie das brauchte, sehr sogar, aber es hatte nicht länger etwas mit ihrem Arm zu tun. Wenn er immer wieder ihre Gefühle so durcheinanderbrachte, würden die nächsten Monate schwierig werden.
„Allein“, fügte sie deshalb schnell hinzu. „Du hast im Hotel genug zu tun.“
Als Blake den Wagen vor ihrem Haus vorfuhr, legte sie schnell ihre Hand auf seine, als er den Motor ausstellen wollte. „Du brauchst nicht mit raufzukommen. Ich werde ins Bett gehen, das verspreche ich dir.“ Als sie fühlte, dass er widersprechen wollte, drückte sie seine Hand und lächelte ihn an. Wenn er jetzt mit ihr nach oben gehen würde, könnte sich alles ändern.
„Ich werde eine Schmerztablette nehmen, Musik anmachen und mich hinlegen. Mir wäre es sehr lieb, wenn du im Hotel in der Küche vorbeigehen und nachsehen würdest, ob alles in Ordnung ist.“Er sah sie aufmerksam an. Sie war blass, ihre Augen blickten matt. Er wollte bei ihr bleiben, wollte sie in seinen Armen halten. Selbst jetzt, hier im Auto, fühlte er den Abstand, der sich zwischen sie schob. Nein, das würde er nicht zulassen, entschied er. Doch im Moment brauchte sie ihre Ruhe mehr, als sie ihn brauchte.
„Wenn du es so möchtest. Ich werde dich aber heute Abend anrufen.“
Sie beugte sich zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stieg dann aus. „Danke, dass du meine Hand gehalten hast.“
10. KAPITEL
L angsam ging es June auf die Nerven. Es war nicht so, dass June Aufmerksamkeit nicht genossen hätte, sie hatte sich während ihrer Karriere daran gewöhnt. Und sie mochte es auch, wenn sie umsorgt wurde. Doch wie jeder Koch wusste, musste man Zucker vorsichtig dosieren.
Monique hatte ihren Aufenthalt auf eine volle Woche ausgedehnt, hatte erklärt, dass sie Philadelphia unmöglich verlassen konnte, während sich June von ihrer Verletzung erholte. Je mehr June die Sache herunterzuspielen versuchte, desto bewundernder sah Monique sie an. Und je mehr Aufmerksamkeit und Bewunderung sie bekam, desto mehr fürchtete June den nächsten Besuch beim Arzt.
Monique kam jeden Tag zu ihrer Tochter ins Büro, brachte heilenden Tee oder kräftigende Suppe mit und stand dann neben June, bis diese alles getrunken oder aufgegessen hatte.
In den ersten Tagen hatte June sich über so viel Fürsorge gefreut. Monique war immer sehr liebevoll und freundlich zu ihr gewesen, mütterlich allerdings nie. Allein aus diesem Grund trank June die Tees, aß die Suppen und ließ die guten Ratschläge über sich ergehen. Doch als es immer weiterging und Monique sie oft bei
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