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Ein Kuss zum Dessert (German Edition)

Ein Kuss zum Dessert (German Edition)

Titel: Ein Kuss zum Dessert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wichtigen Arbeiten störte, wurde sie ungeduldig. Vielleicht hätte sie Moniques übertriebene Aufmerksamkeiten noch ertragen können, wenn das Küchenpersonal – allen voran Max – sie nicht genauso behandelt hätte.
    Nichts durfte sie mehr selbst tun. Selbst wenn sie eine Kanne Kaffee kochen wollte, kam jemand, um ihr die Arbeit abzunehmen, und bestand darauf, dass sie sich setzte und ausruhte. JedenTag zur Mittagszeit brachte Max ihr ein Tablett mit den Spezialitäten des Tages, gekochter Lachs, Hummersoufflé, gefüllte Auberginen. June aß es, weil Max neben ihr stehen blieb, bis sie alles aufgegessen hatte – doch dabei sehnte sie sich insgeheim nach einem doppelten Cheeseburger mit Schinken und einer großen Portion gebackener Zwiebelringe.
    Türen wurden für sie geöffnet, besorgte Blicke folgten ihr, bis sie am liebsten laut geschrien hätte. Einmal, als sie jemanden anfuhr, dass sie nur eine Schnittwunde am Arm hätte und keine tödliche Krankheit, brachte ihr das lediglich eine neue Tasse Tee ein sowie einen Teller mit Vanillekeksen.
    Man brachte sie mit Freundlichkeit um.
    Und immer wenn sie glaubte, es nicht länger ertragen zu können, rückte Blake die Dinge für sie wieder zurecht. Er war nicht unfreundlich oder übersah ihre Verletzung, aber er behandelte sie auch nicht wie eine herausragende Persönlichkeit auf dem Sterbebett.
    Er wählte immer genau den richtigen Zeitpunkt, um sie anzurufen oder um in der Küche zu erscheinen. Er war ruhig, wenn sie Ruhe brauchte, er gab Befehle, wenn sie sich danach sehnte. Er verlangte Dinge von ihr, während alle anderen glaubten, sie könnte nicht einmal den kleinen Finger heben.
    Und bei ihm brauchte sie sich auch nicht zurückzuhalten oder sich schuldig zu fühlen, wenn ihr Temperament mit ihr durchging. Sie konnte ihn anschreien, ohne dabei diesen überaus geduldigen Ausdruck in seinen Augen zu sehen, den sie bei Max sah. Sie konnte vernünftig sein, ohne sich Sorgen darüber machen zu müssen, seine Gefühle zu verletzen, wie das bei ihrer Mutter der Fall war.
    Ohne sich dessen richtig bewusst zu werden, begann sie,Blake als einen ruhenden Pol in einer verrückten Welt anzusehen. Und zum vielleicht ersten Mal in ihrem Leben brauchte June solch einen ruhenden Pol.
    Genau wie Blake hatte auch June ihre Arbeit, in die sie sich vergraben konnte. Und das tat sie auch. Sie hatte lange Verhandlungen mit dem Drucker, um eine perfekte Speisekarte zu entwerfen. Dann gab es noch die Karten für den Zimmerservice, die ebenfalls gedruckt werden mussten. Stundenlang sprach sie mit möglichen Zulieferern für die Speisen, verhandelte, verlangte und genoss all das mehr, als sie sogar vor sich selbst zugeben wollte.
    Die ganze Situation verlieh ihr eine tiefe Befriedigung – vielleicht nicht die Erregung, die sie verspürte, wenn sie ein ganz besonderes Dessert schuf, aber sie stellte fest, dass es genauso befriedigend war.
    Und es ärgerte June, als man ihr nach einer besonders langen und erfolgreichen Verhandlung sagte, sie solle sich hinlegen und sich ausruhen.
    „Chérie“, meinte Monique, als June gerade den Hörer aufgelegt hatte, nach einem langen Gespräch mit dem Metzger. „Es ist Zeit, dass du eine Pause machst. Du sollst dich nicht überanstrengen.“
    „Mir geht es gut, Maman.“ June warf einen Blick auf die Tasse mit dem Kräutertee, die Monique ihr gebracht hatte. „Ich muss nur noch einmal die Verträge mit den Lieferanten durchgehen. Es ist ein wenig kompliziert, einen oder zwei Anrufe muss ich noch erledigen.“
    Wenn sie gehofft hatte, ihre Mutter so loswerden zu können, hatte sie sich geirrt. „Du hast heute schon so viele Stunden gearbeitet. Vergiss nicht, du hast einen tiefen Schock erlitten.“
    „Ich habe mir den Arm verletzt“, korrigierte June und zwang sich zur Geduld.
    „Fünfzehn Stiche“, rief Monique ihrer Tochter in Erinnerung und runzelte dann die Stirn, als June sich eine Zigarette anzündete. „Das ist nicht gut für deine Gesundheit, June.“
    „Das ist diese nervöse Spannung auch nicht“, murmelte June und räusperte sich dann. „Mutter, ich bin ganz sicher, dass Keil dich schrecklich vermisst. Du solltest nicht so lange von ihm getrennt sein.“
    „Ach ja.“ Monique seufzte und blickte dann verträumt zur Decke. „Für eine frisch verheiratete Frau ist jeder Tag, den sie von ihrem Mann getrennt ist, wie eine Woche, und eine Woche ist wie ein Jahr.“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Aber mein Keil ist ein so

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